Mittelalter Wiki
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Die Birne (Pyrus communis L.) kommt in fast ganz Europa vor. Der Holzbirnbaum fehlt heute nur in Skandinavien, Finnland, Estland, Livland und im nördlichen Russland. In den Mooren von Crossness in Essex (England) kam Holz des Birnbaums aus der vorrömischen Schicht zutage [1].

Geschichte[]

Schon in den steinzeitlichen Pfahlbauten von Robenhausen, Wangen und St. Blaise (Schweiz) und in denen von Bardello bei Como und den Terramaren der Emilia aus der Bronzezeit wurden getrocknete Birnen gefunden, allerdings weit seltener als Äpfel. Die Birne wurde ebenso bereits, obwohl sich von ihr kein alter Name erhalten hat, wahrscheinlich schon in der Urzeit angebaut.

Doch ist wohl unter diesem prähistorischen Obstbau keine Veredlung durch Pfropfreiser vorzustellen; die Kultur bestand in der Anpflanzung auf günstigem Boden in der Nähe der Wohnungen. [2]. Auch wenn die Birne also schon genausolange wie der Apfel kultiviert wurde, erreichte sie lange nicht dieselbe hohe Bedeutung als menschliches Nahrungsmittel wie jener.

Antike[]

Die eigentliche Kulturbirne (Pyrus communis L.) erhielten die Kelten und Germanen erst von den Römern, wie die Entlehnung des lateinischen Namens beweist. Die ahd. bira, mhd. bir, plur. birn, nhd. obd. bier, hd. birne (mit n aus dem Plur.) ist eine sehr alte Entlehnung aus vulglat. pira, klasslat. pirum, das sich um 400 wandelte zu: it. span. pera, frz. poire. Das anlautende b statt p erklärt sich wie in got. baírabagms - 'Maulbeerbaum'. durch volksetymologische Andeutung an beran - 'tragen'.

Das Wort wurde offenbar gleichzeitig mit Pflaume, Pfirsich, Kirsche in den ersten Jahrhunderten entlehnt. Dass unter den Saalburgfunden Birnenkerne fehlen, spricht nicht für das Gegenteil; auch Apfelkerne sind nicht erhalten: die zarteren Kerne dieser Obstarten wurden von Nagetieren zerstört, deren Kiefer ebenfalls in den Brunnenschächten gefunden wurden. Wenn im 1. und 2. Jhd. n. Chr. im rechtsrheinischen Germanien bereits alle wichtigeren Obstarten gebaut wurden, ist es undenkbar, dass nicht auch die Birne vorhanden gewesen sein sollte.

Spätantike / Völkerwanderungszeit[]

Um 500 n. Chr. empfiehlt der griechische Arzt Anthimus in seinem Werk "De observatione ciborum" den Verzehr von: „... süßen und gut am Baum gereiften Birnen, die Gesunden und Kranken bekommen. Denn harte und saure Birnen schaden schwer...“ [3]

Frühmittelalter[]

Im Capitulare de villis von Karl dem Großen (ca. 800), in den beiden Inventaren kaiserlicher Gärten (812) und im Grundriß des Klostergartens von St. Gallen (820) steht der Birnbaum mit dem Apfelbaum an der Spitze der anzubauenden Obstbäume, und es ist schon von verschiedenen Birnensorten (pirarii diversi generis) die Rede.

Nach Niederdeutschland wurde die Birne zuerst von Oberdeutschland her eingeführt: and. -bira, -bera, mnd. bere, nnd. beer, beerboom. [4] Dagegen beruht das ndl. peer wie ags. pere, ne. pear auf direkter Entlehnung aus roman. pera. Beide können des e wegen erst nach 400 entlehnt sein, da die älteren, noch auf dem Kontinent aufgenommenen angelsächsischen Lehnwörter wie biscop, trifot, sigil, pic, pise durchweg noch i zeigen. Doch setzt ags. pirie - 'Birnbaum' vielleicht ein zugehöriges älteres *pire - 'Birne' voraus. Jedenfalls war der Birnbaum den Angelsachsen von den frühesten literarischen Zeiten an wohlbekannt; sein Name begegnet bereits in den ältesten Glossaren (8. Jhd.).

Den Skandinaviern wurde die Birne durch die Angelsachsen gebracht, wie der Name anord. pera, dän. pære, schw. päron beweist. Sie wird in den Thulor (V. 437) und in der Karlamagnussaga (Kap. 14, I) erwähnt, spielte aber im Norden, wie der Obstbau überhaupt, vor dem 14. Jhd. keine Rolle.

Als Heilzpflanze[]

Der Birnbaum wurde auch als Heipflanze genutzt. Die Frucht gilt als harntreibend und desinfizierend. Birne eignet sich zudem als Diätkost bei Herz- und Kreislauferkrankung, Bluthochdruck, Blasenentzündung, Nierenkrankheiten und stärkt den Magen. Einzunehmen als Kompott oder Birnensaft.

  • Nieren- und Blasentee: 1 Teil Birnenblätter, 1 Teil Birkenblätter, 2 Teile Goldrutenkraut. 2 Teelöffel für 1 Tasse, 5 min. ziehen lassen, 2-3 Tassen pro Tag. [5]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. O. Reid: Origin of the British Flora. S. 119
  2. Die Prähistorische Pflanzenreste Mitteleuropas, mit besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Funde (Google Books). Ernst Neuweiler. Zürich 1905; Sonderabdruck aus Band 50 von Vierteljahrsschrift der naturforsch. Gesellschaft. Zürich, 1905. S. 55
  3. Epistula Anthimi ad Theodoricum regem (Fol. 74v) im Lorscher Arzneibuch (Digitalisat mit deutscher Übersetzung der Staatsbibliothek Bamberg; Kaiser-Heinrich-Bibliothek)
  4. Vorstudien zu einem altniederdeutschen Wörterbuche (Google Books). Johan H. Gallee. E. J. Brill (1903). Reprint HardPress, 2013. ASIN: B009MPMTZ8. S. 538, 540
  5. Keltenwelt.de - Heilkräuter (Internet Archive). Version vom 17. Mai 2001.
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