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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 16. Dezember 2014 als Spotlight vorgestellt.

Bau und Einrichtung der germanischen Schiffe kennen wir aus dreierlei Quellen: 1. Funden von Originalschiffen, und -schiffsteilen, 2. Abbildungen auf Felsen, Grabsteinen und sonstigen Monumenten 3. literarischen Nachrichten. Hinzu treten 4. die Aufklärungen, die Fahrzeuge der späteren Zeit und der Gegenwart in Bezug auf die Bauformen des Altertums gewähren.

Geschichte[]

Selbst die ältesten bekannten Anwohner der Nord- und Ostsee wagten sich bereits auf Binnengewässer und Meere hinaus, doch ist es schwierig, sich von ihren Fahrzeugen eine bestimmte Vorstellung zu machen.

Steinzeit[]

Ungelöste_Rätsel_der_Entdeckergeschichte

Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte

Quelle: NuoViso TV via YouTube [1]

Die ältesten Hinweise auf eine europäische Schifffahrt finden sich auf Felszeichnungen im pyramidalen Hügel von El-Castillo in Kantabriens, Nordspanien, die mit ihren ca. 40.000 Jahren [2] als älteste Kunstwerke Europas gelten und damit an den Beginn des Jungpaläolithikums (Altsteinzeit) datieren.

Ebenso in das Jungpaläolithikum der Altsteinzeit datieren die dreidimensional wirkenden Schiffsdarstellungen in der bekannten Steinzeit-Höhle von Altamira in Kantabrien, Nordspanien, die auf mind. 14.000 Jahre geschätzt werden. [1]

Die Bewohner des Maglemose (s. Maglemose-Kultur; etwa 9000 bis 6500 v. Chr.) nahe der Westküste Seelands im ältesten Abschnitt der neolithischen Zeit scheinen ein Floß aus Kiefernholzstämmen verwendet zu haben. Möglich, dass damals kleinere Flöße, ähnlich den brasilischen Katamarangs, als Verkehrsmittel benutzt wurden. Frühzeitig bediente man sich ebenso ausgehöhlter Baumstämme zur Schifffahrt, besonders auf Binnengewässern (s. Einbaum). Es ist anzunehmen, dass Einbäume während der gesamten Jungsteinzeit und auch später noch in Gebrauch waren, wie sie ja nach Plinius u. a. noch in der römischen Zeit als Seeküstenfahrzeuge bei den Nordseegermanen Verwendung fanden. [3]

Bronzezeit[]

Hällristningar-Schiffe[]

Mit zu ältesten Schiffen, von denen wir uns eine etwas genauere Vorstellung bilden können, zählen die auf den skandinavischen Hällristningar (Petroglyphen, Felsritzungen), vor allem an den Küsten des Skagerrak, dargestellten Fahrzeuge, die überwiegend noch den Schiffsbau der neolithischen und zum Teil der Bronzezeit, im ganzen also des 3. und 2. vorchristlichen Jahrtausends veranschaulichen. Dass es sich bei den Figuren der Hällristningar um Schiffe und nicht, wie noch gelegentlich angenommen wird, um Schlitten oder dergleichen handelt, geht aus den besten und wahrscheinlich jüngsten Darstellungen dieser Art auf dänischen Bronzemessern hervor.

Es läßt sich bis zu diesen hinab eine ganze Typenreihe von Schiffsbildern der Hällristningar feststellen, die vorwiegend den Fortschritten der Zeichenkunst entspricht, vielleicht aber auch eine Entwicklung des Schiffsbaus veranschaulicht. Auf der untersten Stufe stehen die einfachen Linien mit aufgebogenen Steven und senkrechten Strichen, die die Mannschaft darstellen, dann folgen die Bilder mit einfachen Linien, aber doppelten Steven, hierauf diejenigen mit einem doppelten Strich zur Darstellung von Kiel und Reling, zumeist durch senkrechte Striche, also Spanten und sonstige Versteifungen verbunden, endlich solche Bilder, die deutlich eine äußere Bordbekleidung oder sonstige äußere Ausschmückung (Spiralen usw.) erkennenlassen.

Schiffe RdgA Bd4, Tafel 09

Schiffe der Hällristningar: Aus Bohuslån (Schweden) und Smaalenene (Norwegen)

Daraus ergibt sich, dass bei Beantwortung der Frage nach der Bauweise der Hällristningar-Schiffe nur an wirklich gebaute, aus Kiel, Spanten und Außenhaut zusammengesetzte Fahrzeuge gedacht werden kann. Einleuchtend ist die Hypothese Eduard Hahns, der das klinkergebaute Plankenschiff der Eisenzeit aus dem aus Rindenstreifen zusammengenähten Boot entstehen läßt, wie überhaupt der aus Rinde zusammengebogene Trog durchaus genauso als Urbild des Schiffes gelten kann, wie der Einbaum. (Vgl. urg. *skipa - 'Schiff' und *skapa - 'Schaff, Gefäß, Boot').

Eine andere Möglichkeit ist die, dass das Spantengerüst der Schiffe mit Tierhäuten überzogen war, wie bei den Coracles. Die Hällristningar-Schiffe sind mit großer Wahrscheinlichkeit als genähte Schiffe aufzufassen. Darauf deutet u. a. auch der Ausdruck suð = 'Naht', übertragen = genähtes Schiff, in norwegischen Schiffsnamen des Mittelalters (z. B. Mariasuðin) sowie die an. Bezeichnung saumr (eig. 'Saum, Naht', dann 'das die Verbindung herstellende Nähmaterial') für den eisernen Plankennagel.

Auch der Mythus von Freyrs Schiff Skidbladnir, das sich zusammenfalten läßt, weist auf solche Bauweise hin. Als Rindenmaterial für die Außenhaut kam vorallem Birkenrinde in Frage, und die vermutete Verwandtschaft zwischen Birke und Borke (urgerm. *berkó und *barku), denen sich doch vielleicht Barke (mlat. barca) anschließt, gewinnt dadurch erhöhte Bedeutung.

In ihrer äußeren Gestalt unterscheiden sich die Hällristningar-Schiffe wesentlich von denen der Eisenzeit. Charakteristisch ist das dem Vorderteil unähnliche, meist gerade abschneidende Hinterschiff sowie der doppelte Vordersteven, dessen vorderer Bestandteil vielleicht den Zweck hatte, Beschädigungen des Fahrzeugs beim Auflaufen auf Klippen zu verhüten. Eine ähnliche Bauweise findet sich noch gegenwärtig bei den genähten Booten der ostafrikanischen Waganda auf dem Victoria-Nyanza.

Über die Größe der Schiffe der Hällristningar-Zeit läßt sich nichts Bestimmtes sagen, sie darf aber als verhältnismäßig beträchtlich angenommen werden. Einzelne Bilder zeigen bis zu 70 und mehr "Mannschaftsstriche", doch ist daraus bei dem vermuteten religiös-symbolischen Charakter dieser Darstellungen kein sicherer Schluß auf die Wirklichkeit, zu ziehen. Als Fortbewegungsmittel dienten Paddeln oder Remen, die auf einzelnen Bildern sichtbar sind. Dagegen muß die Verwendung von Segel und Mast in der Hällristningar-Periode als unwahrscheinlich bezeichnet werden (s. Segel). [4]

Eisenzeit[]

Nydamboot Modell 1080515 2013-07-21

Modell des rekonstruierten Nydambootes in der Nydam-Halle des Archäologischen Landesmuseums Schloss Gottorf (Schleswig)

Zwischen den Schiffen der Stein- und Bronzeperiode und denen der Eisenzeit klafft eine große Lücke. Von den Seefahrzeugen der vorrömischen Eisenzeit besitzen wir nur spärliche Kenntnis. Nur die in Jütland gefundenen kleinen goldenen Votivboote deuten vielleicht einen Zwischentypus an. Jedenfalls machte jedoch die Schiffbaukunst in der Zwischenzeit weitere Fortschritte und vollzog den Übergang vom Rindenboot oder Coracle zum Plankenschiff, da die Fahrzeuge der nachrömischen Eisenzeit bereits eine vergleichsweise hohe Entwicklung zeigen.

Nydamboot[]

Zeugnis davon legen die Boote ab, die 1863 im Moor von Nydam (Schleswig-Holstein) entdeckt wurden. Abgesehen von den Resten eines Fichtenbootes, waren es zwei vollständig erhaltene Fahrzeuge, eines aus Eichen-, das andere aus Fichtenholz, von denen ersteres in der Nydam-Halle des Archäologischen Landesmuseums in Schloss Gottorf (Schleswig) steht, während das Fichtenboot während des Krieges 1864 zugrunde ging. Sie entstammen nach beiliegenden römischen Münzen dem 3. oder 4. Jh. n. Chr. und waren offenbar absichtlich, vielleicht als Weiheopfer nach siegreichem Kampf, versenkt worden... Weiterlesen.

Schiffe der Ostseegermanen[]

Bildstein von Häggeby RdgA Bd4, Tafel 10, Abb

Tafel 10, Abb. 09: Bildstein von Häggeby

Die Fortbewegung des Nydambootes geschah ausschließlich durch Remen. Segel und Mast waren nicht vorhanden. Aufgrund seiner langgestreckten Form sowie des flachen Kiels wäre das Schiff auch wenig zum Segeln geeignet gewesen. Gesteuert wurde mit einem Seitensteuerruder. In seiner Form zeigt das Nydamboot einen wesentlichen Unterschied gegenüber den Schiffen der Hällristningarzeit: es ist vorn und hinten völlig gleich gebaut. Das (zugrunde gegangene) Fichtenboot aus dem Nydamer Moor zeigte eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit: der Kiel lief vorn und hinten in eine etwas aufgebogene, über die Steven hinausschießende Spitze aus, die, vermutlich mit einem spitzen Eisenbeschlag versehen, zum Rammen bestimmt war und vielleicht ein Rudiment des Doppelstevens der Hällristningar-Schiffe darstellte.

Welchem Volksstamm die Nydamer Boote angehörten, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; doch weist der hervorragende Bau auf eine erhebliche Seetüchtigkeit und lange nautische Entwicklung hin. Dass ähnliche Fahrzeuge allgemein im germanischen Ostseegebiet verbreitet waren, darauf deutet auch der dem Nydamer Fund ungefähr gleichzeitige Bildstein von Häggeby in Schweden mit einem Ruderschiff gleichen Typs (Tafel 10, Fig. 9).

Schiffe der Nordseegermanen (1.-5. Jh.)[]

Einbaum von Brigg RdgA Bd4, Tafel 10, Abb

Einbaum von Brigg

Die Fahrzeuge der Nordseegermanen in den ersten Jahrhunderten n. Chr. scheinen im Vergleich zu den Ostseegermanen weniger entwickelt. Die römischen Historiker erwähnen nur die Einbäume dieser Volksstämme, die zum Teil allerdings von beträchtlicher Größe waren und 30-40 Mann tragen konnten (s. Bild: Einbaum von Brigg). Welcher Art die Fahrzeuge der im 3. und 4. Jhd an den gallischen und britischen Küsten auftretenden germanischen Seeräuber waren, läßt sich nur schwer sagen.

Doch Apollinaris Sidonius [5] erwähnt einmal, dass sich sächsische Seeräuber häuteüberzogener Schiffe aus Flechtwerk, sog. Coracles, bedienten und ähnlich schildert noch Isidor von Sevilla das Fahrzeug der Germanischen Seeräuber. Sehr leistungsfähig ist der Typ Boot natürlich nicht, und es ist daher unstrittig, dass die Fahrzeuge, deren sich die Angelsachsen bei ihrer Übersiedlung nach Britannien bedienten, größere Plankenschiffe darstellten, die unter dem Namen Kiele (s. Schiffsarten) auch in den folgenden Jahrhunderten in Brauch blieben.

Schiffe der Nordseegermanen (6.-7. Jh.)[]

Reste eines angelsächsischen Wasserfahrzeuges aus dem 6. Jh. wurden 1862 in einem Schiffsgrab bei Snape (Suffolk) entdeckt (s. Bild: Boot von Snape). Das dort gefundene Boot ist ca. 14,6 m lang; die ursprüngliche Breite und Raumtiefe (bei Auffindung 3 m bzw. 122 cm) läßt sich nicht mehr genau feststellen. Es läuft vorn ziemlich spitz, hinten rundlich zu, hatte anscheinend einen flachen Boden und war klinkergebaut. Von dem Holz der Plankengänge (beiderseits vom Kiel bis Reeling je 9) war nichts erhalten, nur die aus Holzstiften mit eisernem Kern bestehenden Nägel, die ihre Lage ziemlich unverändert beibehalten hatten, legen Zeugnis von Form und Bau des Fahrzeugs ab.

Reste eines ähnlichen Fahrzeugs von 14,5 m Länge, 3,5 m Breite und 1,35 m Tiefe fanden sich 1899 beim Bau des Seehafens von Brügge (s. Bild: Boot von Brügge). Da die Nägel dieses Bootes die gleiche eigentümliche Zusammensetzung wie das Schiffsgrab von Snape zeigen, so ist das Fahrzeug, von geologischen Gründen abgesehen, wahrscheinlich ebenfalls als angelsächsisch (ca. 6.-7. Jh.) anzusehen. Es ist aus Eiche klinkergebaut, besitzt gekrümmte, ziemlich ausfallende Steven, jedoch keinen Kiel, sondern einen vollständig flachen Boden, an dem die Seitenwände in stumpfem Winkel, also mit kantiger Kimmung, ansetzen. Dies ist die typische Form für Fahrzeuge der Wattenmeere, wie sie z. B. die Ewer der Niederelbe aufweisen, an die das Brügger Schiff in mancher Beziehung erinnert. Ein Seiten-Steuer ist erhalten, ebenso der Mast von insgesamt 10,1 m Höhe.

Frühmittelalter[]

Seit spätestens dem 7. Jh. war das Segel nicht nur bei den Angelsachsen, sondern bei allen germanischen Seestämmen bereits fest in Gebrauch. Im Beowulf-Epos, also am Ende des 7. Jhs. werden Segel als Treibmittel der ceolas mehrfach erwähnt (v. 1429, 1905-06):

„Dann eilt' er an Bord und verließ auf dem Drachen der Dänen Land. Mit Seilen ward nun das Segel sogleich am Maste befestigt. Das Meerschiff dröhnte, dem des Windes Hauch auf der Wogenstraße Flügel verlieh...“

Beowulf-Epos: V 1903-1908 [6]

Wikingerschiffe[]

Gokstadschiff Model 2006-08-13

Modell des Gokstadschiffes

Mehr und mehr begann man, zu dem kraft- und menschen-ersparenden Hilfsmittel des Segels überzugehen, vorallem als an Stelle der kriegerischen Massenunternehmung von Stämmen, von Sippen und Gefolgschaften die Einzelunternehmungen der Händler traten. Es war ebenso die Zeit der nordischen "Wikingerschiffe" (auch Meerdrachen, Drachen oder Wellenrosse genannt); sie waren im Durchschnitt etwa 25 m lang, 5 m breit mit 1,5 m Tiefgang. [7]

Die Wikingerflotten des 9. Jhds. bestanden durchweg aus Rudersegelschiffen, die für beide Betriebsmittel eingerichtet waren. Prächtige Beispiele dieser Bauart geben die Funde altnorwegischer Fahrzeuge von den Ufern des Christianiafjords, wie das Schiff von Tune (gefunden 1867), das Gokstadschiff (gefunden 1880) und das Osebergschiff (gefunden 1903).

Alle drei Schiffe (ursprünglich ausgestellt in der Universität Christiania) dienten als Gräber vornehmer Persönlichkeiten und verdanken ihre Erhaltung dem blauen Ton, in den sie eingebettet waren. Sie entstammen etwa dem 9. bis 10. Jh. und da sie technisch große Verwandtschaft zeigen, kann man die Haupteigenheiten des größten, besterhaltenen und am eingehendsten beschriebenen, des Gokstadschiffes, stellvertretend für den Rest schildern (s.a. Gokstadschiff: Längs- und Querschnitt und Deckplan)... Weiterlesen.

Das Osebergschiff zeichnet sich durch prachtvolle Schnitzereien an den Steven und an den im Schiff vorgefundenen Gegenständen aus. Alle drei Fahrzeuge erscheinen jedoch zu klein, als dass sie den Durchschnittstyp der wirklichen seegehenden Schiffe repräsentieren könnten. Wahrscheinlich stellen sie Privatschiffe der begrabenen Persönlichkeiten für Reisen längs der Küste dar. Doch waren auch die größeren Schiffe in den Hauptzügen durchaus von ähnlicher Bauart.

Schiffsfunde der südlichen Ostsee[]

Brösener Schiff RdgA Bd4, Tafel 17

Schiff von Brösen

Während der Wikingerzeit- und Sagazeit scheint ein ziemlich einheitlicher Schiffstypus im skandinavisch-baltischen Europa existiert zu haben, wenn auch die literarischen Nachrichten das Vorhandensein einer etwas mehr gedrungenen, hochbordigen Bauform für die eigentlichen seegehenden Handels- und Frachtschiffe, wie Knorren, Byrdingar und vielleicht auch für die friesischen Koggen erschließen lassen (s. Schiffsarten).

Dem Bild, das Tuxen von dieser Schiffsform entwarf, entsprach ziemlich genau dem 1872 aufgefundenen Schiff von Brösen (heute Brzeźno, Stadtteil von Danzig; Bild). Unter den Schiffsfunden von der südlichen Ostseeküste einer der besterhaltenen (abgesehen vom Nydamer Boot), durch Achtlosigkeit jedoch leider vernichtet, zeigte dieses Fahrzeug (Länge ca. 17,5 m, Breite ca. 4,9 m, Tiefe - soweit erhalten - 1,5 m, vermutlich aber mehr) Klinkerbau aus 4 cm starken gespaltenen (nicht gesägten) Eichenplanken, die mit Eisennägeln untereinander, mit Holznägeln an den Spanten befestigt waren, nach dem Vor- und Achtersteven gleichmäßig spitz verlaufende Form, flachen Boden mit einer Hohlkehle über dem Kiel zum Auslauf des Bilgewassers, ähnlich wie bei den heutigen norwegischen Booten. Da keine Spur eines Hecksteuers vorhanden war, kann der Fund ins Frühmittelalter, sicher jedoch vor 1250 datiert werden.

Eine zusammengehörige Gruppe bilden auch drei weitere Schiffsfunde von der südlichen Ostseeküste:

Baumgarth Schiff RdgA Bd4, Tafel 15, Abb

Baumgarth Schiff

  • von 1895 in Frauenburg am Frischen Haff: L. im Kiel 15,3 m, B. 2,8 m, T. 1,1 m, B:L I: 5,5; ehemals ausgestellt in Königsberg (Preußen) / heute Kaliningrad;
  • von 1899 bei Baumgarth-Westpreußen (heute Płużnica / Polen): L 11,9 m, B 2,52 m, T 0,95 m, B:L = I :4,7; ausgestellt in Danzig (Bild);
  • von 1897 bei Charbrow am Lebasee in Pommern: L 13,5 m, B 3 m, T ca. 1 m, B:L = I: 4,5 m; ausgestellt in Stettin.

Alle drei Schiffe zeigen im Allgemeinen die Form der norwegischen Funde, gleichartig zugespitztes Vor- und Hinterschiff mit stark ausfallenden Steven, Klinkerbau aus Eichenholz und Kiel mit T-förmigem Querschnitt. Eigentümlich sind ihnen ferner die am Außenrand zur Anpassung an die Planken ausgezackten Spanten, an denen die Planken mit Holznägeln befestigt sind, während die Verbindung der Planken untereinander mit Eisennieten (beim Charbrower Boot ebenfalls mit Holznägeln) erfolgt. Ebenso waren alle drei Boote mit Segeleinrichtung (aus der Mastspur im Mittelspant ersichtlich) versehen.

Da das Charbrower Boot nach Ausweis darin aufgefundener Scherben der Wendenzeit (800-1100 n. Chr.) angehört, so darf man wohl ohne große Bedenken alle drei Fahrzeuge dieser Zeitepoche zuweisen, wofür auch der sichtbare skandinavische Einfluß in der Bauform spricht. Doch steht dem nichts entgegen, sie als Erzeugnisse der einheimischen baltischen Küstenbewohner zu betrachten. Eine Anzahl weiterer Funde alter Schiffe sind entweder nicht sicher zu datieren (Botley bei Southampton 1875, von 39,6 m Kiellänge) oder gehören dem späteren Mittelalter an (Matham in Kent 1822, Hamburg 1885, Roggenstede in Ostfriesland 1891).

Fortbestehen älterer Schiffstypen[]

Kirchenboot vom Siljan RdgA Bd4, Taf.010, Abb

Kirchenboot vom Siljan (Schweden)

Neben den Plankenschiffen blieben die älteren Schiffsformen unter gewissen lokalen Umständen noch lange im Gebrauch; so benutzten die Waräger noch im 9. Jhd Einbäume auf den russischen Strömen und im Schwarzen Meer, und Coracle- oder Kajak-ähnliche Fahrzeuge aus genähten Häuten (anord. húðkeipr, keipull) fanden gelegentlich in Grönland und Norwegen Verwendung.

Im Ganzen betrachtet bringen die Seeschiffe des germanischen Altertums den Hauptzweck des damaligen Seeverkehrs zum Ausdruck, d. h. den Personentransport im gemeinschaftlichen Verband (z.B. Stamm, Heer, Siedelungsgenossenschaft, Gefolgschaft etc.). Daher haben sich ihre Formen überall da am besten erhalten, wo noch ähnliche Zwecke vorliegen, so die des Nydamer Bootes in den Kirchbooten des Siljan-Sees in Dalarna (Schweden), die die Gemeinde zur Kirche bringen (Bild), oder die der norwegischen Fahrzeuge in den Nordlandsbooten.

Sagazeit[]

Langschiff RdgA Bd4, Taf

Langschiff der Sagazeit

Während der isländischen Sagazeit (793 - 1066) war das Baumaterial bei fast allen ausgegrabenen Schiffen meist Eichenholz, doch fanden sich gelegentlich auch Kiefernholz, und für einzelne Teile Linde, Bergahorn, Birke, Buche, Esche, Espe in Verwendung.

Die Grundlage, auf der sich der übrige Bau des Langschiffes erhebt, bildet der Kiel (Bild), unter dem bisweilen zum Schutz beim Anlandziehen ein Loskiel angebracht ist. Der Kiel besteht stets aus Eichenholz.

Vorn und hinten wird er durch den aufragenden Vordersteven und Hintersteven abgeschlossen. Bei kleineren Schiffen bestanden die Steven aus einem oder zwei Stücken, bei größeren, wie beim Gokstadschiff, waren sie aus drei Stücken zusammengesetzt:

  • dem untersten, an den Kiel anstoßenden Teil undirhlutr,
  • dem bis über die Wasserlinie reichenden Mittelstück barð,
  • dem senkrecht aufragenden Oberstück stál , das entweder in eine gebogene Spitze auslief oder ein abnehmbares Topstück, einen Kopf oder sonstigen Stevenschmuck trug... Weiterlesen.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. 1,0 1,1 Dominique Görlitz in "Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte" (NuoViso). 2011. ISBN / EAN: 4280000242143. Als Taschenbuch: ISBN-10: 3939182346. ISBN-13: 978-3939182344
  2. Archäologie Online: Neudatierung von Höhlenmalereien: Spanische Steinzeitkunst älter als gedacht (15.06.2012)
  3. E. Hahn. Über Entstehung und Bau der ältesten Seeschiffe (in Zeitschrift für Ethnologie. 1907)
  4. Baltzer. Hällristningar frán Bohuslán, 1. und 2. Serie 1881 f. und 1891 f. (Hauptbilderwerk f. Hällristningar-Schiffe).
  5. Carm. VII v. 370 Monumenta Germaniae historica. Auctores antiquissimi (Auct. ant.) VIII, 212 - 4. Jh.
  6. Beowulf on Steorarume (Beowulf auf Cyberspace): Deutsche Übersetzung
  7. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 765-768.
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