Mittelalter Wiki
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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 20. Januar 2016 als Spotlight vorgestellt.

Die Periode der Deutschen Siedlungsgeschichte reicht etwa von der ersten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts bis zum Ende des 13. Jhs. Für die Wahl des Anfangs ist maßgebend der Beginn der verstärkten Ausbreitung germanischer Völker nach Süden und Westen und das gleichzeitige erste Erscheinen der Römer auf deutschem Boden.

Der Schluss wird bestimmt durch das Aufhören der mittelalterlichen Binnenkolonisation, womit zugleich auch die Kolonisierung des Ostens in der Hauptsache ihren Abschluß erreicht; nur im äußersten Nordosten setzt sie sich noch ins folgende Jahrhundert hinein fort.

Einleitung[]

Siedlungswesen RdgA B1 Tafel 29

Deutsches Siedlungswesen um 500 n.Chr. (Karte O. Schlüter)

Während dieser 1400 Jahre gewann das Siedelungsgebiet der Germanen (bzw. später der "Deutschen") unter vielfachem Wechsel seine spätere Ausbreitung und auch das Landschaftsbild erfuhr die größten und einschneidendsten Veränderungen. Das alte Waldkleid wurde massiv zurückgedrängt, sodass es am Ende dieser Periode an manchen Stellen vielleicht stärker zusammengeschrumpft war als heute. Sumpfige Fluss- und Marschniederungen wurden in großem Umfang für die Kultivierung gewonnen.

Die Geschichte der Siedlungen selbst geht damit parallel. Bringen auch die Jahrhunderte der Wanderungen vielfach Rückschläge, so kann doch allgemein die ganze Zeit bis 1300 n. Chr. als eine Periode fortgesetzter Neugründungen von Ortschaften angesehen werden. Sie steigern sich zum Schluss so sehr, dass am Ende des Mittelalters überall eine Reihe ländlicher Siedlungen wieder verschwinden. Der dann erreichte Bestand erfuhr später nur noch an wenigen Stellen eine Vermehrung; die weiteren Veränderungen erfolgen nur noch an den vorher schon gegründeten Wohnplätzen.

Um die Entwicklung der Besiedelung klarer zu überblicken, macht es Sinn, zwischen den Siedlungen selbst, d. h. den eigentlichen Wohnplätzen, und der allgemeinen Besiedlungsfläche, über die sie sich bald dichter bald lockerer verteilen, zu unterscheiden. Die Besiedlungsfläche ist nicht gleichbedeutend mit dem ganzen Landgebiet, sie musste in langer Entwickelung erst in das Land hinein wachsen, bis zuletzt in der Neuzeit Mitteleuropa in seiner ganzen Ausdehnung am meisten unter allen gleich großen Erdräumen dem Zustand einer vollständigen Kulturlandschaft nahe gekommen ist.

Übersicht der Einzelbeiträge[]

Die Geschichte des deutschen Siedlungswesens ist in folgende Einzelartikel gegliedert:

A.) Entwicklung der Besiedlungsfläche
  1. Siedlungswesen: Mitteleuropa im Altertum (Umfang des Wohngebietes).
    1. Waldbedeckte und waldfreie Flächen
    2. Geographischer Überblick (Altertum).
    3. Küstenveränderungen.
  2. Besiedlung bis 500 (Völkerwanderungszeit)
    1. Verhältnisse zur Römischen Eisenzeit (ca. 0 bis 200 n. Chr.)
    2. Veränderungen zur mitteleuropäischen Eisenzeit (100 v. Chr. bis 500 n. Chr.)
    3. Geographischer Überblick (Völkerwanderungszeit)
    4. Ortsnamenforschung und Vorgeschichte.
  3. Besiedlung bis 900 (Frühmittelalter)
    1. Das germanische Wohngebiet und die Slawengrenze.
    2. Die fränkische Siedlungsweise.
    3. Geographischer Überblick (Frühmittelalter).
  4. Besiedlung bis 1300 (Hochmittelalter).
    1. Binnenkolonisation.
    2. Die ostdeutsche Kolonisation.
    3. Gesamtergebnis dieser Periode.
B.) Die Siedlungsformen
  1. Siedlungsformen des Altertums
  2. Siedlungsformen bis 500 (Völkerwanderungszeit).
  3. Siedlungsformen bis 900 (Frühmittelalter).
    1. Anfänge städtischer Siedlung.
    2. Ländliche Siedlungen.
    3. Entwicklung des Haufendorfs.
  4. Siedlungsformen bis 1300 (Hochmittelalter).
    1. Die Dörfer.
    2. Die Städte.

Entwicklung der Besiedlungsfläche[]

Siedlungswesen im Altertum[]

Germanic expansion

Verbreitungsgebiet der germanischen Stämme bis zum Ende der vorrömischen Eisenzeit (750 v.Chr. bis 1. n.Chr.)

Zu Beginn der Periode des deutschen Siedlungswesens am Ende der vorrömischen Eisenzeit (450-100 v.Chr.) ist das Wohngebiet der germanischen Stämme in Mitteleuropa noch ganz anders begrenzt als später. Den Westen und Süden nehmen noch die Kelten ein, deren Verdrängung aber schon begonnen hat. Im Osten dagegen bewohnen Germanen (seit etwa 600 v. Chr.) noch das später slawische Land bis zur Weichsel und nach Südosten bis weit ins Karpathengebiet hinein.

Erst jenseits der Weichsel leben die Aisten (Balten). Während die Aisten zu dieser Zeit kulturell noch hinter den Germanen stehen, so sind ihnen die Kelten wirtschaftlich überlegen. Allerdings herrschte auch bei den Germanen neben der Viehzucht ein ausgedehnter Ackerbau mit festen Siedelungen... Weiterlesen.

Waldbedeckte und waldfreie Flächen[]

Das Landschaftsbild während der vorrömischen Eisenzeit konnte früher nur nach den spärlichen Angaben der römischen Schriftsteller beurteilt werden. Einige, wie z.B. Tacitus bezeichnen Deutschland summarisch als Land, das überreich an gewaltigen Wäldern und Sümpfen sei (Germ. c. 5). [1]

Andere nennen konkreter ausgedehnte geschlossene Waldgebiete, deren Lage sich annähernd erkennen läßt. Als größtes erscheint der Herkynische Wald (lat. Hercynia silva), der den gesamten Waldgürtel der mitteldeutschen Gebirge (Mittelgebirge) umfaßt. Daneben werden die lat. Arduenna Silva (Eifel und Ardennen), lat. Marciana silva (Schwarzwald), lat. Gabreta silva (Böhmerwald), lat. Bacenis silva (Spessart) und andere mehrfach erwähnt... Weiterlesen.

Geographischer Überblick (Altertum)[]

Die Zusammenhänge zwischen Waldbedeckten und waldfreien Flächen im Altertum geben die Möglichkeit, die Ausdehnung der Siedlungsfläche im heutigen Deutschland während des Altertums, sowie die Verbindungen zwischen ihren Teilen auch geographisch genauer zu bestimmen. Das Bild wird durch die geographische Gliederung Mitteleuropas in mehrere breite, west-östlich gerichtete Streifen bestimmt.

Im Süden lag der breite, hohe Wall der Alpen, der bis zur Waldgrenze hinauf dicht bewaldet war und lange Zeit der Besiedelung verschlossen blieb. Die größeren Täler der Nordseite, die Täler des Rheins, des Inn, der Salzach u.a. sind jedoch seit alters besiedelt. Am Südrand der Schwäbischen Alb gehen die Besiedlungsspuren z.B. bis in die Jüngere Altsteinzeit Europas (ca. 40.000 v. Chr.) zurück. [2] Später war dann z.B. Hallstatt in der nach ihm benannten Zeitperiode (1200-450 v. Chr.) während der Bronzezeit ein großes Kulturzentrum... Weiterlesen.

Küstenveränderungen[]

Natürliche Veränderungen im größeren Stil erfuhren Landschaft und Besiedelungsfläche Mitteleuropas während der historischen Zeit (Geschichtsschreibung in der Antike) nur an den Küsten. Die Nordseeküste hat durch Sturmfluten, wie sie besonders die Wintermonate mit sich bringen, stark gelitten. Aus der Antike wird von der „Cimbrischen Flut" (um 340 v. Chr.) berichtet, die die Kimbern aus ihrer Heimat vertrieben haben soll. [3]

Bestimmter sind Fluten zum Ausgang der Völkerwanderungszeit (ca. 568) und dem Beginn des Frühmittelalters festzulegen, so sind z.B. Fluten in den Jahren 516 und 819 bezeugt. Doch erst vom ausgehenden Mittelalter an (15./16. Jh.) liegen zuverlässigere und zahlreichere Nachrichten vor. Hiernach fanden in je hundert Jahren durchschnittlich 40-50 Sturmfluten statt. Den Landverlust des gesamten Küstenstrichs von der Scheide bis Jütland hat man für das 13. Jhd. auf rund 2750 qkm veranschlagt... Weiterlesen.

Besiedlung bis 500 (Völkerwanderungszeit)[]

Die Siedelungsfläche im Altertum, zu Beginn der historischen Periode (Auftreten der Germanen in der Geschichtsschreibung der Griechen und Römer), war noch außerordentlich dünn bevölkert. Der Wirtschaftszustand gab nur für eine geringe Menschenzahl die Daseinsbedingungen.

Die Germanen waren keine Nomaden oder Halbnomaden, wofür man sie anfangs nach den spärlichen Zeugnissen Caesars und Strabos hielt. Die prähistorische Forschung wies überall schon für frühere Zeiten feste Siedelungsreste nach. Zudem sprechen allgemeine kulturgeschichtliche Gründe und die Überlegung, dass Mitteleuropa mit seinem Waldreichtum fast nirgendswo so weite Flächen darbot, wie sie für nomadische Wirtschaft erfordert werden, stark dafür, dass die Germanen zu Caesars Zeit längst seßhaft waren.

Dass sie leicht den Wohnsitz wechselten, spricht nicht dagegen; das tun auch andere seßhafte und bodenbauende Völker. Sie hatten feste Wohnsitze, aber sie waren noch leicht geneigt sie aufzugeben; sie betrieben Ackerbau und kannten alle Getreide, die sie auch später anbauten, nur war der Ackerbau technisch wenig entwickelt und er trat hinter der Weidewirtschaft zurück (vgl. Artikel: Wirtschaft)... Weiterlesen.

Römische Eisenzeit[]

Zur Zeit des Caesar (100-44 v.Chr.) und Tacitus (um 58-120 n.Chr.) fehlt für eine Schätzung der Bevölkerungszahl jede Handhabe. Die Ziffern, die von den römischen Schriftstellern angegeben werden, sind durchaus unglaubwürdig. Zu beachten ist, dass auch das offene, der Besiedelung zugängliche Land nicht durchweg kulturell, wenn auch noch so extensiv, ausgenutzt wurde.

Zwischen den Stämmen und Sippen ließ man absichtlich mehr oder weniger breite Grenzstriche öde liegen, die zum Schutz dienten. Eine Vermutung ist, dass zwischen dem Grundbesitz der Einzelnen ein öder Streifen von Hammerwurfbreite blieb. Nach alledem ist eine Bewohnerzahl von einer Million für das Gebiet des heutigen Deutschlands schon das äußerste, wohin man bei einer Schätzung gehen kann... Weiterlesen.

Eisenzeitliche Veränderungen[]

Während der mitteleuropäischen Eisenzeit gab es erhebliche Veränderungen in den Siedlungsverhältnissen. In der Zeit vor 500 war der Ausbau gering, die Verschiebung der Bewohner sehr lebhaft. Die Besiedelungsfläche änderte sich wenig, aber in ihren Grenzen wechselte die Besiedelung selbst oft und stark; ganze Landschaften verloren manchmal ihre Bevölkerung, um nach einiger Zeit durch andere Stämme von neuem besiedelt zu werden.

Die Niederlassung selbst geschah ohne scharf ausgeprägten Kolonisationsplan. Doch schien die staatliche Gliederung in Gaue, Hundertschaften und Sippen die Aufteilung des besetzten Landes bestimmt zu haben. In den Sippen und Geschlechtern erblickt man die ursprünglichen Siedlungsgenossenschaften... Weiterlesen.

Geographischer Überblick (VWZ)[]

Die siedelungsgeschichtlichen Ergebnisse der Ortsnamenforschung sind für das Altertum vielfach sehr unsicher. Doch für die Völkerwanderungszeit (375/376 bis 568) läßt sich die Verbreitung bestimmter Namengruppen durchaus überblicken. Diese ergänzen das Bild der großen Ausbreitungsrichtungen der germanischen Stämme und ihren neuen Siedelungsgebieten.

In dem in dem Landstrich, der von der Unterelbe durch Thüringen nach dem Süden führt läßt sich eine große Straße langandauernder Völkerbewegungen erkennen, die zur dauernden Eroberung des Keltenlandes führte. Die Lage der suebischen Urheimat im Brandenburgischen, die Wanderung der Markomannen ins Maingebiet (und später von da nach Böhmen), schließlich die Erstreckung des thüringischen Königreiches in einem schmalen Streifen von der Unterelbe zur Donau hin, zeigen das deutlich an. Dieser Landstreifen tritt aber auch deutlich in den Ortsnamen hervor, durch die besondere Mischung allgemein üblicher Endungen.

Die fächerförmige Ausstrahlung vom Gebiet der jütischen Halbinsel aus führte im Westen und Süden germanische Siedler in das alte Keltenland. An den Enden der Wege bildeten sich dann neue Ausbreitungszentren. Dieser zweite Akt der Besiedelungsgeschichte zur Völkerwanderungszeit läßt sich bestimmter erkennen, da es reichere historische Überlieferung gibt. Doch bleiben auch hier die Ortsnamen eine wichtige Quelle, um die räumlichen Verhältnisse der Besiedelung zu erkennen. Die stärksten Ausstrahlungszentren lagen im Südwesten und Nordwesten bei den Alemannen und Salfranken, wogegen das mittlere, hessische Gebiet etwas zurücktritt... Weiterlesen.

Ortsnamenforschung und Vorgeschichte[]

Der Ortsnamenforschung in der mitteleuropäischen Eisenzeit (800 v. Chr. bis 200 n. Chr.) bis zur Völkerwanderungszeit (375-568 n. Chr.) liegt die Voraussetzung zugrunde, dass das Alter der Ortsnamen mit dem Alter der Wohnplätze selbst übereinstimme. Jedoch muss geprüft werden, wieweit diese Voraussetzung zutrifft.

Die Betrachtung der Ortsnamen - wie man auch im einzelnen deuten muss, wie das relative Alter der verschiedenen Siedlungsschichten nach dem Namenmaterial zu beurteilen ist - führt immer zu dem Ergebnis, dass in jeder Landschaft Mitteleuropas schon während dieser alten Zeit eine Erweiterung und Vervollständigung des Siedelungsnetzes erfolgt sein müßte, die man sich nur als Ergebnis eines weitgehenden Ausbaus vorher unbewohnter Marken vorstellen könnte.

In einem gewissen Umfang hat ein solcher jedenfalls auch wirklich stattgefunden, häufig von Rückschlägen unterbrochen. Will man aber den Ortsnamen glauben, so müßte er vielfach sehr bedeutend gewesen sein. In altbesiedelten Landschaften wie in Thüringen, Hessen und den nördlich angrenzenden Gegenden weist die Ortsnamenforschung nur äußerst wenig Namen auf, die der ältesten germanischen Besiedelung angehören. Die weitaus größte Masse der dem historischen Altertum zuzurechnenden Namen scheinen nachträglich in verschiedenen Schichten hinzugekommen... Weiterlesen.

Besiedlung bis 900 (Frühmittelalter)[]

Die Errichtung des salfränkischen Reiches bildet in der Siedelungsgeschichte einen ebenso wichtigen Abschnitt wie in der Staatengeschichte. Mit der Unterwerfung der germanischen Stämme unter die Frankenmacht (496 wird das Alemannenreich, 531 das der Thüringer vernichtet), kommen die Wanderungen der Völker zur Ruhe.

Die Änderungen im staatlichen, rechtlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben, die sich allmählich durchsetzen, schaffen wesentlich andere Faktoren der Besiedelung, die dann in weiterer Entwicklung die gesamte übrige Zeit bis zum Ende des 13. Jhds. beherrschen. Die ersten Jahrhunderte bilden noch eine Periode des Übergangs, bis die Regierung Karls des Großen die Ergebnisse der Übergangszeit zusammenfaßt und die Grundlagen für die Zukunft legt... Weiterlesen.

Das germanische Wohngebiet und die Slawengrenze[]

Der äußere Umfang des germanischen Wohngebietes erfährt in den drei Jahrhunderten von 500 bis 800 insofern eine wichtige Veränderung, als die schon vorher von den Ostgermanen verlassenen Länder östlich der Elbe nun von den Slawen besetzt werden. Seit dem 6. Jhd. dringen diese westwärts vor.

Das fast menschenleere auf weite Strecken hin offene, waldarme Land durchschreiten sie schnell, so dass sie schon früh an der Elbe und Saale erscheinen und vielleicht im Laufe des 7. Jhds. auch über die Saale hinüber nach Thüringen hinein gelangen. Gleichzeitig rücken sie durch die Lücke zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald vor und besetzen das Gebiet des oberen Main mit seinen Nebenflüssen. Auch südlich von der trennenden Mauer des Böhmerwaldes schieben sich slawische Stämme in den großen Längstälern der Ostalpen bis nach Tirol hinein vor... Weiterlesen.

Die fränkische Siedlungsweise[]

Die Tätigkeit der Franken nimmt das Werk der Römer auf germanischen Boden wieder auf. Die unmittelbaren Spuren römischer Zivilisation waren bis auf einige Reste von Römerstädten und Römerstraßen unter den Umwälzungen der Völkerwanderungszeit verloren gegangen. Nun aber zeigten sich die mittelbaren Wirkungen.

Die Berührung mit den überlegenen wirtschaftlichen und politisch-militärischen Einrichtungen des Römischen Reiches begann bei den Germanen selbst neue Früchte zu tragen. Während die ostgermanischen Völker bei ihren Staatengründungen in südeuropäischen Ländern in der römischem Kultur aufgingen, kamen die norddeutschen und innerdeutschen Stämme jedoch nicht in diese unmittelbare Berührung.

Den salischen Franken fiel die Rolle einer fruchtbaren Vermittlung zu. Ihr festgefügter Staat behielt in seinem austrasischen Teil bei allem Übernommenen doch von Grund aus germanisches Gepräge. Seine Macht und seine Einrichtungen waren es vor allem, die das Verhältnis der germanischen Bevölkerung zu ihrem Boden und damit das ganze Siedlungswesen auf eine andere Grundlage stellten... Weiterlesen.

Geographischer Überblick (Frühmittelalter)[]

Welche Landschaften unter dem Einfluss des fränkischen Systems schon vor 800 einen stärkeren Ausbau erfahren haben, lässt sich nach der historischen Überlieferung einigermaßen beurteilen, wenn man die geographischen Verhältnisse mit berücksichtigt. Folgt doch die ganze Entwicklung der Ausbreitung der Frankenmacht. Wo sie Fuß fasste, wird auch immer eine Erweiterung der Besiedelungsfläche stattgefunden haben.

Anderseits kann aber der Ausbau zu dieser Zeit immer erst die niedriger gelegenen und leichter zugänglichen Teile des Waldes betroffen haben. Die Lage und die Gründungszeit der Rodeklöster sind bekannt, und für das Siedlungssystem der Franken gibt es Beweismaterial aus allen Teilen ihres Reiches, allerdings nur in Stichproben und vorwiegend auf die karolingische Periode bezüglich. Das alles gibt allgemeine Hinweise und zumindest örtlich beschränkte Aufklärung.

Doch für einen Überblick über die gewonnenen Flächen im Ganzen können sich Forscher auch hier noch auf die (allerdings unsichere) Quelle der Ortsnamen stützen... Weiterlesen.

Besiedlung bis 1300 (Hochmittelalter)[]

Die fünf Jahrhunderte, die auf Karl den Großen (747-814) folgen, brachten räumlich bei weitem die stärkste Erweiterung der Besiedlungsfläche, sowohl durch Ausbau des Landes wie durch die Rückeroberung des slawischen Ostens. In beidem fällt der Hauptteil der Leistung in das 12. und 13. Jh., während die Zeit bis 1000 im Wesentlichen nur die Arbeit des 8. Jhds. fortsetzt und das 11. Jhd. vielfach ein gewisses Abflauen der Kulturtätigkeit erkennen lässt.

Binnenkolonisation[]

Bei der inneren Kolonisation des Ostfrankenreiches im Übergang zum Heiligen Römischen Reich verschob sich teilweise die Bedeutung der einzelnen Besiedelungsfaktoren im Vergleich zu früher, selbst wenn diese ihrem Wesen nach die gleichen blieben wie vorher. Die Teilung des karolingischen Frankenreiches im Jahre 843 durch den Vertrag von Verdun wies der Entwicklung Deutschlands ihre ganz eigenen Bahnen.

Wichtiger jedoch war für die Besiedelung die wachsende Bedeutung des Lehnswesens, die mit Vermehrung der Grundherrschaften die Macht der Zentralgewalt lockerte. So tritt die unmittelbare Kolonisation durch den König zurück, während Kirchen und Klöster mit wachsender Kraft ihre Tätigkeit fortsetzen und weltliche Grundherren höheren wie niederen Ranges sich in zunehmender Zahl an dem Werk beteiligen.

Geleistete Dienste werden vom König oder von Territorialherren mit Landverleihungen belohnt, die durch Anlage von Rodungen wirtschaftlich nutzbar gemacht werden; für Schenkungen wertvollen Landes an die Klöster suchen sich die weltlichen Herren durch Anbau „aus wilder Wurzel" zu entschädigen. Daneben schreitet auch der Ausbau durch dörfliche Markgenossenschaften und durch einzelne Gemeinfreie weiter fort; doch tritt beides mit der Zeit zurück. Dagegen kommt seit dem 11. Jhd. in dem Unternehmertum der Lokatoren eine neue Form der Ansiedelung auf... Weiterlesen.

Die ostdeutsche Kolonisation[]

Im 11. bis 13. Jh. entstand die deutsche Ostsiedlung: Aufgrund von wirtschaftlichen Interessen siedelten Deutsche in slawisch und baltisch bewohnten Gebieten östlich der Elbe und Saale, sowie in der Steiermark und Kärnten. Dadurch wurden Sprache und Kultur nach Osten ausgedehnt. Zwischen 1039 und 1056 wurden Böhmen und Ungarn unter Kaiser Heinrich III. (HRR) zu Reichslehen. Gegen die Pruzzen rief Polen (Herzog Konrad I. von Masowien) im Jahr 1225 den Deutschen Orden zu Hilfe. Dieser gründete dort einen eigenen Staat, dem Kurland, Livland und Estland angegliedert wurden... Weiterlesen. [4]

Gesamtergebnis dieser Periode[]

Mit dem Ende des 13. Jhs. bzw. im Laufe des 14. Jhds. kam der Prozeß der Innen- und Außenkolonisation des Hochmittelalters zur Ruhe. Er hatte die alten natürlichen Grenzen der Gaue überall durchbrochen oder stark durchlöchert, dass die Vereinzelung der Landschaften aufhörte. Die großen Waldkomplexe waren zerteilt, und die Anfänge einer geordneten Forstwirtschaft taten noch mehr dazu, ihnen den Charakter von Urwäldern zu nehmen.

Das Verhältnis von Wald und Feld war dem heutigen im großen und ganzen schon gleich. Viel weiter zurück war trotz allem Geleisteten die Urbarmachung der Sümpfe geblieben. Hier hatten in Bayern (Donaumoor, Dachauer-, Erdingermoor) und Norddeutschland (Oderbruch, Drömling usw.) die späteren Jahrhunderte noch viel zu tun. Mit der Moorkultur wurde überhaupt erst im 14. Jh., wiederum in Holland (Groningen) begonnen.

Die besiedelte Fläche wuchs in der Zeit des Ausbaus beträchtlich und wurde dabei in den Marschen um große Strecken fruchtbaren Bodens bereichert. Die Bedingungen für die Bevölkerungsernährung wurden dadurch außerordentlich gesteigert, und so gibt die andauernde starke Vermehrung der Bevölkerung wie kaum etwas anderes der Zeit ihr Gepräge. In den gleichen Jahrhunderten werden in Altdeutschland Tausende von neuen Dörfern gegründet, wird im Osten ein riesiges Gebiet bevölkert und wachsen hier wie dort viele Hunderte von Städten empor.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania). Übersetzung "Die Germania des Tacitus". Anton Baumstark: Freiburg 1876. Digitalisat auf Wikisource. Kap. 5.
  2. Urmu: Eiszeitkultur - Das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren.
  3. Vgl. Geinitz in Petermanns Geographische Mitteilungen. Band 43 (1903), S. 81 f.
  4. Geschichtsbaum Deutschland. National Geographic Deutschland. Britta Orgovanyi-Hanstein. Candor-Verlag, 2006. ISBN 3200005572, ISBN 9783200005570.
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