Mittelalter Wiki
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Als Brakteaten werden einseitig geschlagene Münzen bezeichnet. [1] Als besondere Form der Amulette waren sie in Skandinavien sehr beliebt und verbreiteten sich von dort aus über England und Teile Deutschlands. Obwohl Zierbrakteaten bereits ab der Völkerwanderungszeit auftreten, beginnt die Zeit der Münzbrakteatenprägung in Mitteleuropa erst um 1125 und dauert dann ca. 300 Jahre.

Beschreibung[]

Die Brakteaten wurden vielfach als Amulette getragen. Als Nachahmungen römischer Münzen sind sie meist aus Gold oder Silber. Viele sind mit dem prophylaktischen Symbolen und Runen versehen, unter denen die alu-Inschrift besonders häufig ist. Auch Vögel wurden abgebildet, die man in Zusammenhang mit den Raben Odins brachte. Auch Gestalten, in denen man Götter vermutet, finden sich auf den Brakteaten. Daneben trug man das Götterbild in plastischer Miniaturgestalt aus Knochen als Schutzmittel, was z.B. vom Skalden Hallfreðr berichtet wird (Fornmanna Sögur S. 97). In späterer Zeit lebte der Gebrauch der Brakteaten darin fort, dass man vielfach bestimmte Münzen als Amulette trug.

Herstellung[]

Die Herstellung der Brakteaten erfolgte entweder als sog. „getriebene Arbeit“ oder bei Münzbrakteaten mittels eines tief gegrabenen, seltener mittels eines erhaben geschnittenen Stempels. In diesen wurde das dünne Blech durch Verwendung einer Unterlage von Wildleder oder durch Aufsetzen eines zugerichteten Holzstückes hineingepreßt.

Namen[]

Der Ausdruck Brakteat von bractea = 'dünnes Blech' ist eine Gelehrtenbezeichnung, die durch Münzschriftsteller gegen Ende des 17. Jahrhunderts aufkam. Tilemann Fries, der seinen Münzspiegel 100 Jahre früher schrieb, nennt sie "dünne, auch breite dünne Pfennige". Als volkstümliche Namen sind uns die Ausdrücke Blätterling, Blechmünze, struhe Pfennige, Strauh Pfennige, Struffen und einzelne Umschreibungen überliefert. Zur Zeit, da sie im Umlauf waren, hießen sie nach dem Münzwert, den sie hatten: Pfennige oder wenn sie Teilstücke waren, Hällbling, Ort.

Entwicklung[]

Völkerwanderungszeit[]

In der Völkerwanderungszeit (5.-6. Jh.) treten Zierbrakteaten aus Gold oder seltener aus Silber oder Bronze als Hängeschmuck in Skandinavien, England, Nordwestdeutschland bisweilen auch in Belgien, Mitteldeutschland und anderswo auf, kommen aber vereinzelt auch noch später vor. Die ältesten dieser Brakteaten sind Nachbildungen römischer Medaillen oder Münzen vom Ende des 4. Jhs. Wie die Originale wurden sie zweiseitig geprägt. Bald aber wurden die Brakteaten dünner, einseitig gepresst und roh bearbeitet. Auf etwas jüngeren Brakteaten ist das Bild des Kaisers von einer Runeninschrift umgeben.

Eine andere Hauptgruppe zeigt nicht nur das Bild eines Mannes, sondern auch ein Tier. Auf den älteren ist der Mann noch reitend, oft von einer Runeninschrift umgeben, auf den jüngeren ist nur der Kopf geblieben, meistens ohne Runeninschrift. In dieser Brakteatengruppe sieht man öfters Triskelen, Hakenkreuze und Vögel; man nahm an, dass die Vogelbrakteaten Odin symbolisieren sollen, und dass andere, ohne Vögel, hingegen mit einem bärtigen Tier, Thor-Symbole seien.

Eine dritte Hauptgruppe, die auch in England vertreten ist, umfasst Brakteaten mit stark stilisierten Tierdarstellungen. Eine kleine dänische Gruppe zeigt die Siegesgöttin Viktoria (vgl. Alsener Gemmen). Die englischen Typen, außer den Tierbrakteaten, sind sehr oft filigran verziert, nicht selten mit Glas- oder Mosaikeinlagen, oder im 8. Jh. mit ornamentalen Schlingen (degenerierten Tieren) versehen.

Berühmte Funde sind z.B.:

Frühmittelalter[]

Im Frühmittelalter erscheinen Münzbrakteaten aus dünnem Gold- oder Silberblech, die so hergestellt sind, dass sie ein und dasselbe Gepräge auf der Hauptseite erhaben, auf der Rückseite vertieft zeigen. Diese Münzen oder münzartige Erzeugnisse gehören durch die blechartige Beschaffenheit ihres Schrötlings zu den Blechmünzen im weiteren Sinn, nach ihrer hohlen Rückseite ebenso zu den Hohlmünzen. Die ältesten Münzbrakteaten sind jene des Langobardenkönigs Perktarit (671 bis 686); sie sollen jedoch zuweilen Spuren eines zweiten Stempels zeigen und daher unter die sog. Halbbrakteaten einzureihen sein. [2]

Wikingerzeit[]

In der Wikingerzeit des Nordens (800-1050 n. Chr.) gibt es auch Brakteaten aus Gold oder vergoldeter Bronze mit gestempelten Ornamenten oder stilisierten Filigranmustern. Auch in Deutschland kommen Zierbrakteaten vom 10. Jhd. an vereinzelt vor. Die skandinavischen Goldbrakteaten sind nicht Münzen, sondern Schmuckstücke und zeigen phantastische Gestalten, meist mit Runeninschriften [3]. Diese Brakteaten gehören historisch, künstlerisch wie sprachlich zu den wichtigsten Denkmälern Deutschlands und haben eine zahlreiche Literatur.

Hochmittelalter[]

Um das Jahr 1110 kamen dünne Pfennige bzw. Denare auf, die man als Halbbrakteaten bezeichnet. Im Gegensatz zu den eigentlichen Brakteaten wurden diese zweiseitig geprägt. Zwar wurden sie mit Ober- und Unterstempel geschlagen, aber auf solch dünne Münzplatten, dass nur das Avers gut erkennbar war, während sich auf das Revers das Avers durchdrückte und eine schwer entzifferbare Mischung hinterließ. [4] So vernichtete der Stempel z. T. das Gepräge auf der anderen Seite. Um 1125 beginnt die Hoch-Zeit der Münzbrakteatenprägung in Mitteleuropa; sie dauert ca. 300 Jahre.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Johann-Friedrich-Danneil-Museum Salzwedel: Brakteat Otto II. auf Museum Digital. Abgerufen am 16.09.2021.
  2. Handwörterbuch der Münzkunde und ihrer hilfswissenschaften. H. Halke. Reimer, Berlin 1909. S. 49, 152.
  3. vgl. Worsaae, Über Goldbrakteaten, dän., Kopenh. 1870
  4. Uni Hamburg: Numismatik - Münzherstellung
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