Dieser Artikel wurde am 14. August 2014 als Spotlight vorgestellt. |
Keramik wird auch als Tonware bezeichnet, im engeren Sinne Tongefäße, Topfware und Tongeschirr (s. 'Töpferei'). Die prähistorische Keramik läßt sich nicht, wie die Bronzegefäße, systematisch nach Technik und Herkunft behandeln. Denn in vorgeschichtlichen Epochen wurden Tongefäße, nicht fabrikmäßig, sondern für den Hausgebrauch, vielleicht von den Frauen, in den Hütten verfertigt.
Beschreibung[]
Das umfangreiche Fundmaterial zersplittert sich in zahlreiche kleinere Gruppen, die für die Entwicklung des Ganzen keine Bedeutung haben und als solche nur im Zusammenhang mit den Nachbargruppen derselben Zeit verständlich werden. Die Behandlung dieses, keineswegs lückenlos vorliegenden Materials wird noch dazu erschwert durch die sehr schwankende Terminologie und durch vielfach höchst mangelhafte Publikation.
Steinzeit[]
- s. Hauptartikel: Keramik der Steinzeit
Auf europäischem Boden wurden mit die ältesten Tongefäße in den Ablagerungen der steinzeitlichen Muschelhaufen in Dänemark gefunden (genannt Kjökkenmöddinger - prähistorische Abfallhaufen), dementsprechend auch die den Stationen des Campignien in Frankreich. Bei primitiver Technik (mangelhaftem Brand, roher Oberfläche) ist der Formenkreis auf 2 Typen beschränkt, soweit sich die Fragmente sicher deuten lassen:
- 1. Töpfe mit geschweifter Wandung und spitz ablaufendem Boden (Bild)
- 2. breite, flache Schüsseln mit aufgebogenem Rande (Bild).
Jüngere Steinzeit[]
Auffallend ist der Aufschwung, den die Töpferindustrie im Jungneolithikum (4400–3500 v. Chr.) in Europa allgemein nahm. Gerade in dem Gebiet, das für die Ausbreitung der Germanen in Frage steht, auf dem Boden von Deutschland, beobachtet man eine Fülle von Erscheinungen, die auf ein recht bewegtes Leben der damaligen Europäer hinweisen. Die Tongefäße geben als Produkte der Hausindustrie Aufschluß über zahlreiche Kulturgruppen, die in engeren Beziehungen zueinander standen. Ihre Hauptmerkmale gewinnen Forscher aus den Formen und Verzierungen der Tongefäße. Unter ihnen lassen sich 2 Gruppen wegen ihrer lokalen Beständigkeit absondern:
- A) im Norden die Keramik der Megalithgräber
- B) im Süden die Keramik der Pfahlbauten... Weiterlesen
Bronzezeit[]
- s. Hauptartikel: Keramik der Bronzezeit
Die Keramik der Bronzezeit unterscheidet sich wesentlich von der Keramik der Steinzeit: es fehlt ihr die reiche Ornamentik. Dagegen wird mehr Wert auf die Ausgestaltung der Formen und auf die Behandlung der Oberfläche gelegt. Nachwirkungen der steinzeitlichen Formen lassen sich nur selten erkennen, da die Funde der frühbronzezeitlichen Epoche große Lücken aufweisen und gerade die Keramik darunter spärlich vertreten ist. In Mitteleuropa heben sich 2 Gruppen in dieser Zeit heraus:
- 1. Aunjetitzer Gruppe;
- 2. Mittelrheinische Gruppe... Weiterlesen.
Vorrömische Eisenzeit[]
- siehe Hauptartikel: Keramik der vorrömischen Eisenzeit
In der vorrömischen Eisenzeit kommt die Verschiedenheit der Kulturerscheinungen innerhalb des Gebiets von Deutschland und dem angrenzenden Skandinavien gerade in der Keramik in hervorragender Weise zum Ausdruck. In Norddeutschland, wo das Eisen nur ganz allmählich sich Eingang verschafft, beginnt sich die Entwicklung in zwei Gruppen zu teilen, die man als west- und ostgermanisch kennzeichnet. Größere Fortschritte werden im Süden, in der Rhein-Donau-Oder-Zone gemacht, wo sich die Hallstattkultur ausbreitet. Im Lauf der zweiten Hälfte des 1. Jhds. v. Chr. machten sich die von Westen vordringenden Einflüsse der keltischen Kultur überall geltend (siehe Artikel Kelten: Bodenfunde und Keltischer Kultureinfluß). Die ganze Entwicklung schreitet aber in verschiedenen Stufen vorwärts, so daß zahlreiche lokale Gruppen im bunten Wechsel nebeneinander stehen und aufeinander folgen... Weiterlesen.
Hallstattkultur[]
- siehe Hauptartikel: Keramik der Hallstattkultur
Im Gegensatz zu den nordischen Provinzen steht nach Formen und Ornamenten die Keramik der südlichen Hallstattkultur. Auch hier sonderten sich zwei größere Kreise, ein östlicher und westlicher, voneinander ab; ihr Berührungspunkt ist im links der Donau liegenden Bayern zu suchen.
- a) Der Ostkreis
- b) Der Westkreis
Der Ostkreis steht im Allgemeinen in der älteren Zeit unter dem Einfluß der ungarischen Rillen- und Buckelkeramik; die Buckel erscheinen in jüngerer Form als hornartige Ansätze in der Regel auf der Schulterfläche der Gefäße. Im Südosten (Küstenland, Krain) fallen neben lokalen, einheimischen Formen (Töpfe, Schalen, Tassen, Becher) die Umbildungen der italischen Villanova-Urne ("Halsurne") und die Nachahmungen italischer Bronzegefäße auf. Im jüngeren Abschnitt der Periode wird die Bronzesitula in Ton nachgeahmt und neben die einfache, geradlinige Tiefornamentik tritt die Graphitmalerei entweder als Überzug über das ganze Gefäß oder als Streifendekoration mit Bändern, schraffierten Dreiecken und Mäanderhaken auf rotem Grund... Weiterlesen. [1]
Latènekultur[]
- siehe Hauptartikel: Keramik der Latènekultur
Wie für den älteren Abschnitt der vorrömischen Eisenzeit die Hallstattkultur, so bildet für den jüngeren Teil derselben die Latènekultur gerade mit ihren Gefäßen einen auffallenden Gegensatz zu den gleichzeitigen Erscheinungen im Norden und Osten von Deutschland. Dieser Gegensatz läßt sich nunmehr mit einiger Sicherheit auch ethnographisch kennzeichnen, indem die letzteren germanischer, die ersteren keltischer Eigenart entsprechen. Im einzelnen freilich sind die ethnischen Zuweisungen vielfach sehr unsicher.
Technisch beginnt im Kreis der Latènekultur eine Neuerung Bedeutung zu gewinnen: die Arbeit mit der Töpferscheibe. Und damit vollzieht sich in der keramischen Industrie allmählich ein Wechsel, der von der prähistorischen Entwicklung zur historischen überleitet, d. h. die Keramik geht aus den Hausindustrien in die Werkstätten mit fabrikmäßigem Betrieb über; ihre Verbreitung ist nicht mehr von lokalen Veränderungen innerhalb engerer Gruppen, sondern vom Handel abhängig. Um so auffallender sind jetzt die Gegensätze zwischen prähistorischen und historischen Erscheinungen überall da, wo das Neue mit dem Alten zusammenstößt... Weiterlesen.
Römische Kaiserzeit[]
- siehe Hauptartikel: Keramik der Römischen Kaiserzeit
Während der Römischen Kaiserzeit wird durch die Erweiterung der Grenzen des römischen Reiches auch ein Teil des alten, vorgeschichtlichen Bodens Europas der Geschichte erobert. So bildet sich längs des Rheins und der Donau im engsten Zusammenhang mit dem Mutterland Italien, und gleichzeitig auf Basis der bis dahin erreichten Höhe keltischer Fabrikation ein neuer Formenkreis aus, der die provinzial-römische Industrie repräsentiert. Ein großer Anteil daran gebührt in erster Linie der Keramik, die fabrikmäßig bei völliger Beherrschung aller technischen Mittel hergestellt wird.
Im freien Germanien macht sich unter dem Einfluß eines lebhaften Handels, der die provinzial-römischen Importartikel, besonders Metallgefäße, ins Land strömen läßt, überall ein Aufschwung in der heimischen Industrie bemerkbar. Obgleich importierte Tongefäße zu den Seltenheiten gehören, bringt es gerade die einheimische Töpferei zu einer vielfach noch nicht erreichten Höhe. Das äußert sich sowohl in der technischen Behandlung von Material und Oberfläche, als auch in der Formengebung und besonders in der Ornamentik der Tongefäße. Sie gehören zu dem Schönsten, was die Prähistorie aufzuweisen hat... Weiterlesen.
Völkerwanderungszeit[]
- siehe Hauptartikel: Keramik der Völkerwanderungszeit
In einem engeren Kreis der westgermanischen Kultur, in der Altmark und in Altsachsen bildete sich während der Völkerwanderungszeit nach den Ansätzen von plastischen Verzierungen, wie sie in der spätrömischen Zeit mehrfach beobachtet worden sind, ein besonderer Stil in der Buckelkeramik aus.
Es sind in der Regel hohe Töpfe, die sich nach oben zu einem kurzen Hals einziehen, und niedrige, weitmündige Näpfe, die mit eingetieften und plastischen Verzierungen überladen sind. Ihr Hauptzentrum ist die linke Seite der unteren Elbe. Sie berühren sich mit der großen Masse von Schalenurnen, die rechts der Elbe im 4.-5. Jh. die Grabkeramik vertreten. Weiter östlich beginnt sich das Land der Ostgermanen zu entvölkern, bis die Slawen mit ihrem Kulturbestand hier festen Fuß fassen und eine ihnen eigentümliche Keramik mitbringen... Weiterlesen.
Frühmittelalter[]
- siehe Hauptartikel: Keramik des Frühmittelalters
Allmählich schufen die Franken eine eigene Töpferindustrie. Nach dem Sturz der römischen Herrschaft arbeiteten jedoch auch im Gebiet der Franken römische Töpfer in alter Weise weiter und waren von großem Einfluß auf die einheimischen germanischen Töpfereien.
Das zeigen u.a. die Näpfe, Schalen, Schüsseln, Henkelkrüge, Henkelkännchen, henkellose, hohe Töpfe aus dem Reihengräberfeld von Schwarzrheindorf bei Bonn aus dem 5.-7. Jh. Funde gleicher Art lassen sich längs des Mittel- und Unterrheins bis nach Belgien und Frankreich hinein verfolgen.
Die alamannisch-fränkische Keramik im engeren Sinne, wie sie aus den süddeutschen und rheinischen Reihengräbern bekannt wurde, weist nur in einigen wenigen Formen eine Anlehnung an die spätrömische Provinzialkeramik auf: dazu gehören in erster Reihe die Henkelkannen mit Kleeblattmündung, eine uralte, bis in den troisch-mykenischen Kreis zurückgehende Form, und eine den späten Terra Sigillata-Formen nachgebildete Schale... Weiterlesen.
Galerie[]
Steinzeit[]
Tafel 1: Keramik der Steinzeit
- Abb. 01: Gefäße aus Muschelhaufen (Dänemark).
- Abb. 02: Gefäße aus Muschelhaufen (Dänemark).
- Abb. 03: Schale (Gesichtsurne) aus dänischen Megalithgräbern
- Abb. 04: Michelsberger Typus (Tulpenbecher) aus Michelsberg (Baden)
- Abb. 05: Mondseegruppe (Henkelbecher) aus einem Pfahlbau (Österreich)
- Abb. 06: Baalberger Kultur: Kugelamphora aus dem Baalberge (Sachsen-Anhalt).
Steinzeit / Bronzezeit[]
Tafel 2: Keramik der Steinzeit / Keramik der Bronzezeit
- Fig. 7-8: Keramik der Steinzeit.
- Abb. 07: Kugelflasche von Flomborn (Rheinland-Pfalz).
- Abb. 08: Glockenbecher von Frankenthal (Pfalz).
- Fig. 9-12: Keramik der Bronzezeit.
- Abb. 09: Aunjetitzer Typus: Henkelbecher von Unjetitz (Böhmen).
- Abb. 10: Doppelkonischer Topf von Dobbin (Mecklenburg-Vorpommern).
- Abb. 11: Schachtelurne von Suckow (Mecklenburg-Vorpommern).
- Abb. 12: Hausurne von Kiekindemark (Mecklenburg-Vorpommern).
Bronzezeit / Vorrömische Eisenzeit[]
Tafel 3: Keramik der Bronzezeit / Keramik der vorrömischen Eisenzeit.
- Fig. 13: Keramik der Bronzezeit.
- Fig. 13: Henkelkrug von Hagenau (Elsass, Frankreich).
- Fig. 14-17: Keramik der vorrömischen Eisenzeit.
- Fig. 14: Henkeltopf von Brahlstorf, Mecklenburg-Vorpommern (Spätlatènezeit).
- Fig. 15: Situla-ähnliches Gefäß von Krebsförden, Mecklenburg-Vorpommern (Spätlatènezeit).
- Fig. 16: Hörnergefäß von Stillfried, Niederösterreich (Hallstattzeit).
- Fig. 17: Halsurne mit Graphitmalerei von Gemeinlebarn, Niederösterreich (Hallstattzeit).
Hallstattkultur / Latènekultur[]
Tafel 4: Keramik der Hallstattkultur / Keramik der Latènekultur.
- Fig. 18. Keramik der Hallstattkultur.
- Fig. 18: Gefäß mit Graphit- und Rotmalerei aus der Rauhen Alb (Württemberg).
- Fig. 19-21. Keramik der Latènekultur:
Römische Kaiserzeit bis Frühmittelalter[]
Tafel 5: Keramik der Römischen Kaiserzeit bis Keramik des Frühmittelalters.
- Fig. 22-25: Keramik der Römischen Kaiserzeit
- Fig. 22: Mäanderurne von Börzow, Mecklenburg-Vorpommern (Germ. Westkreis, Ältere Gruppe).
- Fig. 23: Schalenurne von Pritzier, Mecklenburg-Vorpommern (Germ. Westkreis, Jüngere Gruppe).
- Fig. 24: Henkeltasse mit geknicktem Henkel von Polnisch-Neudorf, Polen (Germ.r Ostkreis).
- Fig. 25: Fußschale von Sakrau, Kr. Oleśnica, Polen (Germ. Ostkreis)
- Fig. 26-27: Keramik der Völkerwanderungszeit
- Fig. 26: Elbkreis: Buckelgefäß von Wenden, Kr. Lehe.
- Fig. 27: Nordkreis: Gefäß mit eingestempelten Verzierungen, Jütland (Dänemark).
- Fig. 28: Keramik des Frühmittelalters
- Fig. 28. Frühmittelalter - Fränkisch Allamannische Keramik: Humpen aus einem Reihengräberfriedhof bei Schretzheim, bei Dillingen (Bayern).
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Handbuch der deutschen Altertumskunde (Internet Archive). Ludwig Lindenschmit. Braunschweig, 1880-89. S.479 f. Tafel 34. 35.
- Gefässkunde der vorrömischen, römischen und fränkischen Zeit in den Rheinlanden (Internet Archive). Konstantin Koenen. Bonn : Hanstein, 1895. S. 128 ff. Tafel XX 1—23; S. 134 ff. Tafel. XX, 24-33; XXI, 1-23.
- K. Schumacher in Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit (Internet Archive). Ludwig Lindenschmit, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, 1864.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 27 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Marchesetti: Necropoli di Sa. Lucia presso Tolmino. Tafel. III ff. - Mitteilungen der Wiener Anthroposophischen Gesellschaft, XVIII. Tafel. III
- ↑ Lippisches Landesmuseum Detmold, Abt. Bodendenkmalpflege (Foto: Jürgen Ihle) - Inv.Nr: 15