Mittelalter Wiki
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In Töpferöfen oder Brenngruben werden im Zuge der Töpferei die Keramiken gebrannt. Dabei unterscheidet man, ob bei den Tongefäßen die Malerei unmittelbar vor dem Brennen auf den Ton, oder auf die Glasur der bereits halb gebrannten Gefäße aufgetragen wird. [1]

Beschreibung[]

Die überwiegende Mehrzahl der vorgeschichtlichen Tongefäße ist so wenig widerstandsfähig, dass die Bodenfeuchtigkeit sie mürbe und brüchig macht. Erst durch vorsichtiges, langsames Trocknen erhalten sie ihre Festigkeit wieder. Aus diesem Umstand geht hervor, dass sie nur unvollkommen gebrannt wurden, dass man praktisch eingerichtete Töpferöfen, wie sie das klassische Altertum kannte, sicher nicht benutzte.

Topfbrandstellen[]

Man stellte die an der Luft getrockneten Tongefäße in eine flache Erdmulde, umgab sie mit Reisig, das man langsam abbrennen ließ und dessen Hitze ihnen einen mäßigen Brand gab. Solche Topfbrandstellen wurden noch aus der Zeit der Völkerwanderung freigelegt.

Brenngruben[]

Eine vervollkommnetere Art, die wesentlich härteren Brand hervorrief, waren die Brenngruben: in die Erde gegrabene, kesselartige Vertiefungen, in denen die Gefäße, rings von Brennmaterial umschlossen, einem länger wirkenden Feuer und einer gleichmäßigeren Hitze ausgesetzt werden konnten. Solche Brenngrube wurde inmitten einer übergroßen Zahl von Scherben bei Schlewecke in der Nähe von Bad Harzburg aufgedeckt.

Die Scherben, die dem 9.-10. Jhd. angehören, waren sämtlich, wie auch ein unversehrtes Gefäß, hart gebrannt und unterscheiden sich von den hoch- und spätmittelalterlichen nur durch die schlecht geschlemmte, reichlich mit Steinchenzusatz versehene Masse.

Funktionsweise[]

  • 1.) Brenngrube vorwärmen, und anschließend Keramik hineingeben um dieselbe auch vorzuwärmen.
  • 2.) Langsames Aufheizen der Brenngrube.
  • 3.) Brennen in der offenen Phase ca. 6 Std. mit Eichen und Buchenholz.
  • 4.) Bedecken der Brenngrube mit Sägespänen und Stroh
  • 5.) Brenngrube mit Erde luftdicht verschließen und 12-16 Std. "ziehen lassen" (reduzierende Phase)
  • 6.) Grube öffnen und Keramik freilegen, nach kurzer Abkühlphase kann die Keramik entnommen und gereinigt werden, ein Klopftest zeigt ob sich Risse gebildet haben. [2]

Öfen[]

In der Schweiz (Rümlang bei Zürich) fand man einen (wahrscheinlichen) Töpferofen von 2 m Längsdurchmesser und 1,5 m Querdurchmesser bereits aus dem Ende der Steinzeit oder dem Anfang der Bronzezeit, ebenso aus der Bronzezeit am Ebersberg bei Berg am Irschel. [3] [4]

In die germanischen Länder gelangte der Töpferofen, wie die Töpferscheibe, erst unter römisch-gallischem Einfluß ganz allmählich von Südwesten nach Westen her. Während im Süden und Westen schon in der ersten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrtausends nach römischem Vorbild eingerichtete Töpfereien, zunächst auch von römischen Handwerkern geleitet, sich nachweisen lassen, verharrt der gesamte Norden noch bei der überlieferten Art.

Über die Form und Einrichtung des zuerst in Germanien benutzten Töpferofens gibt es vergleichsweise wenig Fundmaterial. Römische, auf germanischem Gebiet aufgefundene Brennöfen zeigten eine eigenartige Konstruktionsart der Bedachung. Sie war in der Weise hergestellt, dass eine Anzahl querliegender Reihen von ineinandergesteckten Tongefäßen, die auf der Innen- und Außenseite des Ofens mit Lehm verstrichen waren, sich zu einem Gewölbe zusammenfügten. Ein ähnlicher Ofen wird Pompeji beschrieben.

Dass derart konstruierte Brennöfen bei den Germanen Eingang und Nachahmung in manchen Gegenden fanden, beweist der Umstand, dass sie sich bis in die Moderne, z.B. in Hessen-Nassau und im Ödenburger Komitat (Ungarn), erhalten haben. Der alte Ausdruck für das Brennen der Tongefäße ist backen. Noch 1259 erscheint in Lübeck úlenbecker als Bezeichnung des Töpfers.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

  • Das Altdeutsche Handwerk (Internet Archive). Moriz Heyne. Straßburg : K. J. Trübner, 1908. S. 37 ff.
  • Bünker, J. R., Die Hafneröfen in Strob; In Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien Ausgabe 33.
  • Meringer, Zur Geschichte des Kachelofens; In Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien Ausgabe 27.
  • Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 329 f.

Einzelnachweise[]

  1. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 493-494. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003544389
  2. OWL-Franken: Dokumentation der Herstellung einer Tatinger Kanne nach historischen Vorbildern (19.06.20106)
  3. Über neolithische Brennöfen bei Groß-Czernosek s. v. Weinzierl in Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien, Ausg. 27.
  4. J. Heierli, Urgeschichte der Schweiz S. 143. 187. 231. In Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich. Ausg. 22, S. 17. Prähistorische Blätter 1892, Bd. IV, Tafel VII.

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