Mittelalter Wiki
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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 18. Februar 2013 als Spotlight vorgestellt.

Baldr bzw. Baldur (neuisländisch) oder auch Balder ist in der Nordischen Mythologie der Sohn Odins und der Frigga. Andere Namen sind Phol bzw. Vol - ein Gott der Jahresfülle im Sommer. Er wird hochgeehrt als der schönste, gütigste und mildeste der Asen; seine Schönheit gilt als so ausserordentlich, dass ihn stets leuchtendes Feuer umstrahlt und sein Haupt wie die Sonne erglänzt. Als Personifikation der Sonne überwinden ihn die dunkeln Mächte nur für kurze Zeit (Winter). Baldr wird auch als Gott des Friedens angesehen. [1]

Beschreibung[]

Baldurs Vater ist Odin, seine Mutter Frigg (siehe Völuspa). Seinen Sitz hat er im himmlischen Wohnsitz Breidablick (= 'Weitblick'), wo nichts Unreines geduldet wird (siehe Grimnismal. 12). In der jüngeren Snorra-Edda (I, 172 ff.) von Snorri Sturluson ist Baldur der Gemahl der treuen Nanna, d.h. die Kühne. Beider Sohn ist Forseti.

Der Gott der Frömmigkeit und Unschuld wird stets als jung und schön beschrieben, weshalb in ganz Skandinavien die Hundskamille auch Baldrsbrā = "Baldrs Braue". genannt wird. So licht und lieblich ist er von Antlitz, dass weithin heller Glanz von ihm ausstrahlt, Leib und Haare von reinster Schönheit.

Charakter[]

Über Baldrs Wesen erfährt man wenig. Er erscheint kühn und furchtlos [2], ohne dass jedoch besondere Taten seiner Tapferkeit erwähnt werden. Baldr ist auch der Feind allen Unrechts. Niemand vermochte ihn je zu tadeln, so weise und milde ist er und zugleich der beredteste der Asen. Er ist so gerecht, dass ein Urteil, welches er ausspricht, nicht mehr geändert werden kann.

Zeugnisse[]

Die Mythen und Sagen, die sich an Baldr knüpfen, kennt man nur aus nordischen Quellen. Vor allem aus der Lieder-Edda (dort im Vegtamskvidha bzw. Baldrs draumar), der jüngeren Snorra-Edda und von Saxo Grammaticus. Es nicht nicht einmal gewiss, ob bei den anderen germanischen Stämmen eine Gottheit unter diesem Namen verehrt wurde, da Baldaeg, der in den angelsächsischen Stammtafeln als Sohn Wodans auftaucht, ein unsicheres Zeugnis ist und von dem balderes des Merseburger Zauberspruches nicht feststeht, ob es Nomen proprium oder Appellativum ist.

Mythologie[]

Der Mythos von Baldur dreht sich vor allem um seinen Tod. Diesen findet er durch den blinden Hödr; und zwar fällt er durch ein zauberhaftes Schwert, den Misteltein, das in der isländischen Dichtung der Lieder-Edda (Völuspa, Baldrs draumar) zum Mistelzweig wurde.

Schwere Träume beunruhigten Baldur und verkündeten den Göttern seinen Untergang voraus. Desshalb liess seine Mutter Frigga alle Dinge der Welt schwören, Baldur nicht zu schaden. Dies geschah war auf Odins Rat, denn besorgt um seinen Sohn, ritt er nach der Unterwelt, um die Nornen wegen der Träume zu befragen. Diese sagten aus, das Schicksal habe Baldurs Untergang beschlossen, worauf Odin hoffte, durch obigen Rat demselben zu begegnen. Allein dem Schicksal unterliegen selbst die Götter, uns so konnte auch Baldur demselben so wenig entgehen, als Odin ihm entgehen wird.

Frigga nahm Eide von Feuer und Wasser, von Eisen und Erzen, Steinen und Erden, von Krankheiten und Giften, dazu von allen vierfüssigen Tieren, Vögeln u. Würmern, dass sie Balders schonen wollten. Auch alle Pflanzen waren in Eid genommen. Nur ein junger zarter Baumspross östlich von Walhalla, Misteltein bzw. Mistiltein, schien der Göttin noch zu schwach und zu unbedeutend, um ihn einen so ernsten Schwur ablegen zu lassen.

Loki hatte der Göttin dieses Geheimnis entlockt, indem er in der Gestalt eines alten Weibes sie treuherzig machte. Auf seine Veranstaltung wuchs der Baum schnell empor, und als einstmals, seiner Unverletzlichkeit sich bewusst, Baldur den Asen ein Fest gab, bei dem sie nach ihm schossen, hieben, mit Steinen und Lanzen warfen, ohne dass ihm dieses schadete, mischte sich Loki unter die Spielenden, gab dem blinden, überaus starken Hödur, Bruder Baldurs, den ausgerissenen Misteltein, lenkte seinen Arm dahin, wo Baldur stand, und dieser fiel durchbohrt zu Boden.

Trauer um Baldur[]

Jetzt war seine Wohnung Breidablick ein Aufenthalt der tiefesten Trauer; die Götter vermochten nicht einmal Rache zu nehmen an dem schändlichen Loki, denn der Aufenthalt in Asgard war eine so heilige Freistätte, dass sie selbst den grossen Verbrecher schützte, doch wurde er aus ihrer Versammlung gebannt. Um dem jungen Gott die letzte Ehre zu erweisen, wollte man ihn auf seinem Schiff, dem schönsten, das je erbaut worden, dem glänzenden Ringhorn (Hringhorni), verbrennen.

Allein ehe die Götter dazu schritten, sollte ihre Trauer noch vermehrt werden, indem die liebliche Nanna, Baldurs Gattin, vor Gram über den Geliebten Verlust plötzlich starb. Es wurden nun auf dem Schiffe zwei Scheiterhaufen errichtet, und die Leichen der Liebenden darauf gelegt; dann wollte man das Schiff in's Meer schieben, und es, von allen Seiten angezündet, den Wogen überlassen.

Doch es war nicht von der Stelle zu bewegen, obwohl Thor Rollen und Hebel unter dasselbe gesetzt hatte; in dieser Verlegenheit sandten die Asen nach der Riesin Hyrokian, welche eine grosse Zauberin war; sie kam auf einem Wolfe angeritten, welchen vier Berserker in ihrer höchsten Zornesstärke nur dann halten konnten, als die Riesin selbst ihn zu Boden geworfen hatte. Nun trat diese an das Schiff, und gab ihm einen solchen Stoss, dass es flott wurde und weit in die See flog, und die untergelegten Hölzer, durch die gewaltige Reibung, in Brand gerieten.

Thor ergrimmte hierüber in wilder Eifersucht, und hätte die Riesin mit seinem Hammer Mjölnir zermalmt, wenn die übrigen Asen nicht dazwischen getreten wären. Da sein einmal erwachter Zorn schwer ohne Blutvergiessen zu stillen war, so musste ihm auch hier ein Opfer fallen: das war der Zwerg Litur, der ihm, während er die Scheiterhaufen entzündete und mit seinem Hammer weihte, zwischen die Füsse kam. Sogleich ergriff er ihn und warf ihn in die Glut.

Alle Asen, viele Joten, Hrimthursen und Zwerge waren bei der Feierlichkeit zugegen. Sie opferten Baldur, indem jeder etwas ihm Wertvolles in die Flamme warf; auch Odin legte einen kostbaren Goldring in's Feuer, doch fand man denselben unversehrt wieder, da die Asche gesammelt wurde, und Baldurs Geist hatte, um seinen Vater zu erfreuen, demselben die Eigenschaft erteilt, dass in jeder neunten Nacht acht gleich schöne Goldringe von demselben herunter träufelten, wovon er den Namen Draupner (Tröpfler) bekam.

Hermod in der Unterwelt[]

Nach dem Leichenbegängniss sagte Frigga, wer ihre ganz besondere Gunst verdienen wolle, der möchte zur Hel herniedersteigen, um ihr ein Lösegeld für Baldur anzubieten, damit er wieder zur Oberwelt zurückkehren dürfe. Hermod, Odins Sohn', bot sich hiezu an, und erhielt des Vaters achtfüssiges Pferd Sleipner, auf dem er neun Tage und neun Nächte durch tiefe, finstere Täler und Höhlen ritt, bis er an den Fluss Gjall und dessen Brücke kam, über die er, zum Schrecken der sie hütenden Jungfrau Modgudur, sprengte.

Er wünschte zu wissen, ob sie Baldur nicht auf Hel's Wegen gesehen? 'Er ritt gestern über die Brücke des Gjall', sagte diese; willst du den Toten suchen, so musst du dich weiter rechts auf der Totenstrasse wenden. Das tat Hermode, und kam an die Hecke, die die Unterwelt umschloss; da gürtete er sein Pferd fester, nahm einen Ansatz, sprengte hinüber und fand dort auch seinen Bruder Baldur auf erhabenem Thron in der Wohnung der Hel.

Letztere wurde nun gebeten, den jungen Gott mit dem Bruder zur Oberwelt zurückkehren zu lassen, und Alles an Lösegeld zu fordern, was sie nur wünsche. Hel erwiderte, sie verlange kein Lösegeld; wenn Alles um Baldur traure, wie Hermod gesagt, solle er frei zurückkehren, doch wenn irgend ein lebendes oder lebloses Geschöpf der Erde ihn nicht beweine, müsse er in Helwed (Helheim) bleiben.

Mit reichen Geschenken und schlechtem Troste kehrte Hermod von Baldur und Nanna zurück, doch zu seinem Staunen schien der Asen Wunsch in Erfüllung zu gehen, denn die ausgesandten Boten kehrten zurück, sagend, selbst die Steine weinten um Baldur: aber der letzte der Boten fand in einer abgelegenen Höhle ein Jotunweib mit Namen Thock, welche auf seine Forderung, ihm ein Trauerzeichen um Baldur zu geben, diess entschieden verweigerte.

Der schadenfrohe Loki soll unter dieser Gestalt verborgen gewesen sein, und so tötete seine Arglist nicht nur den edlen Gott, sie verhinderte auch seine Auferstehung; daher muss Baldur in Helheim bleiben, bis zur grossen Götterdämmerung, dann öffneten sich auch die Pforten der Unterwelt und der Gott ging daraus hervor, um mit seinen Brüdern das neue Asgard, Gimle (Himmel), aufzubauen.

Rache für Baldurs Tod[]

Der Tod Baldurs wurde von seinem Stiefbruder Vali, den Sohn Odins und der Rind, bzw. Bous an Hödur gerächt, der zu diesem Zweck von Odin gezeugt wurde.

Variationen[]

In dem Mythos um Baldur, der mehrfach weitergebildet und bei Saxo Grammaticus zur Sage wurde, trat eine wesentliche Veränderung dadurch ein, dass auf Island an Hödrs Stelle der Gott Loki trat. Diese Veränderung kann allerdings nicht vor dem Jahre 1000 geschehen sein, da die eddische und skaldische Dichtung nur Hödr als Mörder Baldrs kennt. Durch diese Verschiebung wurde Hödr zum blinden Asen, der nur ein Werkzeug in der Hand Lokis war und an dem deshalb auch die Rache nicht vollzogen zu werden brauchte. In diese spätere Dichtung mischten sich auch christliche Züge.

Snorra-Edda[]

In dieser späten Gestalt, zum Teil mit eigenen Zusätzen und Kombinationen, erzählt auch Snorri Sturluson den Baldr-Mythos (Snorra-Edda. I, 172 ff.). Infolge der schweren Träume, die der Gott gehatte, nimmt Frigga allen Gegenständen den Eid ab, Baldur kein Leid zuzufügen. Nur der unscheinbare Mistelzweig wird nicht vereidigt.

Jetzt schießen und werfen die Götter mit Steinen nach Baldur; nichts verletzt ihn. Loki ist darüber erzürnt, erfährt, dass der Mistelzweig nicht vereidigt ist, holt ihn, drückt ihn dem blinden Hödr in die Hand und veranlaßt so den Tod des Gottes. Alsdann folgt der feierliche Leichenbrand Baldrs, dargestellt nach dem Gedicht des Ulf Uggason, das dieser im Ausgang des 10. Jhds. nach dem Gemälde in der Prachthalle des Olafr pai verfaßt hat.

Auf Veranlassung der Frigg reitet dann Hermodr zur Hel, damit er Baldur wieder zur Oberwelt bringe. Diese verspricht auch die Rückkehr, wenn alle Kreaturen und Gegenstände Baldrs Tod betrauern würden. Nur die Riesin Thokk, in der der verkappte Loki sich befindet, weigert sich, und so muß Baldur im Reich der Hel bleiben. Nach diesem vergeblichen Versuch beschließen die Götter die Rache: Loki wird gefangen und in einer Felsenhöhle angeschmiedet.

Saxo Grammaticus[]

Eine andere Darstellung des Baldermythus gibt der dänische Geschichtschreiber Saxo Grammaticus, nach dem nur Balderus ein Sohn Odins, sein Gegner (Hotherus) dagegen ein schwedischer Königssohn ist, der später auch die Krone von Dänemark erlangt. Saxo Grammaticus (Hist. Dan. I, S. 110 ff.) bietet eine zweifache Darstellung von Baldurs Ende, in der einen ist der Mythos euhemeristisch dargestellt, in der anderen erscheint er als Heldensage. Jene zeigt auffallende Übereinstimmungen mit dem Mythos von Frey und Gerdh.

Balderus erblickt im Bade die Nanna, die Geliebte des Hotherus, und ist von ihrer Schönheit so entzückt, dass er um sie während Hotherus' Abwesenheit wirbt. Er wird jedoch von dem Mädchen zurückgewiesen. Darauf entbrennt der Kampf zwischen Hotherus und den Göttern, der dadurch zu deren Niederlage führt, dass Hotherus mit dem Zauberschwert des Mimingus dem Thor die Keule aus der Hand schlägt und ihn so der trefflichsten Waffe beraubt.

So fiel Baldur in der Quelle Saxos in diesem Kampf, wenn auch Saxo nur von der Flucht spricht. Hotherus tötete Baldur, nachdem dieser in den Besitz des einzigen Schwertes gelangte, das den Gott zu verletzen vermochte. Doch Bo, ein Sohn Odins und der Rinda, übt Blutrache an Hotherus, worauf diesem sein Sohn Rörikus in der Königswürde folgt.

In der zweiten Darstellung wurde der Mythos zur Sage. Hotherus führt den Kampf nur gegen Baldur; die anderen Götter tauchen nicht auf. Auch Nanna spielt hier keine Rolle; es handelt sich mehr um einen Kampf um den Besitz von Dänemark. Die Dänen geben Balderus Dänemark, und so sieht sich Hotherus nach einer Niederlage zur Flucht nach Schweden genötigt. Aber auch dies Land verläßt er.

In der Einsamkeit, wohin er sich zurückzieht, erfährt er von Jungfrauen, dass Baldur durch eine bestimmte Speise seine Kraft besitze; wenn er diese erlange, werde er über Baldur Herr werden. Nach dieser Erkundigung nimmt Hotherus von neuem den Kampf auf, schleicht sich während der Nacht heimlich in Baldrs Lager, weiß durch List die Jungfrauen, die die Speise bereiten, zu gewinnen und erhält nun von ihnen die Speise und einen siegverleihenden Gürtel. Dadurch ist Baldrs Schicksal besiegelt. Auf seinem Heimweg trifft ihn Hotherus und bringt ihm die Todeswunde bei, an der er am dritten Tage stirbt. Später übernimmt Baldrs Bruder Bous die Rache.

Verehrung[]

Baldur wurde überall im Norden verehrt und höchstwahrscheinlich waren sehr alte Kulte mit ihm verbunden; nachweisen lassen sich jedoch keine, wie man überhaupt keine sicheren Zeugnisse eines Baldrkultes hat. In Norwegen hatte er jedoch einen weitberühmten Tempel, Baldrshagi, Baldersgehege, eine eingehegte Friedstätte, die niemand schädigen durfte.

Interpretationen[]

Der Baldurmythos wurde auf vielfache Weise gedeutet. Zweifellos gliederten sich an den ursprünglichen Kern der Erzählung im Laufe der Zeit, vor allem in den Darstellungen, die Saxo Grammaticus bietet, verschiedene Märchenmotive an.

Wenn man von der ältesten Form ausgeht und den Namen Baldur mit bal (= 'licht', 'glänzend') zusammenbringt [3], so liegt es am nächsten, im Baldr-Mythos einen alten Mythos vom Tod des lichten Himmelsgottes zu erblicken, nach dem der Lichtgott vom Dämon der Finsternis vernichtet wird. Vor allem Saxos Erzählungen deutete man gewöhnlich auf alten Jahreszyklus: Baldur als den lichten Gott des Sommers, das Licht in seiner Herrschaft, das alljährlich der Macht des Winters erliegt. Sein Tod als Neige des Lichts.

Sein Bruder Hödur als das Dunkel des Winters, ist lichtlos. Die Mistel als Symbol des düsteren Winters war die einzige Waffe, die Baldur töten konnte. Seine Gattin Nanna (als das Pflanzenleben), die ihm in den Tod folgt (so nach dem isländischen Bericht) oder als Beute dem Gegner zufällt (dies ist die ursprüngliche Form der dänischen Sage, die Saxo Grammaticus bereits verändert vorfand, wenn er sie nicht aus Vorliebe für das dänische Königsgeschlecht wissentlich änderte).

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 390.
  2. Fornaldar Sögur Nordrlanda I. Kjobenhavn 1829/30. S. 373.
  3. Zeitschrift für deutsches Altertum. Berlin, 1841. 25, 237ff.

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