Mittelalter Wiki
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Als Feingehalt bzw. Feingewicht bezeichnet man in Legierungen von edlen mit weniger edlen oder unedlen Metallen das Verhältnis zwischen dem Gehalt an Gold oder Silber (Feingewicht) und dem Gesamtgewicht. Bei Münzen wurde es früher auch Korn genannt, im Gegensatz zum Schrot oder dem Gesamtgewicht. [1]

Beschreibung[]

Die Münzen werden gewöhnlich nicht aus chemisch reinem Metall, sondern aus Metallmischungen oder Legierungen (Silber mit Kupfer, Gold mit Silber oder Kupfer, auch mit beiden zusammen) angefertigt, deren Verhältnis durch die Münzvorschriften bestimmt wird. Man unterscheidet daher an der Münze das Rohgewicht (Gesamt) von ihrem Feingewicht und versteht darunter die in dem einzelnen Stück enthaltene Masse an Edelmetall, von dem der sog. innere oder Metallwert der Münze abhängig ist.

Der Feingehalt[]

Der Feingehalt ist im Gegensatz zum Feingewicht eine Bezeichnung für den verhältnismäßigen Anteil des Edelmetalls an der Metallmischung. In dieser Hinsicht spricht man also von hohem oder geringem Feingehalt der Münze, je nachdem ob die Legierung wenig oder viel unedlen Zusatz aufweist. Der Bezeichnung des Feingehaltes lag die allgemeine Einteilung der Gewichtsmark zugrunde, die in Deutschland vom 11. Jhd. an vorkommt. Die Mark zerfiel als Gewicht in 16 Lote, jedes Lot in 4 Quintel, jedes Quintel in 4 Pfenniggewichte.

Indem man bei einer Mark Metallgemisch, der sog. rohen Mark, die Anzahl Lote, Quintel und Pfennige angab, die sie an Feinsilber enthielt, bestimmte man auch deren Feingehalt. Ganz feines Silber war demnach 16 lötig, Silber mit 1/16 Zusatz hieß 15 lötig, mit 1/8 Zusatz 14 lötig usw. so daß man bei der einlötigen Mark eine Mischung von 15 Lot Kupfer mit 1 Lot Feinsilber vor sich hatte. Waren die Mischungsverhältnisse verwickelter, so konnte man durch Quintel und Pfennige bis auf 1/256 genaue Angaben machen. Später teilte man jedes Lot statt in 16 Pfennige in 18 Grän und kam so bis auf 1/288.

In Neuerer Zeit rechnet man das Feinsilber gleich 1, zerlegt es in 1000 Teile und gibt nun die dem Feingehalt entsprechende Anzahl Tausendteile (62½ aufs Lot) an. Ein Metallgemisch, das 875 Tausendteile Feinsilber enthält (0,875), entspricht daher dem 14 lötigen Silber.

Prüfgewichte[]

Nachdem die Schrötlinge mit dem Gepräge versehen waren, erfolgte die Prüfung des Feingehalts. In der Wiener Münze verwendete man dafür als Prüfgewicht die sog. Medel von 1/45 Wiener Lot bzw. 0,388 g Gewicht. Dabei kam es darauf an, daß das beim Einschmelzen von 1 Lot Pfennig zurückbleibende Silberkorn die berechnete Anzahl Medel wog. Fehlte am Korn das Gewicht einer Medel, die im Feingehalt 22,2 Tausendteile entsprach, und brachte selbst ein 3. und 4. Versuch keinen besseren Erfolg, so war das ganze Werk einzuschmelzen. Fehlte es um weniger, um ½ - ¾ Medel, so wurden Aushilfsgüsse von entsprechend höherem Feingehalt gemacht, die daraus hergestellten also im Feingehalt besseren Pfennige unter die schwächeren eingemischt und dann in den Verkehr gebracht. Fehlte es am Korn um weniger als eine halbe Medel, so waltete Gnade, und das Werk wurde freigegeben.

Dieser Vorgang erklärt, warum der Feingehalt bei mittelalterlichen Münzen eines Gepräges um ein halbes Lot (=31 Tausendteile) und mehr abweichen konnt, ohne daß eine Fälschung unterlaufen war. Da es auch noch andere Fehlerquellen gab, die Schrot und Korn der mittelalterlichen Münzen beeinflussen konnten, waren die für Schrot und Korn aus einzelnen Stücken abgeleiteten Ergebnisse immer unsicher und Durchschnittsproben konnten in den wenigsten Fällen entbehrt werden.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 385-386.
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