Mittelalter Wiki
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Als Borte bezeichnet man ein starkes und dicht gewebtes Band, welches besonders als Besatz für Kleider dient. Die Bortenweberei erfolgt z.B. durch Brettchenweberei oder auf Webstühlen.

Beschreibung[]

Borten werden u.a. aus Seide (Seidenborte), Wolle (Wollborte) oder z.B. auch Kamelhaar gewebt. Gold- und Silberborten werden aus Gold- und Silbergespinst, d.h. aus Seide gefertigt, die mit Lahn umsponnen ist. Man unterscheidet dabei u.a. folgende Arten:

  • echte (Borten), wenn der Lahn aus goldplattiertem Silberdraht oder echtem Silber besteht,
  • unechte oder leonische (Borten), wenn der Lahn aus vergoldetem, versilbertem oder gelb zementiertem Kupferdraht besteht.
  • Atlasborten bestehen aus 5-, 6-, 7- oder 8-schäftigen Atlas mit Kette und Schuss aus Gold- oder Silbergespinst.
  • Tressen- oder Tressborten haben auf beiden Seiten das gleich Design und lassen auf keiner Seite Teile der Kette durchblicken.
    • Stickertressen haben auf der rechten Seite ein Design aus Gold oder Silber auf Seidengrund, auf der anderen dasselbe Design aus Seide auf Gold- oder Silbergrund.
  • Bandborten (Halbborten) zeigen auf einer Seite das Ketten-, auf der anderen Seite das Einschussmuster. Der Einschuß ist hier, wie bei den Stickertressen, aus Gespinst und Seide gemischt, so dass abwechselnd ein Faden Gold- oder Silbergespinst und ein mehrfacher Seidenfaden eingeschossen wird.
  • Lahn- oder Plaschborten haben eine Kette aus Seide, der Einschuss aus Gold- oder Silbergespinst und aus Lahn, weil abwechselnd ein oder zwei Fäden Gespinst und ein Faden Lahn eingeschossen werden. Während nun der Lahn die Figur der rechten Seite bildet, hält das Gespinst, indem es die Kettenfäden bindet, das Gewebe zusammen und bildet zugleich an den Stellen, wo keine Figur (also auch kein Lahn) sichtbar ist, den matten Grund für die glänzende Zeichnung.

Straminstickerei[]

Auch Stickereien auf Stramin (einem gitterartigen Grundgewebe) wurden als Borten verwendet. Auf einem erhaltenen Beispiel aus dem 11. Jh. aus einem Kloster in Oberbayern wiederholt sich ein quadratisches Mosaikmuster und läßt den enormen Aufwand an Fleiß und Geduld in der Ausführung erkennen. Die in Farben und Gold abwechselnden Felder wurden dadurch hergestellt, dass nicht wie gewöhnlich bei Straminstickerei die Quadrate durch den Stich ausgefüllt wurden, sondern, dass die sich kreuzenden Straminfäden durch freie Handarbeit mit Seide umschlungen sind und zwar so kompakt, dass durch diese Umschlingung die Straminfäden kaum stärker erscheinen und den netzartigen Charakter beibehalten. Das Gold macht insofern eine Ausnahme, dass es, breit geschlagen, die Durchsichtigkeit mehr hemmt. Die Linien, welche die einzelnen Felder trennen, wie der Abschluß am Rand zeigen den reingelassenen hellbraunen, ursprünglich wohl weißen Stramin. Dieses Bortenband gehörte wahrscheinlich zu einem kirchlichen Ornat.

Entwicklung[]

Viele überlieferte Borten sind durch ihr Alter sehr unkenntlich geworden und können nur mit Mühe bildlich detailiert dargestellt werden. Doch die ornamentierte Weberei ist ein wichtiger Zweig der mittelalterlichen Kultur- und Kunstgeschichte und so können mithilfe von Monographien und Sammlungen alter Originale in Museen bedeutende Aufschlüsse über die künstlerischen Geschmacksrichtungen jener Periode gewonnen werden.

Hochmittelalter[]

11. Jahrhundert[]

Aus dem 11. / 12. Jh. ist eine Borte aus dem Inneren der Inful von Bischof Otto I. des Heiligen (1060-1139) im Bamberger Dom erhalten geblieben.

12. Jahrhundert[]

13. Jahrhundert[]

Aus dem 13. Jh. stammen zwei Borten, die den Besatz an einem prachtvollen Antependium im Bamberger Dom bilden, welches die Anbetung der hl. drei Könige darstellt und von der heiligen Kunigunde (980-1033) gestickt sein sollen, jedoch erst in jener späteren Zeit entstanden. Diese Borten erinnern in ihrem Stil an die ältere Periode (10. / 11. Jh.) und wurden als Fassung auf beiden Seiten sowie oben und unten horizontal angesetzt. [1]

Spätmittelalter[]

14. Jahrhundert[]

Aus der Mitte des 14. Jhds. stammt ein Stück gewebter Borte aus dem Grabmal des Ritters Konrad I. von Heideck im Kloster Heilsbronn, mit der wohl dessen Tunika besetzt war. Sie ist abwechselnd blau und mit Gold gewürfelt und hat in verschiedenen Abteilungen Buchstaben in der Form jener Periode. Obwohl diese einzeln alle kenntlich sind, so geben sie in ihrer Zusammensetzung doch keinen Sinn. Es ist an zunehmen, dass sie in Abkürzung einen Namen oder Wahlspruch enthielten. Diese Buchstaben waren ursprünglich teils rot, teils weiß auf goldenem Grund. [2]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. I, S. 24, Tafel 42
  2. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 19 f., Tafel 181
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