Mittelalter Wiki
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Die einzige Bohnenart, die von den Völkern Mittel- und Nordeuropas im Altertum angebaut wurde, ist die Saubohne bzw. Ackerbohne (Vicia faba L., Faba vulgaris Mönch). Sie tritt hier allerdings erst verhältnismäßig spät auf. Nur in Ungarn reicht ihr Anbau, wie die Funde in der Aggletek-Höhle und zu Lengyel beweisen, bis in die Steinzeit zurück; den Pfahlbauern der Alpenländer und den nördlicheren Völkern war sie damals noch unbekannt.

Geschichte[]

Erst zur Bronzezeit erscheint die Bohne in der Schweiz: die Funde in den bronzezeitlichen Pfahlbauten der Westschweiz im Bieler, Neuenburger und Murtner See (Petersinsel, Mörigen, Concise, Montelier) sind die frühesten in Mitteleuropa [1].

Etymologie[]

Die Bohne war wenigstens einem Teil der indogermanischen Völker schon in der Urzeit bekannt; das zeigt die sprachliche Gleichung lat. faba für 'Bohne'; russ. bobú - 'Bohne', bulg. czech. sorb. bob, poln. bób dss. preuß. babo - 'Bohne'.

Die germanischen Sprachen hatten einen gemeinsamen, alten, sonst nicht belegten Namen für die Bohne: urgerm. *baunó = ahd. bona f, mhd. bóne, nhd. bohne f; and. bónai, mnd. bóne, nnd. bón; ndl. boon; ags. bean f, me. bén, ne. bean; awnord. baun f, aschw. bøn(a), nschwed. bona, adänh. bøn(e) f, ndän. bønne. Die Bohne wurde von den Germanen also schon in vorgeschichtlicher Zeit angebaut, und das Fehlen archäologischer Bohnenfunde in Nordeuropa vor der Völkerwanderung beruht demnach auf Zufall.

Arten[]

Georg Buschan (1863-1942) versuchte, die prähistorischen Bohnen in mindestens zwei Arten zu unterteilen: eine kleinere, rundliche und eine längere, flache, von denen erstere vornehmlich den östlichen, letztere besonders in den westlichen Fundstätten auftauchte. Auch Ernst Neuweiler führte eine gründliche Untersuchung des umfassenderen Materials durch und erwies diese Theorie als unhaltbar.

Nach seinen Messungen schwankte das Verhältnis zwischen Länge und Breite bei den vorgeschichtlichen Bohnen stark und läßt eine Scheidung in zwei Arten nicht zu; doch war ihre Größe durchweg sehr gering: die Länge wechselte von 5,8 (Petersinsel) bis 9,8 mm (Mörigen), die Breite von 4,4 (Montelier) bis 7,8 mm (Mörigen), so dass die Bezeichnung dieser Pfahlbautenbohne als nana - 'Zwergbohne' von Oswald Heer (1809-1883) wohlberechtigt ist. Die wilde Stammpflanze der Vicia faba ist bis jetzt nicht nachgewiesen.

Unter den wildwachsenden fabae allerdings, die die römischen Soldaten auf Borkum (Burcana) massenweise fanden, und nach denen sie die Insel Fabaria nannten [2], darf man sich jedoch nicht die Vicia faba zu denken, sondern vielmehr Pisum maritimum (Platterbsen), eine Erbsenart, die noch heute auf den Dünen der Nordseeinseln in Menge vorkommt.

Geschichte[]

In Norddeutschland kommt sie zuerst am Ende der Bronzeperiode in ostdeutschen Niederlassungen aus der Zeit des Lausitzer Typus (1300–500 v. Chr.) vor: in Schlieben (Brandenburg), Freiwalde (Luckau, Brandenburg), Müschen im Spreewald und Koschütz bei Dresden. Auch in der prähistorischen Station der Karhofhöhle im Hönnetal (Westfalen) aus der Hallstattzeit wurde Bohnen gefunden. In Nordeuropa reichen die ersten uns bekannten Bohnenfunde nicht über die Völkerwanderungszeit zurück; doch zeigen sprachliche Tatsachen, dass die Bohne auch hier schon in vorrömischer Zeit gebaut worden sein muß. [3]

Völkerwanderungszeit[]

Um 500 n. Chr. schrieb der griechische Arzt Anthimus in seinem Werk De observatione ciborum über den Verzehr von Saubohnen (Vicia faba): „Unzerteilt, gut gekocht in einer Brühe oder in Öl mit Soße oder Salz sind sie bekömmlicher als geröstete Bohnen, weil diese den Magen beschweren.“ Weiter schreibt er über Wolfsbohnen (Lupinensamen, Lupinus): „Wolfsbohnen sind von Natur aus heiß und sehr stark; gekocht aber sind sie leichter und kälter und werden leicht verdaut und ausgeschieden.“ [4] Der Anbau von Bohnen zu Beginn des 6. Jhds. wird auch durch die Lex Salica [5] bezeugt.

Frühmittelalter[]

Im Frühmittelalter bezeugt das Capitulare de villis (Kp. 70) von Karl dem Großen den Bohnenanbau [6]. Da im Capitulare von fabae maiores die Rede ist, waren damals offenbar schon zwei Sorten in Kultur; vielleicht waren dies die große, flache und die kleinere, rundliche Art, die man in Norddeutschland heute als Große Bohne oder Saubohne und Pferdebohne unterscheidet. Auch in England und Skandinavien wurde die Bohne im Mittelalter überall gebaut.

Von den Griechen und Römern wurde aus dem Orient eine Helmbohnen-Art (wahrscheinlich Dolichos melanophthalmos DC) nach Südeuropa eingeführt. Im tropischen Afrika heimisch, wurde diese zarte Bohnenart, die einen warmen Sommer verlangte, im Mittelalter nördlich der Alpen allerdings kaum gebaut. Unter dem fasiolus Karls des Großen, der im Capitulare de villis (Kap. 70) neben fabae maiores erwähnt wird, ist deshalb wohl die rotblühende Erbse (Pisum arvense) oder eine andere Erbsenart zu verstehen; denn der Name phaseolus wurde im Mittelalter auf die Erbse übertragen.

Renaissance[]

Bis ins 16. und 17. Jhd. war in Oberdeutschland fasól, faseln, faseln, fäßlen der allgemeine Volksname für Erbsen; vom 16. Jhd. an ging er dann auf die neu eingeführte Gartenbohne über.

Neuzeit[]

Die heutige Gartenbohne (Phaseolus vulgaris L.) mit ihren Spielarten war den Völkern der Alten Welt bis zum Ende des Mittelalters unbekannt; sie stammt aus Amerika, wo sie schon vor der Ankunft der Europäer von den nordamerikanischen Indianern verwertet wurde. Die äußere Ähnlichkeit der Gattung Phaseolus mit den in Südeuropa von jeher kultivierten Dolichos-Sorten, sowie der zufällige Gleichklang des amerikanischen Wortes frizol, frisol, woraus span. frijol, nhd. fisolen usw. stammen, mit lat. phaseolus und seinen mittelalterlichen Fortsetzungen bewirkten, dass die Einführung der neuen Bohnen sich verhältnismäßig unbemerkt vollzog.

Rezepte[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Die Prähistorische Pflanzenreste Mitteleuropas, mit besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Funde (Google Books). E. Neuweiler. Zürich 1905; Sonderabdruck aus Band 50 von Vierteljahrsschrift der naturforsch. Gesellschaft. Zürich, 1905. S. 64 f.
  2. Naturalis Historia. Gaius Plinius Secundus. Um 77 n. Chr. Volltext (lat.) auf Wikisource. 4, 97; 18, 121
  3. Vorgeschichtliche Botanik der Cultur- und Nutzpflanzen der alten Welt auf Grund prähistorischer Funde (Internet Archive). Georg Buschan. Breslau, J. U. Kern (M. Müller), 1895. S. 213
  4. Epistula Anthimi ad Theodoricum regem (Fol. 72r-74v) im Lorscher Arzneibuch (Msc.Med.1). Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg (Kaiser-Heinrich-Bibliothek). Medicus Anthimus. Lorsch, Anfang 9. Jahrhundert. Transkription und deutsche Übersetzung von Ulrich Stoll. Stuttgart : Steiner 1992
  5. Lex Salica ed. Geffcken Kp. 27, 7, S. 25; favaria - 'Bohnenfelder'
  6. Monumenta Germaniae historica. Abteilung Leges (MGL). Fol. I, 186
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