Mittelalter Wiki
Advertisement
Mittelalter Wiki

Das älteste Anker-Werkzeug, um ein Schiff am Meeresgrund zu befestigen, war ein versenkter schwerer Stein. Lag das Schiff am Ufer, so geschah dies meist wie in der von Homer geschilderten Weise, dass vom Gestade zugewandten Heck des Schiffes ein Landtau ans Ufer ging, während vom Bug der Stein ins Meer hinabgesenkt wurde.

Beschreibung[]

Solche Ankersteine waren auch in altgermanischer Zeit in Gebrauch, wie dies nicht nur die althochdeutsch Bezeichnung senchil, senchilstein, sinchala, sondern auch Funde beweisen. Ein Beispiel der einfachsten Form solcher Ankersteine gewährt ein Stück im Museum zu Stade: ein runder grauer Feuerstein von der Form eines Topfkuchens, Durchmesser 23 - 28 cm, Dicke 12 cm. Gewicht 12,3 kg. Von einer flachen Seite zur anderen geht, nicht genau in der Mitte, ein zyhndrisches Loch von 4,8 cm Durchmesser zum Durchziehen eines Taues.

Anker RdGA B1 Abb 15

Ähnliche Steine aus Gneis, Glimmerschiefer oder Feuerstein (diese mit einem natürlichen Loch, also Petrefakten) waren bis in die Gegenwart auf Rügen (Saßnitz) in Gebrauch, haben sich auch in Mecklenburg gefunden.

Holz-Stein-Anker[]

Anker RdGA B1 Abb 16

Eine etwas entwickeltere Form stellen Steine dar, die durch Verbindung mit hölzernen Haken ähnlich wie wirkliche Anker, also nicht nur durch ihre Schwere, sondern durch Einbohren in den Meeresgrund wirkten. Eine an der deutschen Ostseeküste viel verbreitete Art dieser Holz-Steinanker (in Binz und Mönchgut auf Rügen, Hinterpommern, Alsen) setzt sich zusammen aus einem Holzkreuz mit zugespitzten Armen, auf das ein länglicher Stein bis zu 50 kg Gewicht aufgesetzt ist; vier in die Kreuzarme eingelassene, aufwärts gerichtete Streben aus biegsamem Holz umgeben den Stein, werden über ihm zusammengedreht und halten ihn so fest.

Eiserner Anker[]

Der eigentliche eiserne Anker gehört zu den wenigen nautischen Dingen, die von den Germanen aus dem römischen Seewesen übernommen wurden, wie der Name beweist: anord. akkeri, altengl. ancor, ancra, ahd. anchar, ancher aus lat. ancora. Das Wort taucht zuerst im Beowulflied (um 700 n. Chr.) auf, doch fand die Entlehnung des Werkzeuges bereits in den ersten Jahrhunderten n. Chr. statt, da ein eiserner Anker der heute bekannten Form schon beim Nydamer Boot (um 300 n. Chr.) gefunden wurde.

Anker RdGA B1 Abb 17

Anker des Osebergschiffs

Der erste gut-erhaltene Anker fand sich beim Oseberger Wikingerschiff (etwa 800 n. Chr.). Er ist aus Schmiedeeisen, im Schaft 102 cm lang und gleicht im Allgemeinen den heutigen sog. Admiralitätsankern. Auffällig ist nur der sehr stumpfe Winkel, den die Ankerarme und -schaufeln mit dem Schaft bilden, sowie das Vorhandensein eines zweiten Ringes (außer dem gewöhnlichen Ankerring am Schaftende) im Ankerkreuz, an der Ansatzstelle der Arme.

Dieser diente beim Fehlen eines Ankerstockes dazu, mittels eines Taues die Ankerarme senkrecht zum Meeresboden zu stellen, wie es zum Eingraben erforderlich ist. Ein zum Anker passender hölzerner Ankerstock wurde in Oseberg nicht gefunden, dagegen ein anderer, der zu einem Anker von weit bedeutenderer Größe gehört.

Ebenso deutet die Länge von 2,70 m des beim Fund aus Gokstad (etwa 900 n. Chr.) erhaltenen Ankerstocks auf einen weit größeren Anker, da man in der Regel die Länge des Ankerstocks mit der des Ankerschaftes gleichsetzt. Die eisernen Teile des Gokstad-Ankers waren fast vollständig verrostet, dagegen erhielten sich Reste des aus Basttau bestehenden Ankerkabels. Ähnliche Anker waren seitdem allgemein gebräuchlich, was allerdings nicht ausschließt, dass für kleine Fahrzeuge die billigen Senkelsteine nach wie vor Verwendung fanden.

Befestigung[]

Der Hauptanker hatte seinen Platz gewöhnlicherweise am Bug und wurde von dort über die Reling (also ohne Klüsen) ausgeworfen. Lag man an der Küste oder im Hafen vor Anker, so wurde außerdem ein Landtau um die Poller auf der Reling geschlungen, ans Ufer genommen und dort befestigt sowie eine Landebrücke ausgelegt, die beim Gokstad-Schiff aus einer 7,40 m langen und 0,26 m breiten Fichtenplanke mit aufgenagelten Querhölzern bestand. Des Nachts wurde sie von einem Posten bewacht. Beim Ankerlichten (altnordisch: heimta upp akkeri) wurde das Ankerkabel um ein dicht vor dem Mast stehendes Bratspill, eine wagerechte Winde, gelegt und durch Drehung mit Handspaken aufgewunden. Große Schiffe führten mehrere Anker. Mitte des 13. Jahrhunderts werden bis zu sieben Anker auf einem Schiff erwähnt.

Quellen[]

Advertisement