Mittelalter Wiki
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Die Anfänge der Scholastik, die Frühscholastik, entwickelte sich vom 9. bis zum Anfang des 13. Jhs. Die Scholastik war eine Philosophie der Kirche und ihre Vorbilder waren die Philosophen des Altertums; aber nicht mehr, wie bei den Kirchenvätern, der Idealist Plato, sondern "der Vater der Logik, die lebendige Enzyklopädie aller Wissenschaften" (Erdmann): Aristoteles.

Beschreibung[]

In der römischen Kirche behauptete sich die scholastische Philosophie auch nach der Reformation noch und fand sogar seit ihrer Empfehlung in der Enzyklika "Aeterni Patris" (1879) von Papst Leo XIII. (1810-1903) einen neuen Aufschwung in der Neuzeit. Die Anfänge der Scholastik wurden geprägt von Persönlichkeiten wie Johannes Scottus Eriugena (9. Jh.), Gerbert von Aurillac (10. Jh.) und Berengar von Tours (11. Jh.).

Die "hibernische" (irische) Weisheit war berühmt. In einer Zeit, wo die wissenschaftliche Kultur sonst überall darniederlag, bildete die irische Geistlichkeit durch ihr wissenschaftliches Streben eine rühmliche Ausnahme. Von Irland aus pflanzte sich diese Kultur nach Schottland und England (in Gestalt eines Beda Venerabilis), von dort nach Frankreich (Schule Alkuins in Tours) und Deutschland (Hrabanus Maurus in Fulda) fort. So stammt denn auch der erste namhafte Philosoph der scholastischen Zeit von der grünen Erin.

Johannes Scottus Eriugena (9. Jh.)[]

Johannes Scottus Eriugena gab der menschlichen Vernunft den Vorzug vor anderen Autoritäten (z.B. der Schrift), und lehrte, dass die wahre Autorität nichts anderes als die durch die Kraft der Vernunft entdeckte Wahrheit sei. Die wahre Philosophie sei mit der wahren Religion ein und dasselbe, da beide aus der göttlichen Weisheit flossen. Als Vater der Scholastik leitete er so bereits den berühmten Universalienstreit ein, der die ganze mittelalterliche Philosophie durchzieht... Weiterlesen.

Gerbert von Aurillac (10. Jh.)[]

Das 10. Jahrhundert war in Frankreich und besonders in Italien im ganzen eine Periode der Unkultur, Sittenroheit, Unwissenheit und des Aberglaubens, und in Deutschland ließ die tatbewegte Zeit der philosophischen Muße keinen Raum. Gegen Ende des Jahrhunderts aber tat sich mit einem Male ein neues Licht in Gestalt von Papst Sylvester II. hervor. Es war der auf den päpstlichen Stuhl erhobene Gerbert von Aurillac († 1003). Er verband die Sieben Freien Künste zu einem einheitlichen Ganzen. Selbst die Theologie sah er nur als eine Wissenschaft neben den anderen an und ordente alle Einzelwissenschaften der Philosophie unter... Weiterlesen.

Berengar von Tours (11. Jh.)[]

Um die Mitte des 11. Jhs. macht sich, unter dem Einfluss von Gerberts zahlreichen Schülern, in Deutschland unter dem gelehrten Kaiser Heinrich III., in allen drei Kulturländern ein neuer wissenschaftlicher Aufschwung bemerkbar, der nie wieder ganz vernichtet worden ist.

Die wissenschaftliche Führung ging zunächst auf Frankreich über. Besonders berühmt als Pflanzstätte der Wissenschaft war die Schule von Chartres unter ihrem als "Sokrates der Franken" gefeierten Leiter Fulbert von Chartres (ca. 950-1028/1029), der mehr anregender Lehrer als origineller Denker war, seine Schüler vor Neuerungen warnte und ihnen riet, sich an die Schriften der Väter zu halten. Sein berühmterer Schüler Berengar von Tours (999-1088) beherzigte diese Warnung jedoch nicht... Weiterlesen.

Der Universalienstreit: Nominalismus und Realismus[]

Das philosophische Hauptproblem der Scholastik, das bereits bei Johannes Scottus Eriugena im 9.Jh. anklang, war der sog. Universalienstreit: Die Diskussion über das Verhältnis der Gattungsbegriffe (universalia) zu den Dingen (res). In der Einleitung des antiken Neuplatonikers Porphyrius (um 233-301/305) zu Aristoteles' logischen Schriften warf er die Frage auf, ob die Gattungsbegriffe, z.B. Eiche, Rind, wirklich d.h. dinglich oder nur in Gedanken vorhanden, ob sie körperlich oder unkörperlich seien, ob sie gesondert von den Sinnendingen oder nur in und an denselben existieren. An diese, dem Mittelalter nur in der lateinischen Übersetzung des Boethius vorliegende, Stelle knüpfte sich der fast das ganze Mittelalter durchziehende sogenannte Universalienstreit... Weiterlesen.

Peter Abälard (11./12. Jh.)[]

Im Universalienstreit nahm Peter Abälard, soweit sich aus seinen gerade in dieser Hinsicht unvollständig erhaltenen Schriften erkennen läßt, eine vermittelnde Stellung ein. Die Realität des Allgemeinen stellt sich an jedem Einzelwesen individuell dar (universalia in rebus). Die Formen (Ideen) der Dinge existierten von jeher im göttlichen Geiste als Begriffe (conceptus mentis), die der Mensch nur in den nach ihnen geschaffenen Dingen mit seinem Verstande erkennen kann... Weiterlesen.

Ausläufer der Frühscholastik (12. Jh.)[]

Die Ausläufer der Frühscholastik im 12. Jh. wurden durch Platonisierende Naturphilosophen und Dialektiker, Mystiker und Summisten bestimmt. Die verschiedenen Richtungen, die Peter Abälards vielseitiger Geist in sich vereinte, treten bei anderen seiner Zeitgenossen und Nachfolger wieder auseinander. Auch solche, die sich "reine Aufklärer" (puri philosophi) nannten, gab es damals schon; doch kennen wir von ihnen nicht einmal die Namen.

Platonisierende Naturphilosophen[]

Eine platonisierende Richtung der Naturphilosophie wurde besonders in der Schule von Chartres gepflegt. Die folgte dem Vorbild des Gerbert von Aurillac und verband mit dem Studium der Antike dasjenige der Natur. In Chartres lebten und lehrten als magistri scholae in der ersten Hälfte des 12. Jhs. die beiden gelehrten Brüder Bernhard und Thierry von Chartres (Dietrich). Im benachbarten Tours schrieb des letzteren Freund Bernardus Silvestris (1085-1160/1178), in Anlehnung an den platonischen Timäus (die damals fast einzige bekannte von Platos Schriften), seinen vielgelesenen und uns erhaltenen Megakosmus und Mikrokosmus, eine halb in Prosa, halb in Versen abgefaßte, mit mythischen Allegorien verbrämte tiefsinnige Naturphilosophie, in der von kirchlicher Dogmatik so gut wie nichts zu spüren ist... Weiterlesen.

Mystiker[]

Wollte Bischof Gilbert von Poitiers († 1154) die Scholastik als "bloße Vernunftlehre" begründen, so suchte man sie von anderer Seite zur "bloßen Religionslehre" zu machen und gelangte dadurch in den Hafen der Mystik. Viel dazu trug die aus dem religiösen Aufschwung des 11. Jhs. (Cluniazenser) hervorgegangene Kreuzzugsstimmung bei, und als deren herausragendster Träger im 12. Jh. der berühmte Abt Bernhard von Clairvaux (1091-1153), der siegreiche Gegner Peter Abälards. Als streitbarer Vorkämpfer der Orthodoxie und Mystik zugleich, verachtet er als heidnisch alles Wissen um des Wissens willen, ja überhaupt die Welt und preist als die eigentliche Tugend des Christen die Demut. Systematischer als Bernhard von Clairvaux gingen die Viktoriner Hugo von Sankt Victor (1096-1141) und Richard von Sankt Victor zu Werke... Weiterlesen.

Summisten oder Sententiarier[]

Während die Mystiker vor allem den Akt des Glaubens betonten, so wollen die Summisten oder Sententiarier dessen Inhalt mitteilen. Wie Peter Abälard sein "sic et non", so schrieb auch Hugo von Sankt Victor eine summa sententiarum, d.h. eine Sammlung theologischer Lehrmeinungen, wie gleichzeitig die Engländer Robert Pulleyn und Robert von Melun. Am berühmtesten wurde die Sammlung des Petrus Lombardus († um 1164), des sog. magister sententiarum. Seine "Vier Bücher Sentenzen" wurden für Jahrhunderte, vielleicht gerade um ihrer Farblosigkeit willen, das allgemein anerkannte Kompendium der Dogmatik und die Grundlage der theologischen Schulstreitigkeiten... Weiterlesen.

Abschluss[]

Einen passenden Abschluß dieser Frühperiode der Scholastik bildet die Gestalt des nach einem langen Leben 1180 als Bischof von Chartres gestorbenen Engländers Johannes von Salisbury. Er war fast bei allen großen Zeitgenossen (Peter Abälard, Wilhelm von Conches, Gilbert von Poitiers, Robert Pulleyn) in die Schule gegangen, aber auch bei den Alten, und eigente sich von den letzteren nicht nur ein für seine Zeit außergewöhnlich elegantes Latein, sondern auch eine gewisse den meisten Scholastikern fremde Freiheit und Feinheit des Urteils an. Gegenüber den Wortklaubereien und Spitzfindigkeiten der Dialektik machte er den Standpunkt praktischer Nützlichkeit geltend... Weiterlesen.

Blütezeit der Scholastik[]

Auf die Frühscholastik folgte dann im 13. und 14. Jh. mit Einflüssen der arabisch-jüdischen Philosophie des Mittelalters die... Blütezeit der Scholastik.

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Quellen[]

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