Mittelalter Wiki
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Der Geschlossener Helm (engl. close helmet) neuerer Form entstand als Variante des Visierhelms zu Beginn des 16. Jhs. aus dem Armet. Visier und Kinnreff sind an der Schläfe um Bolzen drehbar und besitzen keine Backenstücke. [1]

Beschreibung[]

Um 1500 wurde der geschlossene Visierhelm in seiner Zusammensetzung wesentlich vereinfacht. Die Öffnung erfolgte lediglich von dem seitlichen Visierkloben aus, indem Kinnreff und Visier aufgeschlagen den Raum geben, um beim Aufsetzen den Kopf durchzulassen. Das Nackenstück erscheint nun geschoben, die Stielscheibe verschwindet. Aus dieser Übergangsform bildet sich um 1530 der Geschlossene Helm neuerer Form.

An Harnischen von Kaiser Maximilian I. sehen wir den Geschlossenen Helm in der einfachsten Konstruktion. Eigenartig erscheint er durch sein hinten sehr stark ausgetriebenes Scheitelstück, um der stark gefütterten „Helmhaube" Raum zu bieten. Das mehrmals quer gekehlte Visier verbreitet sich auch über die Stirnpartie, wodurch der Stirnstulp überflüssig wird. Das Kinnreff ist in der Mehrzahl zweiteilig.

Zu Beginn des 16. Jhs. bildete sich auch eine aufschlächtige Visierform mit weit und spitz vorspringenden Wänden heraus, in die oberhalb in einer Kehlung der Sehspalt geschnitten wurde. Diese blieb bis an das Ende des Jahrhunderts überall üblich. In der Konstruktion zur Öffnung des Helmes durchlebte der Geschlossene Helm genau dieselben Wandlungen wie der Burgunderhelm.

Von 1510 an bildete sich aus der spätesten Form der italienischen Stechhelme allmählich der Geschlossene Helm neuerer Form heraus, der dann um 1530 erscheint. Schon um die Mitte des 16. Jhs. erschienen geschlossene Helme, welche die alte Helmform mit jener der Sturmhauben vereinigten. Die Varianten darin waren ungemein zahlreich.

Aufbau[]

Der Geschlossene Helm neuerer Form besitzt insgesamt die Form des Burgunderhelmes, nur steht er mit dem Kragen nicht in mechanischer Verbindung und an der Vorderseite wurden unterhalb mehrere geschobene Schienen (die Halsreifen), an der Rückseite die Nackenreifen angefügt. Der Hauptunterschied aber besteht in der Art der Zusammensetzung der einzelnen Teile. Er öffnet sich nämlich an den beiden Seiten dadurch, dass das Visier mit dem darunter liegenden, abschlächtigen ganzen, d.h. aus einem Stücke bestehenden Kinnreff, welche beide um die Welle des Visierbolzens laufen, nach oben geschoben wird; so geöffnet wird der Helm auf den Kopf gestülpt.

Stirnstulp[]

Auch hier gibt es neben Visier und Kinnreff noch ein drittes Teil, das sich im Verein mit beiden bewegt, der Stirnstulp. Zum Heben des Stimstulps dient ein an der rechten Seite der Visierwand befindlicher Kloben. Wird auch das Visier aufgeschlagen, dann wird es auf ein eisernes Stängelchen (Stützstange) aufgestützt, welches an der rechten Seite des Kinnreffs befestigt ist und das Zurückfallen des Visiers und des Stirnstulps hindert.

Häufig, und besonders an Turnierhelmen, befindet sich an der rechten Seite eine Sperre, die das Visier und den Stirnstulp, zuweilen auch das aufschlächtige Kinnreff, in geschlossener Stellung hält. Soll der Helm geöffnet werden, so muss an einem Lederriemchen gezogen werden, das aus einer Öffnung in der rechten Visierwand hervorsteht. Der Mechanismus besteht in einer einfachen Feder im Inneren, die beim Anziehen einen Sperrstift frei macht.

Visier[]

Bemerkenswert erscheint die Form des Visiers, die sich vom Beginn des 16. Jhs. an herausgebildet hatte. Die beiden Wände erheben sich zu einer am oberen Rand auslaufenden Spitze, die besonders um 1550 scharf hervortritt, wobei die Wände leicht konkav geschweift nach oben streben. Die Form ist dabei nicht willkürlich, sondern das Ergebnis der Erfahrung und des Nachdenkens.

Die Richtung nach oben erhielt es zum Schutz der Augen vor Schwert- und anderen Hieben, dadurch ergab sich ein Raum, der zur Erleichterung des Atmens und zur Ventilation sich als ungemein nützlich herausstellte. In die Spitze zulaufende Visiere (ital. celata a becco di passero) sind den Helmen von etwa 1530 bis 1560 eigentümlich, erst von da an wird die Visierwand senkrecht gestellt, so dass sie an den Augenspalten nur wenig hervorragt (Bild).

Galerie[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Geschlossener Helm
  2. Boeheim, Waffenkunde. aaO. S. 45, Fig.035: Von einem Harnisch Kaiser Maximilian I. (HRR)
  3. Boeheim, Waffenkunde. aaO. S. 44, Fig.033: Geschlossener Helm mit niedrigem Kamm, Kinnreff, Visier, aufstellbarem, mit Deckel zu schließendem Stirnstulp. Hals- und Nackenreifen sind dreimal geschoben. Arbeit des Jörg Seusenhofer. Innsbruck, 1547.
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