Mittelalter Wiki
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Das Handelswesen des Frühmittelalters (568 - ca. 10./11. Jh.) folgte auf das Handelswesen der Völkerwanderungszeit (375/376 bis 568). Darauf wiederum folgte das Handelswesen des Hochmittelalters.

Beschreibung[]

Im Frühmittelalter entwickelte sich der Handel in Mitteleuropa unter der Herrschaft der Karolinger. Ihre Eroberungen im germanischen Gebiet hatten für den Handel der östlichen Reichsteile wichtige Folgen, denn ihre Politik stellte eine gewaltige Erweiterung des Verkehrsgebietes her.

Die Vereinigung der Küsten von den Pyrenäen bis zur Mündung der Elbe und Eider verlieh dem Reich gegenüber den britischen Inseln ein Übergewicht in Verkehrsangelegenheiten. Der Höhepunkt der kommerziellen Entwicklung des Handels im germanischen Reichsteil lag in der Regierungszeit Karls des Großen.

Unter seinen Nachfolgern jedoch begannen bereits wieder innere Streitigkeiten und Reichsteilungen, die zum Zerfall des Reiches führten. Angriffe der Normannen und Ungarn zerrütteten den Wohlstand gerade der verkehrsreicheren Landschaften und so sank auch der Handelsverkehr zumindest vorübergehend. Wichtig ist jedoch auch, dass in der Zeit der Karolinger zum ersten Mal ein germanischer Stamm als Träger eines bedeutenden weitreichenden Handelsverkehrs erscheint: die Friesen.

Rheinhandel[]

Auch in der Karolingerzeit zeichneten sich gewisse Gebiete Deutschlands als im Handelsleben bevorzugt aus: die Landschaften am Rhein, auch an der Donau, und die in der weiteren Umgebung der Elbemündung. Am weitesten entwickelt war der Rheinhandel (mercibus innumeris opifex). Die bedeutendsten Handelsplätze am Rhein waren Mainz und während der Blütezeit des Friesenhandels Dorstat (Wijk bij Duurstede) bei der Abzweigung des Kremmen Ryn vom Lek.

In karolingischer Zeit beherrschten die Friesen den Rheinhandel. Doch nahmen auch einheimische Kaufleute an ihm teil. Am Oberrhein bei Worms verkehrten mindestens seit Pippin und Karl dem Großen außer Handwerkern (artifices) und Friesen auch andere Kaufleute (negotiatores) [1].

Lebendig beschreibt Ermoldus Nigellus zur Zeit Ludwigs des Frommen den Handel im Elsaß [2]. Besonders der Weinhandel förderte den Warenaustausch und machte das Land berühmt; auch buntes Tuch und Bernstein wurden importiert. In diesem Zusammenhange nennt Ermoldus Nigellus das römische Argenterata eine volkreiche Stadt. Ludwig der Fromme gewährte 831 den Leuten der Straßburger Kirche aufgrund einer Urkunde seines Vaters [3]

Zollfreiheit im ganzen Reich außer an den wichtigsten Grenzzollstätten zu Quentowic, Dorstat und den Zollsperren auf der italienischen Seite der Ausgänge der Alpenpässe über den Gr. St. Bernhard und den Mont Cenis Pass.

Donau[]

An der Donau tritt der Salzhandel hervor [4]: König Arnolf von Kärnten wünschte Wiederherstellung des alten Friedens mit den Bulgaren und forderte, ne coemptio salis inde Muravanis daretur. Die Zollordnung von Raffelstätten unterhalb Linz und der Traunmündung (zwischen 903 und 905) [5] gewährt ein anschauliches Bild des Donauverkehrs am Ende der Karolingerzeit.

Sie nennt fremde und einheimische Kaufleute, die hier im Grenzgebiet oder auch weiter in das Fremdland, nach Mähren, hinein verkehrten und das Grenzland passierten: Bayern, Böhmen und Rugier [6], Juden und Kaufleute aus anderen Ländern. An einer Donaustrecke von nicht viel mehr als 100 km Länge gab es vier Zoll- und Marktorte.

Der Handel und Marktverkehr unterlag bestimmten Zollvorschriften und Gewohnheiten. Als Haupthandelsartikel erscheint Salz, das auf Land- und Wasserwegen befördert wurde, ins Reich hinein und über die Grenze hinaus, und auf bestimmten Märkten gehandelt wurde. Außerdem spielte der Handel mit Lebensmitteln und Pferden, besonders mit Sklaven und importiertem Wachs eine Rolle.

Die Zollordnung zeigt, einer wie reichen Ausgestaltung der Handel besonders an der Grenze schon fähig war, und wie weit die Handelsverbindungen reichten. Die Annahme der Identität von Rugi und Russen führt auf Handelsbeziehungen zu den polnisch-russischen Ländergebieten, und die jüdischen Sklavenhändler deuten auf die Verbindung mit den Mittelmeerländern, besonders mit dem arabischen Spanien.

Nordeuropa[]

Auch für die Nordostgrenze des Heiligen Römischen Reiches liegen Anzeichen eines bereits in karolingischer Zeit lebhaften Skandinavischen Handelsverkehrs vor. In der Verordnung Karls des Großen von 805 ist von Handelsverbindungen Sachsens mit Dänemark und den Ostseeländern zwar keine Rede, doch bestand in sächsischer Zeit durchaus Handelsverkehr in die nördlichen Länder... (siehe: Skandinavischer Handelsverkehr).

Am lebhaftesten entfaltete sich der Handel im germanischen Reichsteil an den Grenzen und am Rhein, bei der Küstenbevölkerung und an den großen Strömen, was sich zum Teil durch den Gang der auswärtigen Politik erklärt. Auf seinen sächsischen Kriegszügen ließ Karl der Große Heerwege und gangbare Verbindungen herstellen oder ältere Wege ausbessern; seine Heerstraßen durchquerten Sachsen vom Rhein bis zur Elbe... (siehe: Sachsen: Handelswesen)

Auch zwischen den Küsten der Britischen Inseln und des fränkischen Reiches bestand mannigfacher Handel. Das spät-merowingische Privileg für den Markt von St. Denis spricht von den Leuten, die zum Einkauf von Wein, Honig und Krapp (zum Färben) kamen. Für die Inselbewohner ging der Weg durch das Heilige Römische Reich nach Italien und Rom. Haupthafen und Zollstätte des Kontinents für diesen Verkehr war Quentowic... (siehe: Handelsverkehr der Angelsachsen).

Westfrankenreich[]

Im Inneren des Westfrankenreiches beteiligten sich in karolingischer Zeit die Friesen an dem Besuch der weitbekannten Märkte von St. Denis. Daher blieben auch Quentowic, Ronen und Amiens ihrem Verkehr nicht fremd. Überhaupt gingen vom reich entwickelten Verkehrsleben der nordostfranzösischen (wallonischen) Gebiete schon damals stärkere Anregungen in die niederen Rheinlande aus.

Nicht selten erscheinen jüdische Kaufleute als Handeltreibende im Fränkischen Reich, gelegentlich als Händler, die mit den Ländern des Orients Verkehr unterhielten und orientalische Waren einführten, hauptsächlich als Sklavenhändler... (siehe auch: Westfrankenreich: Handelswesen).

Ostfrankenreich[]

Nachdem sich der östliche Teil des Frankenreichs 843 politisch ablöste und zum Ostfrankenreich wurde, schnitt er sich damit ebenso von den im Verkehrsleben fortgeschritteneren romanischen Gebieten im Westen ab. Auch legte die ungünstige handelsgeographische Lage des zukünftigen Heiligen Römischen Reiches infolge der unvorteilhaften Entwicklung seiner Grenzen auf allen Seiten einer sicheren und freien Entfaltung des Handelsverkehrs in der ersten Zeit Hindernisse in den Weg.

Trotzdem zeigte die Entwicklung des Handel starke Fortschritte, und die verdankte es im Wesentlichen der neuen politischen Gestaltung des Ostfrankenreichs und der Tatkraft der drei ersten sächsischen Herrscher: Der Ottonen (siehe auch: Ostfrankenreich: Handelswesen).

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Urkunde Ludwigs des Frommen und Lothars 829; Mühlbacher Regesten der Karolinger n. 871
  2. In laud. Pipp., Poet. Lat. II v. 89 ff.
  3. die früher viel benutzte Urkunde Karls des Großen von 775, Mühlbacher aaO. *n. 199, ist eine moderne Fälschung Grandidiers, Bloch. Zeitschrift für Neue Forschungen: Geschichte des Oberrheins. 12, 484 ff.
  4. vgl. Annales Fuldenses. cont. Ratisb. z. J. 892
  5. Cap. II n. 253, Mühlbacher 2 n. 2015 a
  6. "Rugi" meist als Russen erklärt, obwohl der Name Rhos im fränkischen Reich bekannt war von Vancsa als Mährer
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