Mittelalter Wiki
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Armschienen (armînen, brassards, brassals, brâzel) als Teil des Armzeugs der Rüstung wurden erst im späteren Mittelalter mit der Entwicklung einer vollkommeneren Schutzbewaffnung getragen.

Entwicklung

Bereits vom Ende der Jungsteinzeit (ca. 2200 v.Chr.) fand man kleine, oblonge, flachgewölbte Scheiben aus Stein oder Knochen, die an der inneren Seite des linken Handgelenkes befestigt wurden. Diese hält man durchaus bereits für Arm- oder Handschutzplatten, die von Bogenschützen gegen den Schlag der zurückkommenden Bogensehne schützen sollten.

Frühmittelalter

Im Frühmittelalters, als die Schienenrüstung neueren Typus noch nicht erfunden war, wurden Panzerhemden oder Brünnen oft mit Ärmeln angefertigt (als Armschutz mit Maschenfausthandschuh). Später bestanden diese Armschienen aus gesottenem Leder.

Hochmittelalter

Im Hochmittelalter wurden die ledernen Armschienen dann allmählich durch Eisenarmschienen ersetzt. Sie wurden z.B. als Ober- und Unterarmschinenen mit runden Mäuseln über dem Maschenpanzerhemd getragen (Bild). Allerdings waren sie nicht allgemein verbreitet. Es gab einfache, doppelte und vollständige Armschienen, womit die Rüstung des Unter- und Oberarms durch die Ellbogenkacheln verbunden war. Wenn sie nur die Aussenseite des Armes deckten, wurden sie demibrassards genannt.

Spätmittelalter

Erst zu Beginn des 14. Jhs. wurde der Unterarm der Krieger allgemein üblich an der Streckseite mit einer Eisenarmschiene geschützt. Diese hatte allerdings noch wenig mit dem späteren Armzeug der Plattenharnische zu tun. So wie dieser sich insgesamt durch ein organisches Aneinanderfügen von früher getrennten und für sich bestehenden Verstärkungsstücken bildet, standen ebenso die ersten Armrüstungsteile untereinander in keinem Zusammenhang, sondern wurden, jedes für sich, mittels Riemen an die Arme geschnallt.

Im Verlauf des 14. Jhds. vervollständigte sich allmählich der Schutz der Arme, die Armschienen wurden immer breiter, die unbedeckten Stellen immer schmaler, bis sich um 1350 die Armröhren bilden. Als Teil des Armzeugs an Plattenrüstungen bestanden die Armschienen aus einzelnen Blechstücken, welche im Armgelenk mittels des Ellenbogenstücks beweglich und durch lockere Nieten verbunden waren.

Renaissance

Auch im 15. und 16. Jh. des Spätmittelalters bzw. der Renaissance trugen die Bogenschützen noch eine Armschiene (Spannarmband, engl. brace) als Ausrüstung für die Handhabung des Bogens. Sie bestand aus Eisen und wurde zum Schutz vor der schnellenden Sehne am linken Unterarm mittels Schnüren befestigt. [1]

Bei den orientalischen Völkern war im 16. Jh. ein Verbund von Eisenarmschiene mit Metallfäustling als leichter Panzerhandschuh an der rechten Hand in Gebrauch, der sog. Elwán. Während die Metallarmschiene den ganzen Unterarm deckte, steckte die Hand in einem Fäustling, der an der Streckseite mit Panzerzeug benäht, unterhalb aber mit Damast- oder anderem Wollstoff überzogen war (Bild). [2]

Galerie

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Quellen

Einzelnachweise

  1. Boeheim, Waffenkunde. aaO. S. 392.
  2. Boeheim, Waffenkunde. aaO. S. 85.
  3. nach Charles Alfred Stothard, The Monumental Effigies of Great Britain. London, 1817–1832, Alfred John Kempe.
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