Mittelalter Wiki
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Die Anfänge des Dämonenglaubens im germanischen Raum liegen in der Belebung der Natur. Die ganze Natur, die Mineral-, Pflanzen- und Tierwelt, wurde mit einer Schar Dämonen erfüllt, die mal helfend, mal schädigend in die Geschicke der Menschen eingriffen, ohne dass man sich eine bestimmte Vorstellung von ihnen machte.

Beschreibung[]

Das Wort Dämon fand durch die kirchliche Literatur des frühen Mittelalters in Mittel- u. Nordeuropa Eingang. Die Griechen, die das Wort prägten, bezeichneten damit Augenblicksgötter, die jedes Ereignis, jeder beliebige Gegenstand, der das Gemüt beherrschte, erzeugen konnte, zugleich aber auch die Schicksalsmacht, die den Menschen während des Lebens begleitete [1], und andererseites auch die freiwandelnde Seele der Menschen, die alle möglichen Gestalten annehmen konnte [2].

Die Dämonen waren also bei den Griechen Natur-, Ereignis- und Seelengeister. In dieser umfassenden Bedeutung kam das Wort auch in die deutsche Sprache, da die germanischen Völker dieselben Wesen kannten. Hier war die Bezeichnung dafür bald holdo (die Holden, vgl. mhd. wazzerholde, brunnenholde) bald unholdo ('Unhold'), je nachdem die Furcht vor dem dämonischen Wesen oder die Überzeugung von ihrem Beistand vorherrschte.

Naturgeister[]

Der Dämonenglaube ist der Niederschlag der verschiedenen Perioden religiösen Lebens aus der Zeit, da man die ganze Umgebung mit Lebewesen und Geistern erfüllt dachte, da man in jedem bewegenden Ereignis des Lebens die Tätigkeit dieser Geister sah, aber auch aus der Periode, da man die Seelen Verstorbener in der Natur und den Ereignissen wähnte. Eine Grenze zwischen den mythischen Erzeugnissen der Naturbeseelung und des Seelenglaubens lässt sich nicht ziehen; beide gehen oft ineinander über oder nebeneinander her. Auch hörte die mythenbildende Kraft des Volkes nie auf, sondern noch schuf auch in späteren Zeiten unter dem Einfluss der Natur, der Ereignisse, des Seelenglaubens neue Dämonen nach Analogie der überlieferten.

Arten[]

Die Phantasie gab diesen Dämonen Tier- oder Menschengestalt, zumal als der Dämonenglaube mit dem Seelenglauben verbunden war, und so entstand eine ganze Schar Tier- und Menschen-ähnlicher Wesen, die in Mythen, Sagen und Märchen eine wichtige Rolle spielen. Je nachdem ob die Naturerscheinung, der Gegenstand, das Ereignis nun Furcht oder Behagen im Menschen erweckte, entstanden Dämonen, vor denen man Furcht oder an denen man seine Freude hatte. Die einen waren hauptsächlich durch die Riesen und Trolle vertreten, die anderen durch die Elfen.

Man kann nicht sagen, dass jene böse gewesen wären - eine Unterscheidung zwischen guten und bösen Dämonen in ethischer Beziehung kannten die Germanen nicht -, sondern auch sie werden oft harmlos, ja den Menschen gegenüber sogar wohlwollend gedacht (vgl. Rübezahl). Anderseits können auch die elfischen Dämonen zürnen, wenn sie von Menschen beleidigt werden. Der Eindruck, den die Gegenstände oder die Vorgänge im Leben und in der Natur auf den Menschen machten, bestimmte die Gestalt, die er den Dämonen gab: mal waren sie übernatürlich groß, mal außergewöhnlich klein. Spielte die Vorstellung von Seelengeistern in den Dämonenglauben, so hatten sie normale menschliche Größe.

Nicht selten hatten die Dämonen auch Tiergestalt: als Wolf oder Hund, als Adler oder Schwan, als Wiesel oder Maus und dgl. begegnen sie. Wie sie Furcht oder Behagen erzeugten, so pflegte sie die Phantasie; in Märchen und Sagen fanden sie Eingang und wurden oft in Volksliedern besungen.

Lebensräume[]

Als Naturgeister hausten die Dämonen in der Luft, in den Wolken, in den Gewässern, im Gewitter; sie brachten Krankheiten über Menschen und Tiere, vernichteten im Hagelwetter die Saaten, ja nahmen zuweilen sogar an Kämpfen teil. Wo man nutzbringende Dämonen wähnte, wie in Quellen oder in Wäldern, galt der Ort als heilig und niemand durfte ihn entweihen.

Sie schalteten und walteten überall in der Umgebung des Menschen. Sie verfolgten Sonne und Mond, sie lebten auf Bergen und in Meeren, zeigten sich in den Wolken, den Wäldern, in den Saaten der Felder, hausten im Sturm, Hagel und Gewitter, im Nebel, in der Luft, wohnten in Flüssen, im Haus, auf Schiffen, in Bäumen und Sträuchern. Hier verlangten sie ihre Spenden, durch die der Mensch entweder ihr Wohlwollen erhalten oder ihren Zorn besänftigen konnte.

Denn wie der Mensch waren auch die Naturdämonen mit menschlichen Eigenschaften und Neigungen behaftet, nur dass diese bei ihnen einseitig und in außergewöhnlichem Maße vorhanden waren. Oft riss die Volksdichtung sie ganz von ihrem Ursprungsgebiet losg, und nur das Typische, das den einzelnen Klassen eigen ist, blieb erhalten.

Im Christentum[]

Als die christlichen Bekehrer gegen den Glauben an diese heidnischen Wesen auftraten, bezeichneten sie diese nur als Unholde [3]. So verdrängten die Unholden die Holden, und man begriff unter jenen zugleich mit die heidnischen Götter.

Abwehr[]

Gegen die Dämonen versuchte man sich durch verschiedene Zauber zu schirmen oder alle möglichen Arten Amulette, die man bei sich trug oder an bestimmten Orten niederlegte, die den Dämonen besonders ausgesetzt waren. Wurde dem Schutzmittel besondere Verehrung zuteil, so wurde es zum Fetisch.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Usener, Götternamen. S. 292 ff.
  2. Rhode, Psyche. 2. Auflage. Bd. I, S. 95 ff. Bd. II, S 178 ff. 316 ff.
  3. Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem 8.-12. Jh. (Internet Archive). Müllenhoff und Scherer. 2. Aufl. Berlin : Weidmann, 1873. S. 51, 52
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