Mittelalter Wiki
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Ein Wechselbalg war im Volksglauben des Mittelalters ein Kind, welches von einer Hexe und dem Teufel oder aber von Zwergen, Elfen oder Nixen erzeugt und einem natürlichen Kinde bei einer Wöchnerin untergeschoben, dieses dagegen entführt wurde.

Beschreibung[]

Gemäß dem Volksglauben entwenden Elfen oder Zwerge zuweilen wohlgestaltete Kinder aus der Wiege, und legten ihre eigenen hässlichen Kinder, oder gar sich selbst an deren Stelle. Diese untergeschobenen Geschöpfe nannte man Wechselbälge.

Bei allen germanischen Stämmen war dieser Glaube verbreitet, dass Kinder mit dickem Hals oder Kropf oder häßlichem Gesicht (Kretinen) unter der Einwirkung dämonischer Mächte (oder des Mondes, des Bösen Blicks, etc.) erzeugt wurden oder von elfischen Wesen (Alp, Kobold, Zwergen, Hexen) stammen und von diesen dann kurz nach der Geburt eines Kindes mit diesem echten Kinde vertauscht wurden.

Solche Kinder heißen mhd. wehselbalc, nhd. Kielkröpfe, Butten, Tolpatsch, Dickköpfe, dän. bytting, anord. skiptingr, engl. changeling. Schon im Althochdeutschen begegnet wihseling für den untergeschobenen Sohn. Als Zweck des Wechsels erscheint, dass die Elfen bemüht waren, ihre Art durch das entwendete Menschenkind größer zu ziehen, welches sie nun bei sich behalten wollten, und wofür sie ihr eigenes Kind hingaben.

Erscheinung[]

Wechselbalg-Kinder galten als außerordentlich häßlich und missgestaltet. Man erkannte sie außerdem an ihrem großen Kropf (deshalb auch Kielkropf) und großen Köpfen. Sie schrien und grunzten viel, waren unersättlich und konnten im Trinken an der Mutterbrust nicht gesättigt werden. Wechselbälger blieben ohne gehörigen Verstand und starben vor dem 7., nach anderen vor dem 18. Lebensjahr.

Wie bei Menschen kamen auch bei Tieren Missgeburten vor. Auch diese hielt der Volksglaube für Produkte widernatürlicher Zeugung; daher nannte man sie Wasserkalb oder Mondkalb und glaubte, dass sich bei ihnen bei der Zeugung besonders der widrige Einfluss des Mondes geltend gemacht habe.

Gegenmaßnahmen[]

Um den Austausch des Kindes oder die Verwandlung in einen Wechselbalg durch dämonische Wesen bis zur Taufe zu verhindern, versicherten sich Eltern durch alle möglichen Zaubermittel, die an dem Kinde oder in dessen Umgebung angewandt wurden. So legte man z.B. einen Schlüssel, oder ein Kleid des Vaters, oder Stahl und Nähnadeln mit in die Wiege. Man verstopft alle Öffnungen des Gemachs, ließ keine verdächtigen Frauenpersonen zur Wiege, befestigte in und an dieser und am Kind Amulette, legte Gebetbücher unter das Kopfkissen und dergleichen. Auch durfte während der Nacht das Licht im Zimmer nicht ausgehen und das Kind Tag und Nacht nicht allein gelassen werden.

Gelang es den elfischen Geistern dennoch das Kind gegen ihr Kind umzutauschen, was besonders am 5. und 8. Tage und bei Zwillingen geschah, so war am wichtigsten die Art, wie man sich einen Wechselbalg wieder vom Halse schaffte. Wunderliche Mittel, aber auch Misshandlung des Wechselbalges sollten die Hexen, Elfen, Zwerge, etc. dazu zwingen, ihr Kind wieder mitzunehmen und das richtige zurückzubringen. Oft wurden deshalb die Kretinen verprügelt und hart mit Ruten geschlagen, aus der Wiege geworfen und zur Tür hinausgefegt. Man gab ihnen keine Nahrung oder warf sie ins Wasser. Aber nur selten wurde das Kind wiedergeholt; sehr oft kam es durch die Misshandlungen um.

In den Sagen begegnet man zuweilen dem Glauben, dass Wechselbälge sich zu erkennen geben und als kleine Kinder schon sprechen, wenn man ihnen etwas Außergewöhnliches zeigt. Also wollte man den Wechselbalg durch bestimmtes höchst seltsames Benehmen zum Selbstgeständniss seines Alters, und folglich des geschehenen Austausches, bringen, worauf er sich augenblicklich entfernte und das geraubte Kind wieder erschien, denn die Elfen wollten nichts umsonst haben.

Z.B. wenn der Wechselbalg sah, wie man Wasser in Eierschalen über dem Feuer kochte, so rief er aus: "Nun bin ich so alt wie der Westerwald, und habe doch noch nie in Eierschalen kochen sehen." Nach einem bretagnischen Volkslied sah ein Wechselbalg, wie die Hausmutter Speise für zehn Hausknechte in einer Eierschale kochte, und sprach: "Ich habe das Ei vor der weißen Henne gesehen, und die Eichel vor der Eiche, und nimmer ein solches."

In einigen Gegenden Norddeutschlands aber galt der Wechselbalg als glückbringend und wurde deshalb geschont und gut ernährt.

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