Mittelalter Wiki
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Charakteristisch für den Topfhelm (franz. heaume, ital. elmo, span. yelmo, engl. pothelm) aus dem Hoch- und Spätmittelalter ist der starre Gesichtsschutz, der dem Helm das topfförmige Aussehen verleiht. Andere Namen waren u.a. Stulphelm, Helmfass oder Kübelhelm. Da die vollständige Bedeckung des Gesichtes die Identifizierung des Ritters erschwerte, diente die Oberseite des Helmes dazu, eine spezielle Helmzier anzubringen.

Beschreibung[]

Der Topfhelm wurde meist aus drei bis fünf zusammengenieteten Lederflächen oder Eisenplatten, bzw. aus zwei Front- und zwei Nackenplatten zusammengenietet. Eine flachrunde Scheitelplatte bildet den oberen Abschluss. Die Öffnung für die Augen bestand entweder aus zwei Schlitzen, die bisweilen mit Messing eingefasst waren, oder aus einem offenen Spalt (Sehschnitt) zwischen Kappe und Kübel (Ober- und Unterteil). An der Seite befinden sich einige kleine Luftlöcher und ein kreuzförmiger Einschnitt zur Befestigung an die Halsfeste. Die Topfhelme wurden bald blank, bald vergoldet, bald heraldisch bemalt getragen.

Vom praktischen Gesichtspunkt her war der Topfhelm für den Träger allerdings unausstehlich. In der Sonnenhitze der Kreuzzüge liefen die Ritter Gefahr, unter ihrem Helm zu ersticken. So wurde der Helm nur im Kampf selbst aufgestülpt, sonst entweder vom Knappen nachgetragen oder mittels einer Kette an den Sattel gehängt, deren anderes Ende am Haubert befestigt war. Um die Last leichter zu tragen, wurden die Helmwände derart verlängert, dass der Helm auf den Schultern aufsaß.

11. Jahrhundert[]

Der Topfhelmtypus erschien am Ende des 11. Jhs. und wurde die vorherrschende Form bei den Helmen des Hochmittelalters. Die praktischen Erfahrungen im ersten und zweiten Kreuzzug (1095-1146) brachten in sehr kurzer Zeit diese drastische Wandlung in der Helmform hervor. Der Helm wurde zylindrisch oder auch halbkugelförmig und so umfangreich, dass er nun nicht mehr auf der Stirn auflag, sondern aufgestülpt werden musste, wobei das innen gepolsterte Scheitelstück auf der Kapuze des Hauberts lag.

Damit war das Gesicht vollkommen durch die Helmwand gedeckt; um das Sehen zu gestatten, wurden Augenlöcher oder Sehspalten eingeschnitten; häufig wurden auch Löcher für den sehr nötigen Luftzutritt eingeschlagen. Damit war der Topfhelm geschaffen, der in vielfachen Formenwandlungen von der Mitte des 12. bis ins 14. Jh. die Kopfbedeckung des ritterlichen Kriegers bildete. Der Topfhelm verdankte sein Entstehen der überaus gefährlichen Wirkung der sarazenischen Streitkolben und Beile, gegen welche sich die etwas schwerfälligen Reiter in den Heeren der Kreuzfahrer anfänglich nicht zu wehren vermochten.

12. Jahrhundert[]

Im 12. und 13. Jhd. war der Topfhelm nach englischer Form mit Nasenschirm gestaltet, nach deutscher Form mit festem Sturz. Die ersten Topfhelme gegen Ende des 12. Jhs. schlossen sich im Übergang aus dem Nasalhelm noch ziemlich der Kopfform an. Diese spitzen Topfhelme mit konischem Scheitelstück besaßen noch eine Nasenberge und erinnern entfernt an die antiken griechischen griechischen Hoplitenhelme.

Der große Nachteil der vorangegangenen Helme des frühen 12. Jhs. bestand darin, dass der Gesichtsschutz unzureichend war. So entstand aus einem mit einer vorgeschnallten Metallplatte verstärkten Helm im 12. Jh. der Topfhelm. Er kann als Vorläufer des spätgotischen Stechhelms angesehen werden.

Helmfenster[]

Der gesteigerte Schutz brachte jedoch den Nachteil einer erheblichen Einschränkung des Blickfeldes mit sich. Die mit Topfhelmen ausgerüsteten Ritter konnten ihre Umgebung nur durch schmale Sehschlitze erkennen. Eine weitere Einschränkung bestand in der mangelnden Versorgung mit Atemluft. So wurde das einem Türchen gleich sich öffnende Visier vorn aufgetrieben, um das Atmen zu erleichtern, und besaß zum Ausblick ein Drahtgitter oder auch nur einen einfachen Sehspalt (Bild, Bild).

Vorläufer der Beckenhaube[]

Da der übergestülpte, schwere Topfhelm die Bewegungsfreiheit des Kopfes jedoch stark behinderte, wurde er von den Rittern oft erst im letzten Moment aufgesetzt. Um trotzdem jederzeit einen gewissen Schutz des Kopfes zu besitzen, wurde die Kapuze des Kettenhemdes mit einer festen Stahlkappe verstärkt, aus der sich die Beckenhaube als eigenständige Helmform entwickelte.

Helmdecke[]

Die Herausforderung war, den Topfhelm für den Träger angenehmer zu gestalten, ohne die schützenden Vorteile einzubüßen. Schon im 2. Kreuzzug (1147-1149), wo die ersten Topfhelme von noch geringer Dimensionen aufwiesen, sahen sich die Ritter genötigt, über den Helm einen Leinenstoff zu breiten, um die Erhitzung des Eisens im Sonnenbrande wenigstens zu mäßigen... die Helmdecke entstand (Bild).

13. Jahrhundert[]

Ritter 1220-1240, Trachtenkunstwer02hefn Taf

Ritter mit bemalten Topfhelm (um 1220-1240)

Die Topfhelme der Franzosen und Engländer stellten sich in der ersten Hälfte des 13. Jhs. mit vollständig flacher Scheitelplatte dar, während deutsche Topfhelme mehr abgerundet erscheinen. Gleich mit dem ersten Auftreten der Topfhelme finden sich in den Handschriften Andeutungen von einer Befestigung an den Haubert mittels Lederriemen. Häufig wird in den Gedichten das „Aufbinden" der Helme erwähnt.

Gegen das Ende des 13. Jhs. werden die Scheitelplatten konisch und selbst der ganze Helm zuweilen Zuckerhut förmig gebildet, die Wand erhält im Nacken eine leichte konkave Einbiegung. Vom 13. bis 15. Jhd. war der Topfhelm mit Helmzier ausgestattet.

Man begann außerdem, die vordere Helmwand in Gesichtsgröße auszuschneiden und die Öffnung durch ein bewegliches Visier zu schließen, das entweder durch Entfernung der Scharnierstifte abzustecken oder in Bolzen nach auf- oder abwärts geschoben wurde. So entstand das auf- oder abschlächtige Visier, welches häufig, um das Atmen zu erleichtern, mit Löchern versehen (gelocht) wurde.

Wurde der Topfhelm anfänglich über einer stark gepolsterten Lederhaube (calotte) getragen, später, trug der Ritter am Ende des 13. Jhs. darunter eine niedrige Beckenhaube (bacinet), an der ein Maschenpanzer, die Halsbrünne, befestigt wurde, die bis auf die Schultern herabhing. An einer Seite der Vorderwand des Topfhelmes, normalerweise an der rechten, seltener an beiden Seiten, finden sich kreuzartig ausgeschnittene Löcher. Diese dienten dazu, den Helm am Haubert zu befestigen; dies erfolgte mittels einer Kette, an deren Ende sich ein Knebel befand, der durch das Loch gezogen wurde. So wurde der Helm vorn mit einer Kette auf der Brust befestigt.

Helmbemalung[]

Mehrere Bilder und bemalte Grabsteine aus dem 13. Jh. liefern den Beweis, dass heraldisch bunt bemalte Topfhelme in Übereinstimmung mit den bemalten Schilden (vgl. Schildmalerei) vor der Verbreitung der Helmzierden und Helmdecken zu jenen Dingen gehörten, welche den Anfang der Heraldik bildeten. [1]

14. Jahrhundert[]

Der echte Topfhelm (heaume) geht nicht über das Ende des 13. oder den Anfang des 14. Jhs. hinaus. Um dieselbe Zeit oder wenige Jahre später tritt diese Helmgattung mit Helmzier auf.

Der Topfhelm war ein umfangreicher Helm, welcher in der ersten Zeit keinen Kamm hatte und den der Ritter, wenn er zu Pferde reiste, am Sattel festhakte. Er wurde nicht direkt auf den Kopf gesetzt, sondern war im 14. Jhd. das letzte Stück einer mehrlagigen Schutzschicht aus einer Wattekappe (fr.chaperon), der Kettenkapuze (fr. camail) und der kleinen Kesselhaube (bacinet) oder auch Hirnkappe (fr. cerveliere), die alle noch unter dem Topfhelm getragen wurden. Später behielt man sogar noch die große Kesselhaube unter dem Topfhelm bei, der dafür noch mehr erweitert wurde.

Im 14. Jh. wölbte sich die Scheitelplatte mehr in die Höhe , weil sie in dieser Form den wuchtigen Schlag der Streitkolben weniger empfinden lässt, als mit der ebenen Platte. Der "grand heaume", der anfangs des 14. Jhs. in Frankreich und England üblich war, war sogar nahezu eiförmig und überragt den Schädel fast um Kopfhöhe. Er wurde meist in Verbindung mit den Achselschilden (ailettes) getragen. In Deutschland reichten während der ersten Hälfte des 14. Jhs. die Helmfässer noch nicht auf die Schultern herab; bald aber verlängerten sich die Seitenwände derart, dass der Helm auf den Achseln aufsaß.

Die übliche Form des Topfhelmes um 1340 zeigen die Abbildungen des Codex Balduini Trevirensis, eine wichtige Quelle zur Geschichte des Waffenwesens. In Italien treten nun an Topfhelmen die sog. Helmfenster (Luftgeber) auf, vierseitige Öffnungen von ungefähr 10 bis 12 Zentimeter Seitenlänge, welche an der (heraldisch) rechten Wandseite mittels eines eisernen Türchens geschlossen und mittels eines kleinen Riegels gesperrt wurden. Auch diese Vorrichtung zeugt wieder von Bemühungen, dem Träger die nötige frische Luft zuzuführen.

Der (mittels Handdruck hergestellte) Teppich aus der Mitte des 14. Jhs. im Besitz des Herrn Odet in Sitten (Schweiz), zeigt, dass auch in Italien der Topfhelm im Krieg sowohl als bei den Turnieren gebraucht wurde. Er bedeckte die mit der gepolsterten Bundhaube gefütterte Helmbrünne, welche üblicherweise Hals und Schultern umschloss, und worüber dann noch der Ritter den kleineren leichten Helm dieser Periode, die kleine Kesselhaube trug. Dieser Helm hatte nur sehr schmale Sehschnitte, d. h. Öffnungen für die Augen. Zuweilen erschien der Ritter entweder nur mit Helmbrünne oder mit der kleinen Kesselhaube, am häufigsten jedoch trug er die beiden Schutzbedeckungen zusammen unter dem Topfhelm.

Gegen Ende des 14. Jhs. wird der Topfhelm wieder niedriger, erhält aber ein Visier, ähnlich der Kesselhaube, das entweder Mund und Kinn allein oder auch die Augen mit bedeckte. Er bürgerte sich jedoch nie völlig ein, da er nicht mit der Maschenkapuze zusammenhing, und so wurde er bald durch den geschlossenen Kübelhelm verdrängt, der nun durch Abplattung des Hirnstückes, sowie durch Ausschweifung des Gesichtsschutzes diejenige Gestalt erhält, die er als Stechhelm bis ins 16. Jh. hinein bewahrt. (Siehe auch: Krötenkopfhelm). Mit dem späten 14. Jahrhundert verliert der Topfhelm seine Bedeutung als Kriegswaffe und wird mehr und mehr zum Turnierhelm. [2]

Fundstücke[]

Topfhelm samt Zimier HJRK B 74 17572

Topfhelm samt Zimier (Albert von Prankh, um 1350 / KHM Wien) [3]

Der Großteil der gut erhaltenen Topfhelme stammt von Gräbern adeliger Familien. Doch haben sich von dem Dutzend erhaltener Exemplare lediglich der Topfhelm samt Zimier von Albert von Prankh (um 1350), der in der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums Wien ausgestellt ist, und der aus Canterbury stammende Helm des Schwarzen Prinzen mit einer passenden Helmzier erhalten.

Der Wiener Helm hing als Funeralhelm über dem Erbbegräbnis der steirischen Familie von Prankh im Augustiner Chorherrenstift Seckau. Der ursprüngliche Besitzer des Wiener Stückes dürfte Albert von Prankh gewesen sein, dessen mit 1353 datiertes Siegel einen nahezu gleichen Topfhelm aufweist.

Aus dem letzten Jahrzehnt des 14. Jhds. stammt ein Topfhelm, der in der Burg Tannenberg (Seeheim-Jugenheim) an der Bergstraße in Hessen gefunden wurde, welche am 21. Juli 1399 erstürmt und in Brand gesteckt wurde. Gefunden wurde dieses Exemplar in den Trümmern und dem Schutt der Brugruine 1850 bei Ausgrabungen, die auf Befehl des Großherzogs von Hessen stattfanden. Er befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. [4]

15. Jahrhundert[]

Helmzier[]

Da die vollständige Bedeckung des Gesichtes die Identifizierung des Ritters erschwerte, diente die Oberseite des Helmes dazu, Teile des auf dem Schild aufgemalten Wappens des betreffenden Ritters nochmals deutlich sichtbar anzubringen. Der Helmschmuck, "cimier" genannt, war meist aus Holz, Leder oder Pergament gefertigt und bot Gelegenheit zu einem phantasievollen Spiel mit Farben und Formen.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. II, S. 22. Tafel 116
  2. Explore Europe's cultural collections: Hundsgugel (Inv.-Nr. HJRK_A_24)
  3. Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer: Topfhelm samt Zimier (Inv.-Nr. HJRK_B_74)
  4. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 13, Tafel 167
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