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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 13. Juli 2012 als Spotlight vorgestellt.

In der Aachener Pfalzkapelle, dem heutigen Aachener Dom, wurden über einen Zeitraum von 600 Jahren mehr als 30 römisch-deutsche Könige gekrönt, die sich in der direkten Nachfolge Karls des Großen sahen. [1]

Beschreibung[]

Die Aachener Pfalzkapelle wurde zwischen 796-804 von Karl dem Großen erbaut und trat an die Stelle einer kleinen merowingischen Basilika. Es war der bedeutungsvollste Zentralbau des Nordens im 1. Jhd. n. Chr. Die Kapelle besteht aus einem achteckigen hochgeführten Mittelraum, der von Emporen umgeben ist und mit einer achtseitigen Kuppel überdeckt wird.

Der Umgang ist sechzehneckig und besteht aus je acht quadratischen Gewölben vor den acht Seiten des Mittelraumes, dazwischen dreieckige Felder; überall erkennt man Kreuzgewölbe, ausgenommen über den oberen acht Hauptfeldern, die Tonnen haben. Diese Tonnen steigen bei den sechs seitlichen gegen den Mittelraum zu an. Im Osten war einst eine rechteckige Apsis, an deren Stelle heute ein gotischer Chor steht.

Westlich befindet sich eine Vorhalle, die sich nach außen hin in einer segmentförmigen Nische öffnet. Dazwischen liegen zwei runde Treppentürme, die zur Empore führen. Die äußere Architektur ist recht schlicht; nur am Tambour der Kuppel zeigen sich an den Ecken strebepfeilerartige Lisenen mit korinthischen Kapitellen.

Das Innere[]

Aachen Pfalzkapelle Rekonstruktion 1887

Rekonstruktion der Aachener Pfalzkapelle. Nach Faymonville (1887).

Das Innere besizt eine höchst stattlich zu nennende architektonische Durchbildung. Die untern acht Bögen ruhen auf kräftigen rechteckigen geknickten Pfeilern mit Kämpfergesimsen, die oberen hochgeführten Bögen der Emporen dagegen haben einen reichen Säuleneinbau:

Unten je drei Bögen über zwei großen korinthischen Säulen, darüber stehend schneiden je zwei kleinere in die Bögen einfach ein, eine Erinnerung an altrömische Thermen-Architektur. Im Tambour darüber einfache rundbogige Fenster. Die Säulen sind aus Ravenna geholt, wie auch der einstige Marmorschmuck des Bodens und der Wände.

Die Kuppel zeigten einst reiche Mosaiken, deren letztes im 18. Jhd. zerstört wurde. Vor der Säulenstellung der Empore stehen acht bronzene durchbrochene Gitter, die vielleicht vom Theoderichdenkmal zu Ravenna stammen, da ihre Maße genau dorthin passen. Vor der Kapelle erstreckte sich einst ein Vorhof (Atrium) mit Bögen nach dem westlichen Eingangstore.

Fernere alte Ausstattungsstücke sind:

  • die bronzenen Türen, deren Herkunft unbekannt ist, sowie einige importierte Erzwerke.
  • die „Pala d'oro“ (Goldenes Altarbild) - eine wohl von Otto III. (983-1002) um das Jahr 1000 dem Aachener Dom gestiftete Altartafel in Form von 17 goldgetriebenen Reliefplatten mit Darstellungen besonders aus der Passionsgeschichte - ein Meisterwerk ottonischer Goldschmiedekunst, welches möglicherweise im Kloster Reichenau entstand;
  • die „Heinrichskanzel“ (Ambo Heinrichs II.) - eine schöne Kanzel u. a. mit spätantiken Elfenbeinreliefs und Reliefs der Evangelisten (Matthäustafel im Original), die Heinrich II. vor 1014 dem Dom stiftete, eines der bedeutendsten Stücke ottonischer Goldschmiedekunst;
  • Kaiser Barbarossa (1152-1190) fügte noch eine Reihe Ausstattungsgegenstände hinzu, vor allem den großen Reifenleuchter,

Aachener Königsthron[]

Innerhalb der Pfalzkapelle befindet sich der Aachener Königsthron. Auch er wurde in den 90er Jahren des 8. Jhs. von Karl dem Großen errichtet und diente bis zum Jahr 1531 insgesamt 31 deutschen Herrschern als Krönungsstätte. Der Stuhl selbst besteht aus vier mit bronzenen Klammern zusammengehaltenen weißem Marmorplatten, die nach den neueren Untersuchungen ebenso wie die Stufen aus der Grabeskirche in Jerusalem um das Jahr 800 entnommen wurden.

Domschatzkammer[]

Die Aachener Domschatzkammer präsentiert den Kirchenschatz des Aachener Doms, eine der bedeutendsten Sammlungen kirchlicher Kulturschätze der Welt. Das Museum befindet sich in der historischen Innenstadt von Aachen in am Kreuzgang des Domes gelegenen Räumlichkeiten. Gezeigt werden Werke aus spätantiker, byzantinischer, karolingischer, ottonischer, staufischer und gotischer Zeit. [2] Dazu gehören u.a.:

  • Das „Lotharkreuz“ - ein ottonisches Gemmen- und Vortragekreuz (um 985?). Ein hervorragendes Werk aus der Zeit der sächsischen Kaiser, das dem Essener Mathildenkreuz in Gestaltung und Technik verwandt ist und eine der vollendetsten Goldschmiedearbeiten des 10. Jhds. darstellt.
  • Der „Felixschrein“ - ein Reliquienkasten (Anfang 11. Jhd.), vermutlich in Byzanz gefertigt, in dem die Gebeine des hl. Bischofs Felix von Martana sowie anderer Märtyrer ruhen sollen. [3] Die Zellenschmelzplättchen stammen vielleicht aus der Trierer Egbertschule. [4]
  • Die „Karlsbüste“ - eine Büste Karls des Großen. Sie enthält den Schädel des Kaisers und ist mit einer silbervergoldeten Krone vorsehen, die wahrscheinlich dieselbe ist, mit der die deutschen Könige über dem Grab Karls in Aachen gekrönt wurden. Die Krone ist mit zahlreichen Edelsteinen, darunter 15 antiken Gemmen und 55 meist ungeschliffenen Steinen, geschmückt. Der Bügel gehört dem 14. Jhd., die Krone und die Büste dem 13. Jhd. an. Die letztere steht auf einem achtseitigen Unterbau, der mit blauem Email überzogen und mit goldenen Lilien gemustert ist. Der gleichfalls gemusterte Kaisermantel ist mit 186 Edelsteinen besetzt, die Fleischteile sind mit Lack überzogen. Höhe 0,86 m, Breite 0,57 m. [5]

Geschichte[]

Nach seinem Tode ließ sich Karl der Große in der Pfalzkapelle bestatten. Sein Grabmal befand sich vermutlich an der Außenwand im ersten unteren Gewölbe rechts neben der Apsis. Sein Thron aus weißem Marmor über Stufen steht noch heute auf der Empore über dem Eingang, der Apsis gegenüber (siehe Kaiserstuhl).

Galerie[]

Quellen[]

  • Das Atrium der karolingischen Pfalzkapelle zu Aachen. J. Buchkremer in Zeitschrift des Aachener Geschichtlichen Vereins. Ausgabe 20, S. 247 ff.
  • Dehio und v. Bezold. Kirchliche Baukunst des Abendlandes (Internet Archive). Stuttgart 1892 ff. S. 152 ff.
  • Faymonville, Der Dom zu Aachen. Aachen 1909. A. Haupt Älteste Baukunst 244.
  • Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 1. Bd. II, S. 300 f. (Goldschmiedekunst, § 63 f.)</ref>

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Aachener Königspfalz
  2. Wikipedia: Aachener Domschatzkammer
  3. Wikipedia: Aachener Domschatzkammer - Wallfahrt und Reliquienschatz (Version vom 29.05.2020)
  4. Hoops. RdgA. aaO. Bd. II, S. 298 (Goldschmiedekunst, § 61.)
  5. Meyers Großes Konversations-Lexikon (Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 8, S. 106-108., Tafel, Fig. 01)
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