Mittelalter Wiki
Advertisement
Mittelalter Wiki

Buckelverzierungen sind eine Art der Ornamentik, besonders der Tongefäßornamentik. Die danach benannten Buckelgefäße tauchen bereits auf der steinzeitlichen Keramik des Endneolithikum (ab 2800 v.Chr.) auf und finden sich besonders häufig bei der Keramik der Bronzezeit.

Beschreibung[]

Buckel als Tongefäßornamentik sind rund bis oval. Sie können aufgesetzt, herausgedrückt oder eingezapft sein. Sie sind ausschließlich auf dem größten Gefäßdurchmesser, der Schulter, angebracht und finden sich auf vorrangig auf Terrinen und Kannen. Verschiedene Buckelvarianten können nicht nur zeitlich, sondern auch regional verschiedenen Landschaften zugeordnet werden. Man unterscheidet z.B. zwischen:

  • Buckeln im bunten Stil - Hier ist der Hofbuckel mit anderen Ornamenten, wie runden Dellen, nach außen gebogenen Dellen sowie Rillen kombiniert. Sie finden sich von der unteren Neiße und mittleren Oder, vermehrt in Polen einschließlich des Warthe-Netzetales.
  • Gratbuckeln - Diese haben anstatt der runden Warze einen länglichen Grat. Auch sie können als Buckel im bunten Stil in Kombination mit anderen Verzierungen auftreten. Sie finden sich ebenso von der unteren Neiße und mittleren Oder, vermehrt in Polen einschließlich des Warthe-Netzetales finden.
  • Hofbuckeln - Sie besitzen um die Warze einen einfachen, abgesetzten, geschlossenem Hof.
  • Sächsischen oder barocken Buckeln - Bei dieser Variante schwingt die Warze nach oben. Sie sind längs der Spree bis nördlich in den Kreis Lebus verbreitet und finden sich häufig in Sachsen.
  • Zonenbuckeln - Diese gingen aus den Hofbuckeln hervor, sind meist mehrfach halbkreisförmig umrieft oder umrillt und kommen häufig in Kombination mit anderen Verzierungen wie hängenden Strichgruppen und Dellen vor.

Steinzeit[]

Die Buckelverzierungen der steinzeitlichen Keramik und auf der Keramik der Bronzezeit entstanden möglicherweise aus dem technischen Vorbild der Korbflechterei (s.a. Korbstil). Ihre Grundform ist die Schale in der Form der neuzeitlichen Milchsatte mit einem Holzboden unten, einem tragenden Ring oben und vier oder sechs Spanten zur Verbindung beider. Wo die Spanten oben am Ring befestigt wurden, entstand ein kleiner Knubben, der oft zur Anbringung des Strickhenkels benutzt und oft auch ornamental weiter ausgestaltet wurde. Diese Ornamentik erscheint besonders in den Donaukulturen (ca. 5000-3500 v. Chr.), wo künstlerische Stilelemente der nördlichen Kulturen mit südeuropäischen Einflüssen zusammenkamen.

Bronzezeit[]

Buckelgefäße, RdGA Bd1, Taf

Verschiedene Buckelgefäßformen

Wo die nördliche Buckelkeramik auf die südliche Spiralverzierung traf, verschmolzen beide Ornamentiken vielfach miteinander. So entstanden z.B. die bronzezeitlichen Buckelgefäße des Lausitzer Typus, wo häufig der Buckel zusätzlich durch konzentrische Kreise betont wird. Ähnliche Gefäße fanden sich auch in Ungarn und Troja (VII. Ansiedlung). Die Buckelverzierung ist kennzeichnend für diese Gefäße der mittleren Bronzezeit (1.600-1.300 v. Chr.). In diese frühe Zeitstufe sind die „Hofbuckel“ einzuordnen, die auch noch in der frühen Fremdgruppenzeit (1300-1100 v. Chr.) auftreten.

Während die sächsischen oder barocken Buckel eine eher westlich orientierte Verbreitung längs der Spree bis nördlich in den Kreis Lebus besitzen und häufig in Sachsen vorkommen, sind die Gratbuckel und die Buckel im bunten Stil vorwiegend im Osten verbreitet. Sie finden sich an der unteren Neiße und mittleren Oder, vermehrt in Polen einschließlich des Warthe-Netzetales. Weiterhin werden nicht nur regionale, sondern auch zeitlich unterschiedliche Buckelverzierungen unterschieden. Buckel können auch noch später als Zonenbuckel bis in die Jüngstbronzezeit (920-720 v. Chr.) vorkommen.

Völkerwanderungszeit[]

Während der Völkerwanderungszeit (375-568) tauchte die Buckelverzierung in Böhmen, der Altmark und Altsachsen (Land Hadeln) erneut als Tongefäßornamentik auf. Der deutsche Prähistoriker Carl Schuchhardt (1859-1943) versuchte darin einen Zusammenhang mit den Buckelgefäßen des Lausitzer Typus, bzw. überhaupt mit der formellen und dekorativen Eigenart dieser Keramik zu bringen. Schuchhardt sah in der Formgebung ein Wiederaufleben der alten, durch den Korbflechtstil bedingten Zierweisen neolithischer und bronzezeitlicher Keramik. So entstand zeitweise die Ansicht vom unentwegten Festhalten an uralten künstlerischen Eigentümlichkeiten der Germanen.

Quellen[]

Advertisement