Mittelalter Wiki
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Der Setzschild, Satzschild, Sturmwand, Setztartsche oder auch Große Pavese ist eine Schildform des Hoch- und Spätmittelalters.

Beschreibung[]

Die Form des Setzschildes ist im Allgemeinen die eines Parallelogramms, oberhalb mit bogenförmigem Abschluss mit leichter, konvexer Wölbung. Unten ist der Schild in einer geraden Linie abgeschnitten und mit schwachen Spitzen versehen, die sich leicht in den Boden stecken lassen, so dass der Schild auf demselben feststeht.

Die Mitte entlang zieht sich eine auch innen hohl gebildete Ausbauchung, die am Oberrand in einen vorstehenden stumpfen Schnabel oder einer Vorkragung endet. Innerhalb des Schildes war das Tragband aus Leder angenietet, darunter befand sich die Handhabe. Mit der ausgebildeten Rippe in der Mitte des Schildes bezeichnet man diese Schutzwaffe auch als Große Pavese.

Bogenschützen trugen den Schild auf dem Rücken an Ort und Stelle und benutzten ihn während des Kampfes als Schutzwall, indem sie dahinter den Bogen spannten, was wenigstens Zeit und Aufmerksamkeit erforderte. Auch Armbrustschützen bedienten sich dieses Setzschildes im Hochmittelalter mit Vorliebe. Der Setzschild wurde auf den Boden gestellt und gewährte eine Deckung bis zur Mitte der Brust.

Spätmittelalter[]

Durch die herben Erfahrungen in den Schweizerkriegen des 14. Jhs. (Spätmittelalter), die auch auf die feudalen Parteien außerhalb des Heiligen Römischen Reiches starken Eindruck ausübten, wurden die Ritterschaften über den hohen Wert des Fußvolkes belehrt und von dieser Zeit an wurde allmählich der entsprechenden Ausrüstung des Fußknechtes mehr Sorgfalt zugewendet.

So wurde im 14. Jh. die defensive Kraft des Fußvolkes möglichst ausgenutzt und dieses dafür ausgerüstet. Dieses taktische Wandel in der Kriegskunst führte wieder zu der alten Verteidigungsmanier des Fußvolkes, die schon die Römer mit großem Erfolg übten und die selbst im Frühmittelalter in Deutschland noch häufig zur Anwendung gelangte. Sie bestand in der Bildung von festen Wänden, aus dicht aneinandergereihten Schilden, hinter denen die Streiter geschützt ihre Fernwaffen gebrauchen konnten. Dazu musste der Schild:

  • a) so groß sein, dass er, auf den Boden gestellt, einen Mann decken konnte;
  • b) so fest sein, dass ein Bolzen darin stecken blieb; und
  • c) so leicht sein, dass er ohne Beschwer getragen werden konnte.

Damit entstand der Setzschild, die Große Pavese. Er bestand anfänglich aus Holz und war mit Tierhaut überzogen. Darüber kam eine dünne Kreidegrundierung, auf der Embleme in Tempera gemalt wurden - diese enthielten teils religiöse, teils heraldische Motive mit Inschriften. Letztere enthalten meist religiöse Anrufungen, in späterer Zeit auch kabbalistische Sprüche, Waffensegen etc., die man auch auf Schwertklingen findet.

Unter den gotischen Randinschriften auf Setzschilden und Pavesen findet man häufig die Anrufungen: „Hilf, Maria!“, „Hilf, heiliger Ritter St. Jörg!", „Hilf, du ewiges Wort dem Leibe hier, den Seelen dort!“, aber auch das kabbalistische Wort „agla", das sind die Anfangsbuchstaben des Spruches: „Atha Gibbor Leolam, Adonai", d. h. „du bist stark, Herr in Ewigkeit“; oder dafür auch die Zusammenfassung: „Tetragramathon", d. h. das durch vier Zeichen Ausgedrückte (JHVH). Außerdem finden sich auch häufig die Namen der heiligen drei Könige.

Begrifflichkeiten[]

Pavese[]

Die Pavese mit ihrer Mittelrippe, deren Name sich von der schon im Altertum als Schildwerkstätte berühmten Stadt Pavia ableitet, war besonders in den böhmischen Heeren beliebt, bei denen, wie in der Böheimschlacht (12. Sept. 1504), die dicht aneinander gereihten Schilde eine feste Schutzwand und somit einen Ersatz für die sonst in den Hussitenkriegen übliche Wagenburg bildeten.

Setzschild[]

Der Setzschild ist germanischen Ursprungs, in dem die ursprüngliche Form des ältesten germanischen Gestellschildes wiederkehrt, allerdings waren solche Typen auch schon bei den Babyloniern im Gebrauch. Oben ein wenig oval und unten eckig, erscheint es im 14. Jh.

Setztartsche[]

Die lange hölzerne oder lederne Setztartsche des 14. Jhs. hieß im ital. pavese, altfranz. pave später pavois. Sie ist leicht von der Kleinen Tartsche des 15. Jhs. zu unterscheiden, war ausgebaucht und schützte den ganzen Körper. Sie war etwas kleiner als die Sturmwand, aus Holz mit Tierhaut überzogen, häufig unten abgerundet und mit nur einer eisernen Spitze versehen. Dieser Schutzwaffe dienten sich häufig Bogenschützen im Gefecht.

Sturmwand[]

In einigen deutschen Heerteilen bediente man sich Anfang des 15. Jhs. statt der Setzschilde der im Spätmittelalter weiterentwickelten Sturmwände. Diese waren bis zu 2 Meter hoch und innen mit Eisen beschlagenen. Diese Schilde schützten zwar besser, waren aber auch schwer transportierbar. Sie wurden mit den am unteren Ende angebrachten eisernen Spitzen in die Erde gerammt und deckten den Mann vollständig. Ein in Augenhöhe angebrachtes kleines Guckloch oder Visierspalt [1] ermöglichte die Beobachtung des Feindes.

Galerie[]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Die Visiere werden in altdeutschen Zeuglisten auch Custodier genannt.
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