Mittelalter Wiki
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Als Kosmogonie oder auch Kosmogenie (Weltentstehungslehre) bezeichnet man Erklärungsmodelle zur Entstehung und Entwicklung der Welt. Diese Theorien sind Gegenstand der Philosophie oder der Naturwissenschaften. [1] Man unterscheidet dabei allgemein die Kosmogenie als die Lehre von der naturwissenschaftlichen Entstehung der Welt und die Kosmogonie als Lehre von der mythologischen Erschaffung der Welt. [2]

Sie sind beides Teil der Kosmologie, der Lehre von der Welt, die sich sowohl mit dem Ursprung, der Entwicklung und der grundlegenden Struktur des Universums (Kosmos) als Ganzem beschäftigt und ihrerseits ein Teilgebiet der Astronomie ist.

Beschreibung[]

Es gibt fast kein Volk, das keine eigene Sage über die Entstehung bzw. Erschaffung des Weltalls oder der Erde hätte. Viele Schöpfungsmythen reichen weit über die Zeit und die christliche Annahme vom Alter der Erde und der Erschaffung ihrer Kreaturen hinaus. Durch alle zieht sich eine Hindeutung auf das nächtliche, form- und wesenlose Chaos, aus dem sich Himmel und Erde mit Göttern, Dämonen, Menschen, Tieren und Pflanzen entwickelten und gestalteten, ein Kampf des Lichts mit der Finsternis, und ein Umarmen, Ineinanderströmen und Weiterzeugen der Geister- wie später der körperlichen Welt (s. Mythologie). [3]

In der Antike war bei Homer der Okeanos der Ursprung aller Dinge (II. XIV, 245). Hesiod ließ in seiner Theogonie die Welt mit den Göttern aus dem Chaos und der Erde mittels des Eros (Liebe) entstehen. Ähnlich leitet die Edda die Welt aus Niflheim und Manus Gesetzbuch aus dem Dunkel ab. [4]

Antike[]

Gegenüber den dogmatischen Aufstellungen der alten Religionssysteme, nach denen die Welt teils aus nichts, teils durch geschlechtliche Erzeugung oder aus einem Ei etc. hervorging, sannen schon die griechischen Philosophen der Antike, besonders der ionischen Schule, auf eine haltbare und einleuchtende Theorie der Weltentstehung und dachten an die Ballung dunstartig im Weltraum zerstreuter Massen zu festen Körpern. Diese Spekulationen wurden bei dem Erwachen der astronomischen Forschungen später während der Renaissance durch Johannes Kepler neu aufgenommen und belebt. [5]

Frühmittelalter[]

Im Frühmittelalter vertrat die Astronomie vor allem das Geozentrische Weltbild aus den überlieferten Schriften der Spätantike. Das Heliozentrische Weltbild, das vor Copernicus bereits von Aristarchos von Samos im 3. Jhd. v. Chr. postuliert wurde, wurde dabei frühzeitig zurückgedrängt. Bis zum Ende des Hochmittelalters stand die Erde nach der gängigen Vorstellung im Mittelpunkt eines Kosmos aus himmlischen Sphären, in denen sich die Himmelskörper und Tierkreiszeichen aufhalten; während der Himmel nach Sternbildern eingeteilt war.

Hochmittelalter[]

Im 12. und 13. Jh. durchlebte die Wissenschaft dann einen entscheidenden Wandel im Denken. Gegen Ende des 12. Jhs. eroberte die auf Beobachtung basierende Wissenschaft des Aristoteles die Gelehrten in Europa zurück. Geistesgrößen wie Robert Grosseteste oder Averroes in Cordoba und Gerhard von Cremona in Toledo wagten sich an die großen Fragen: Was ist Farbe? Was ist Licht? Wie entsteht ein Regenbogen? Und wie der Kosmos? [6]

Robert Grosseteste: De luce[]

Im 13. Jh. erklärte der englische Theologe und Philosoph Robert Grosseteste mit Hilfe eigener Berechnungen über die Interaktion von Materie und Licht im frühen Universum die Entstehung des Kosmos. Als kluger Beobachter von Naturphänomenen (Optik, Klima, Form, Bewegung, Zeit), die er mit der Mathematik und Geometrie analysierte, sah er die Masse selbst als Funktion der Energie und entwickelt eine Theorie des Raumes als Funktion des Lichts. Vier Jahrhunderte vor Newtons Gravitationsgesetzen und sieben Jahrhunderte vor der Urknalltheorie beschrieb Grosseteste in seinem 1225 verfassten Werk "De luce" (Über das Licht) seine Vorstellung eines Universums, das in einer gewaltigen Explosion geboren wurde, woraufhin eine Kristallisation der Materie einsetzte. Im Zuge dessen entstanden nicht nur Sterne und Planeten, sondern schließlich ein ganzer Kosmos aus ineinandergefügten Sphären mit der Erde als Mittelpunkt. [6] Übersetzt und interpretiert wurde Grossetestes Abhandlung im Rahmen des interdisziplinären The Ordered Universe Project unter der Leitung der Durham University. "De luce" belegt, wie fortschrittlich die Naturphilosophie im 13. Jh. war. [7]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Kosmogonie
  2. Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 740.
  3. Damen Conversations Lexikon, Band 6. 1836, S. 206.
  4. Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig, 1907, S. 311-312.
  5. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 527.
  6. 6,0 6,1 Mittelalterliches Multiversum: Die Physik der Kristallsphären - PRAVDA TV. Veröffentlicht am 22. April 2014
  7. The Ordered Universe Project - Interdisciplinary Readings of Medieval Science: Robert Grosseteste (c.1170-1253) – An AHRC (UK) supported project, Durham University
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