Mittelalter Wiki
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„Alles hat seine Stunde, und es gibt eine Zeit für jegliche Sache unter der Sonne:
eine Zeit für die Geburt und eine Zeit für das Sterben,
eine Zeit zu pflanzen und eine Zeit, das Gepflanzte auszureißen,
eine Zeit zu töten und eine Zeit zu heilen,
eine Zeit zu weinen und eine Zeit zu lachen;
eine Zeit zu klagen und eine Zeit zu tanzen,
eine Zeit aufzubewahren und eine Zeit fortzuwerfen,
eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu reden;
eine Zeit zu lieben und eine Zeit zu hassen,
eine Zeit des Krieges und eine Zeit des Friedens.“

Altes Testament, Prediger 3,1-8

Die Heiligen Zyklen im Volksglauben und Hexentum leiten sich aus den Zyklen der Jahreszeiten der Natur ab. Jeder Teil des Jahres brachte seine bestimmten Aufgaben mit sich, seine Anstrengungen und seine Ernten, seine Zeiten der Knappheit und der Fülle, Zeiten des Erfolgs und Misserfolgs, des Reichtums oder des Hungers.

Was mit den Ernten oder der Fruchtbarkeit des Viehbestandes passierte, wurde teilweise der Verantwortung der Bauern, die ihr Wissen von ihren Vorfahren übernommen hatten, zugeschrieben und teilweise als Gabe der Erdenmutter angesehen.

Beschreibung[]

Aus der Abhängigkeit von den Zyklen des Jahreskreises heraus erfolgten seit den frühesten bekannten religiösen Aktivitäten der Menschheit Opfergaben, Rituale, Feiern und Akte der Besänftigung im Namen von Mutter Erde. In England gibt es viele aufrecht stehende Säulensteine, phallische Totempfähle (Phalluskult), Reliefs mit Darstellungen der Sonne oder Fenster in Erdbauten, die so angeordnet worden sind, dass das aufsteigende Sonnenlicht zu einem genau festgelegten Zeitpunkt im Jahreskreislauf (z.B. zur Frühjahrstagundnachtgleiche oder Sommersonnenwende) seinen Strahl tief in das Hügelgrab schicken kann, das die Form der Erdenmutter wiedergibt - eine symbolische Darstellung der Vereinigung des Himmels mit der Erde. Hier kommen der Sonnengott und die Muttergöttin als Erdbau zusammen und sichern damit symbolisch die Fruchtbarkeit und die Rückkehr des Frühlings.

Unabhängig von kalenderähnlichen Steinkreisen aus prähistorischer zur Bestimmung von zyklischen Himmelsereignissen oder späteren Kalendern säten Bauern damals wie heute die Saat dann aus, wenn ihre eigenen Felder trocken und warm genug waren, um sie gedeihen zu lassen. Getreide wurde geerntet, wenn es reif war, oder um es vor den Unbilden des Wetters zu schützen, und nicht deshalb, weil irgendeine Sonnenuhr einen bestimmten Tag dafür auserkoren hatte. Selbst bei der Viehzucht sind die Neigungen der Tiere ausschlaggebend, nämlich dann, wenn Mutterschafe, Kühe und Stuten empfängnisbereit sind.

Ein Sonnenstrahl, der auf eine bestimmte Stelle in einem heiligen Hof fällt, wird die Paarungsbereitschaft der Schafböcke, Bullen und Hengste nicht erhöhen. Die Aktivitäten der Menschen richteten sich notwendigerweise nach den Zyklen der Natur. Genauso, wie christliche Mönche bestimmte Tage festsetzten und Kalender entwarfen, um ihre Heiligen zu feiern und so das Leben der Menschen vorausschauend zu regeln, so trafen sich die Menschen vergangener Zeiten nach den Zyklen von Sonne und Mond, um ihre Feste zu feiern.

Jahreszyklische Feste[]

Die vorchristlichen Völker Europas ermittelten den Ablauf der Zeit anhand der Mondphasen und hatten aus daher eine »Mondzahl« an wichtigen Festen. Die ältesten fanden zu Beginn des Winters, in der Mitte des Winters und gegen Ende des Winters statt. Im Sommer zur Zeit der Fülle wurden Feldfrüchte angebaut und gesammelt, um sie für die karge Zeit des Winters einzulagern.

Im Herbst brachte man die Tiere von den Hügeln und Wäldern, und einige von ihnen wurden geschlachtet und für den Winter eingepökelt. Das Fett bewahrte man zum Verzehr und zur Verbrennung als Lampenöl auf. Bei jeder Veränderung der Tätigkeit war es die Natur selbst, die die Menschen darin unterwies, was zu tun war. Allmählich begannen sich mehrere, einander überlappende Strukturen herauszukristallisieren, und auf der Grundlage dieser Zyklen des Lebens auf dem Lande und der Viehhaltung sowie auf denen des magischen Lebens der Himmelskörper und der Natur wurden einige der Feste entwickelt, die teilweise heute noch gefeiert werden (s. Festzeiten).

Weiße und grüne Feste[]

In der Natur wird der Wechsel der Jahreszeiten durch eine Reihe abwechselnd weißer und grüner Ernten gekennzeichnet, und aus diesen Übergängen wurden die ursprünglichen neun Feste abgeleitet. In vielen alten Kulturen ist die Göttin der Natur daher auch als "weiße Göttin" bekannt. Weiße Blumen, Kleider oder Opfergaben wurden schon lange mit ihr in Verbindung gebracht.

Bis heute sind in Anlehnung daran die weißen Kleidern der Bräute bei ihrer Hochzeit überliefert, wenn die junge Frau an diesem Tag für ihren Ehemann die Erdengöttin verkörpert, in den weißen Trachten der englischen Morris-Männer (»Marientänzer«) mit ihren Glocken, Bändern und Blumen, die zu Ehren der weißen Göttin tanzen. Die weißen Ernten verkörpern Stufen im Leben der Erdengöttin und des Sonnengottes. Die "grünen Feste" finden um die von der Sonne bestimmten, landwirtschaftlich wichtigen Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden statt (s. Sonnenfeste).

Rituelle Bräuche[]

Die Riten zu den Jahresfesten waren einfache und hauptsächlich intuitive Angelegenheiten, bei denen ein ganzes Dorf oder eine ganze Gemeinde zusammenkam, um einen Teil der Geschichte der alten Götter darzustellen, den Bund der Hingabe an den Gott und die Göttin zu erneuern und die familiären Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft zu pflegen oder um neue zu schmieden.

Es gab keinen Priester, der zwischen die Menschen und ihre Götter getreten wäre, denn selbst in der keltischen Zeit, als die Druiden die Macht hatten, wirkten sie eher als Führer oder Zeremonienmeister denn als Überwacher des Rituals. Jeder in der Gemeinde brachte eine kleine Opfergabe dar, sprach einen Wunsch aus oder sagte ein der Jahreszeit entsprechendes Dankgebet. Wenn überhaupt gesprochen wurde, dann geschah das aus dem Herzen heraus und durch die von der Göttin gegebene Inspiration; es gab keine festgelegten Predigten oder geregelten Bittgebete.

Da die meisten derartigen Feiern auf dem Feld, im Wald oder in heiligen Steinkreisen abgehalten wurden, ist es wahrscheinlich, daß ein großer Teil der Handlung aus Pantomimen bestand, genau wie die heutigen Masken- und Mummenschanzspiele die Geschichte von Leben und Tod, von Sommer und Winter durch eine Reihe von lokal bekannten Charakteren darstellen.

Zu solchen Zusammenkünften gehörten auch Gesang und Tanz, begleitet von Musik, Trommeln und wahrscheinlich auch von solchen Spielen, wie sie von den Kindern auf dem Lande noch heute gespielt werden. Oft wurden diejenigen, die in der Geschichte der alten Götter mitspielten, durch Losentscheid ausgewählt, und zwar mit Hilfe von Symbolen, die in einen Kuchen eingebacken oder in einer Tasche versteckt waren. Das erlaubte es dem Gott oder der Göttin, seine bzw. ihre Rolle zu besetzen, ohne dass der menschliche Wille dazwischentrat.

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Quellen[]

  • Das Geheime Wissen der Hexen. Marian Green. Orginalverlag: Harper Collins, London, 1991. Übers. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München, 1998. ISBN 3-426-77343-0.

Einzelnachweise[]

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