Mittelalter Wiki
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Das Runddorf in der ausgeprägten Form des eigentlichen „Rundlings" ist ein kleines Dorf, dessen Gehöfte rings um einen kreisförmigen oder ovalen Platz stehen. In der Mitte befindet sich meist der Dorfteich.

Beschreibung[]

Nur an einer Stelle des Runddorfes ist ein Ausgang; sonst ist das ganze Dorf mit seinen Gärten durch eine Hecke oder Lehmmauer abgeschlossen, so daß selbst die Felder nicht unmittelbar von den Gehöften aus erreicht werden können.

Das Ganze gleicht einem Hufeisen. Die Äcker breiten sich gewöhnlich fächerförmig nach allen Seiten aus. Daneben kommen auch Gewannfluren und Blockfluren vor. In ausgeprägter Form ist der Rundling nicht häufig.

Öfter begegnen minder strenge Grundrisse sehr verschiedener Gestalt, die aber das Gemeinsame haben, daß sie nur nach einer Seite geöffnet sind. Man kann sie als Platzdörfer bezeichnen. Gelegentlich finden sich auch Übergänge zu den Gassendörfern. Alle diese Dörfer sind gewöhnlich klein und liegen infolgedessen dichter zusammen als die Haufendörfer.

Verbreitung[]

In ihrer Verbreitung schließen sich die Runddörfer an die alte Slawengrenze an. Die Hauptmasse liegt auf ihrer Ostseite in Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen, Oberfranken und Böhmen; eine nicht geringe Zahl findet sich aber auch auf der Westseite, besonders im östlichen Thüringen und nördlich vom Harz. Im sonstigen Altdeutschland fehlen eigentliche Rundlinge, dagegen kommen unbestimmtere Formen des Platzdorfs gelegentlich vor.

Aber auch im weiteren Slawenland scheinen charakteristische Runddörfer kaum vorzukommen. Die herrschende Ansicht sieht in den Rundlingen die eigentlich slawische Siedlungsform. Doch ist auch Übertragung von Deutschland her nicht ausgeschlossen, und gerade die Rundlinge strengster Form werden durch ihre Namen meist als deutsche Gründungen der Kolonisationszeit im Hochmittelalter gekennzeichnet (s.a. Ostdeutsche Kolonisation.

Jedenfalls ist bei der Ausbildung dieser Form das Schutzbedürfnis in hohem Grade mitbestimmend gewesen. Darauf deutet die Form selbst, häufig auch die topographische Lage der Orte, ferner die Beschränkung auf die unruhigen Grenzgebiete zwischen Deutschen und Slawen und die allmählich klarer werdende Beziehung zu den alten Rundwällen.

Galerie[]

Quellen[]

  • Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd I, S. 482 (Art. Dorf). Bd. IV, S. 5.
  • A. Schulz. "Die Siedlungen des Warnowgebietes"; Stuttgart 1909, 5—25.
  • A. Hennig. "Die Dorfformen des Königreichs Sachsen", Dresden 1912
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