Mittelalter Wiki
Advertisement
Mittelalter Wiki

Als Harnisch (mhd. harnasch) bezeichnete man ursprünglich die gesamte Rüstung (Vollharnisch) eines Ritters. Ab ca. 1200 wurde dann nur noch die Brustrüstung als Harnisch benannt (Brustharnisch). Auch Kettenrüstungen in Form von Brünne, Halsberc oder Haubert wurden im Hochmittelalter als Harnisch bezeichnet. [1]

Arten[]

Definition[]

Das Wort Harnisch, mhd. der und das harnas, harnasch, harnisch, hernisch, stammt vom kymrischen "haearn", welches soviel wie 'Eisen' bedeutete; hernez, harnez = Eisenzeug. Im weitesten Sinne wird darunter die gesamte Rüstung eines Kriegers verstanden, im engeren Sinne die Schutzbekleidung des Rumpfes und der Glieder, also mit Ausschluss des Schwertes, Schildes und Helms; im engsten Sinne bedeutet Harnisch das aus Ringen bestehende Panzerhemd als Brustrüstung. [2]

Aufbau[]

Das Brust- und Rückenstück des Harnisches waren durch Riemen miteinander verbunden und bestanden vielfach aus einem beweglich übereinander greifenden Schienengeschübe, das man nach seiner Zusammensetzung Krebs nannte. Teilweise werden aber auch die in gleicher Weise zusammengesetzten Beintaschen 'Krebse' genannt.

Brustharnisch[]

Harnisch mit Rüsthaken, Armeemuseum Paris

Rüstung mit Rüsthaken von Karl IX. von Frankreich (1550-1574)

Der Teil der Rüstung, der den Oberkörper schützt, ist der Brustharnisch, an dem sich auch der zum Auflegen der Lanzen befindet. Ab dem 13. Jh. steht der Begriff Harnisch als Synonym für den Brustpanzer. Dieses Rüststück wird unterteilt in die Harnischbrust (Vorderseite) und den Harnischrücken (Rückseite).

Harnischbrust[]

So sich wie der Plattenharnisch allmählich dadurch herauszubilden begann, dass anfänglich einzelne Teile des Körpers durch geschlagenes und aufgenietetes Eisenblech verstärkt wurden, bildete sich ebenso der wichtigste Teil desselben, die "Harnischbrust", aus einzelnen Verstärkungsplatten, die über den Lentner geschnallt oder an diesen genietet wurden.

Aber mit dieser durch einfache Nieten bewirkten Verstärkung eines Lederwamses durch größere oder kleinere Platten aus Eisen oder anderem Metall war der Plattenharnisch noch keineswegs erstanden. Bei solchen überkleideten Lentnern waren die Eisenplatten musivisch aneinandergefügt, und jede Streckbewegung öffnete die Zwischenspalten, in welche die Schneiden von Klingenwaffen eindringen konnten. Erst durch die auf- oder abwärts sich schienenartig überlappenden Eisenplatten, durch das sogenannte Geschübe, erwuchs der eigentliche Plattenharnisch und damit dessen wichtigster Bestandteil, die Harnischbrust, die sich dadurch erheblich von der früheren Art der Deckung unterschied.

Entwicklung[]

13. Jahrhundert[]

Plattenschiene 14.Jh

Bruchstück einer Platten-Eisenschiene ( Burg Tannenberg, 1399)

Zu Beginn des 13. Jhds. erscheint außer der Brünne noch eine weitere Schutzrüstung, welche die Ritter über der Brünne trugen und die „Harnischplatte“ oder kurz „Platte“ genannt wurde. [3]

Sie blieb etwa von 1230 bis 1350 im Gebrauch, bestand aus Leder mit herunterlaufenden Eisenschienen und war inwendig mit Leinenstoff gefüttert. An der Außenseite erblickte man die oft verzinkten Köpfe der Nägel (fr. clous, boullons, barres), mit denen die Eisenschienen unter dem Leder (mittels Nieten) befestigt waren. [4]

Besonders war die Platte in Turnieren notwendig, wo die Brünne zwar gegen Schläge, aber nicht gegen Speerstöße schützte. Ferner trugen die Ritter ab dem 13. Jhd. bei Turnieren, die Brustplatte (Brustharnisch) bzw. das „Stahlstück“ (fr. la pièce d'acier, auch pectoral und mamillière, engl. brest plate) und zwar über der Platte. Diese Brustplatten reichten von den Schultern bis zum Nabel.

14. Jahrhundert[]

Ritter Bamberg 1340-1380, trachtenkunstwer03hefn Taf

Figur eines Ritters mit Platte (Bamberger Dom, 1350)

In der Limburger Chronik von 1330 wird berichtet: „Da weren die Waffen und viel Jahre devor als wie hernach geschrieben steht: Ein jeglicher guter Mann: Fürsten, Grafen, Herren, Ritter und Edelknechte, die weren gewaffnet in Platten, auch die Bürger mit Waffenröcken darüber, wohl zu stürmen und streiten mit Schößen und Leibchen, welche zu den Platten gehören…”

Doch nur 20 Jahre später berichtet dieselbe Chronik, dass bereits um 1350 die Platten wieder außer Mode gerieten, da die Ritter und Edelleute nur mehr Schuppen, Panzer und ergleichen trugen. [5] Jene Platten, bei denen in Abbildungen die Nagelköpfe nicht zu sehen sind, sind mitunter nur schwer von dem oft auch kürzeren Lendner zu unterscheiden.

Bei Turnieren waren zu dieser Zeit zwar noch keine Brustharnische oder Stückpanzer aus einem Eisenstück (Kürass, fr. cuirasse) im Gebrauch, allerding bereits Rüsthaken, welche an der Schulter befestigt wurden.

15. Jahrhundert[]

Zu den späteren Plattenarten kann man auch die Brigantine oder Panzerjacke, sowie andere ähnliche Rüstungen zählen; die Nagelköpfe sind dort aber viel kleiner und viel zahlreicher.

16. Jahrhundert[]

In der zweiten Hälfte des 16. Jhds. tauchte 'Harnisch' (fr. harnais) erstmals als Bezeichnung einer „vollständigen Rüstung“ (fr. armure) mit Ausnahme des Helms auf. Von 1530-1580 trugen die Söldnern und dort vor allem die Schweizer eine leichtere Art Harnisch („alleggiate“, engl. allecrete genannt).

Galerie[]

Verwandte Themen[]

Navigation Rüstungen
Rüstungen (Hauptartikel)  •  Achselzeug  •  Armzeug  •  Armzeug  •  Bart (Helm)  •  Beinzeug  •  Brünne  •  Eisenschuh  •  Halsberge  •  Harnisch  •  Harnischkragen  •  Helm  •  Kettenrüstung  •  Kürass  •  Lederrüstung  •  Ohrstern  •  Panzerhemd  •  Panzerrüstung  •  Panzerhandschuh  •  Plattenpanzer  •  Schienenpanzer  •  Schild  •  Schulterzeug  •  Schuppenrüstung  •  Stoffrüstung
Kategorien: Armrüstung‎‎  •  Achselrüstung  •  Beinrüstung‎  •  Kettenrüstung  •  Lederrüstung  •  Panzerhandschuh  •  Pferderüstung‎  •  Plattenrüstung‎  •  Schulterrüstung  •  Schuppenrüstung  •  Stoffrüstung
Eisenzeit‎  •  Völkerwanderungszeit‎  •  Frühmittelalter  •  Hochmittelalter  •  Spätmittelalter  •  Renaissance
Hauptkategorie: Rüstung  •  Heerwesen  •  Helme  •  Rittertum  •  Schilde  •  Waffen

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Harnisch
  2. Reallexicon der Deutschen Altertümer (Volltext auf Zeno.Org). E. Götzinger. Leipzig 1885., S. 363-369 (Artikel Harnisch).
  3. Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 55-66.
  4. siehe Wolfram von Eichenbach: Parzival, v. 261: „Von Soissons war die Harnischplatte”. Im selben Vers kommt auch „Härfenier” (Wattenkappe) vor.
  5. Limburger Chronik. Tilemann Elhen von Wolfhagen, um 1378-1402. In Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters; BSB
Advertisement