Mittelalter Wiki
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Der Ango (ahd. ango = "Haken, Stachel, Spitze") ist ein Speer und gehört in seiner Eigenschaft als Wurfspeer zu den Stangenwaffen. Er besteht aus einem etwa 10 cm langen, pfeilförmigen Blatt aus Eisen, Widerhaken und viereckigem Querschnitt auf einer extrem langen Tülle von ca. 1 Meter Länge. Die Tülle war mit einem Holzschaft verbunden. Die Gesamtlänge dieser Waffe betrug wahrscheinlich zwischen 2 und 3 m. Der Ango wurde als Kampf- und Jagdwaffe benutzt. [1]

Beschreibung

Der Ango war vornehmlich bei den Franken vom 5. bis 8. Jh. als eiserne Wurflanze gebräuchlich. In den althochdeutschen Glossen wird er mit aculeus oder spiculum übersetzt; altengl. onga). Er besteht aus einem langen dünnen sehr biegsamen Eisenschaft, der sich nach oben verjüngt und in einer kurzen starken, mit zwei (seltener drei oder vier) Widerhaken versehenen Spitze endet. Unten verläuft er in einer offenen, bisweilen in mehrere Streifen gespaltene, stets sehr tiefen Tülle, in der ein kurzer Holzschaft steckt, der durch Eisenringe festgehalten wird. Die durchschnittliche Länge des Eisenteiles beträgt etwas über einen Meter.

Archäologisches

Die Frage nach der Herkunft dieses eigenartigen Wurfspeertypus ist ungelöst. Der Ableitung aus dem römischen Pilum steht sein spätes Auftreten und das Fehlen von Zwischenstufen entgegen. Wie es scheint, entstand er am Rhein, auf fränkischem Boden, wo er in den (meist reicher ausgestatteten) Gräbern am häufigsten vorkommt. Über seine Verwendung bei den Franken in der ausgehenden Völkerwanderungszeit berichtet ausführlich der oströmische Historiker und Dichter Agathias (um 536-582).

Von den Franken übernahmen ihn dann die benachbarten germanischen Stämme. In den gleichzeitigen Funden aus Dänemark und Skandinavien fehlt er. Dass eine nahe verwandte Waffe den Nordgermanen aber nicht fremd war, lehrt die Darstellung auf einer Zierplatte des Wendelhelmes (etwa 600 n. Chr.) und die Schilderung von Thorulfs Lanze in der Egils saga [2], "deren Eisen zwei Ellen lang war und in eine gegen oben vierschneidige, gegen unten breitere Spitze endigte, und zwischen Spitze und Schaft lang und stark war; der Schaft war nicht länger, als dass er ihn mit der Hand erreichen konnte. Eisern war die Speerstange und der Schaft überall in Eisen gefaßt". In der fränkischen Bewaffnung der Karolingerzeit kommt der Ango noch vor und verschwindet dann am Ende des 1. Jahrtausends.

Sprachliches

Das germanische Wort *angan; altnordisch: angi, angelsächsisch: onga, althochdeutsch: ango bedeutet = "Haken, Widerhaken". Das angelsächsische onga steht auch für = "Pfeil" (mit Widerhaken). Es gehört zum neuhochdeutschen angel und ist mit lat. uncus = "gekrümmt, Haken" usw. urverwandt.

Von der Grundbedeutung "Widerhaken" ausgehend, nahm das Wort im westgermanischen Gebiet, mehrfach die Bedeutung "Pfeil oder Wurfspeer mit Widerhaken" an. So z.B. bei Beowulf (1438), wo das Wasserungetüm, das mit dem Pfeil (herestrael, of flanbogan) erlegt ist, "mittels Eberspieße, die mit Widerhaken versehen sind" (eoforspreotum heorohocyhtum), ans Ufer gezogen wird. Im Fränkischen erfuhr der Ausdruck dann eine weitere Begriffsverengung, indem er hier speziell einen Wurfspeer mit Widerhaken und langem, dünnen, biegsamen Eisenschaft im Sinne der obigen Beschreibung bezeichnete.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Ango
  2. Bartholini, Antiquitates Danicae XI 8
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