Mittelalter Wiki
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Als Helmzier, Helmschmuck, Zimier (altfr. cimier) oder auch Helmkleinod [1] bezeichnet man einen schmückenden Aufsatz auf Helmen (vorrangig Topfhelmen) von Rittern des Hoch- und Spätmittelalters.

Beschreibung[]

Da die vollständige Bedeckung des Gesichtes durch die im Hochmittelalter aufkommenen Topfhelme die Identifizierung des Ritters erschwerte, diente die Oberseite des Helmes dazu, Teile des auf dem Schild aufgemalten Wappens des betreffenden Ritters nochmals deutlich sichtbar anzubringen.

Diese Zeichen, Zimiere genannt, bestanden meist aus getriebenem Leder, das mit Leinwand beklebt wurde. Diese erhielt anschließend einen Kreideüberzug als Grund für die Temperamalerei oder Vergoldung (Bild). Doch auch Holz oder Pergament waren übliche Materialien, die Gelegenheit zu einem phantasievollen Spiel mit Farben und Formen boten, wie z.B. Kronen, Federn, Wappentieren und symbolischen Abzeichen.

Diese Zimiere bildeten ebenso wie die Holztartschen und Pavesen, die Lederparschen für die Pferde (Rossharnisch), einen speziellen Arbeitsgegenstand des Schilterhandwerks (Schildermaler). Die Spuren von solchen Zimieren finden sich bei alten Helmen in den in den Scheitelplatten ersichtlichen Löchern.

Zindelbinde[]

Die Zindelbinde diente ursprünglich zur Befestigung des Kleinods (cimico, daher Zimier) auf dem Helm. Später wurde sie als Liebespfand nur um das Kleinod oder den Helm geschlungen mit flatternden Enden getragen. [2]

Entwicklung[]

Die hohe Helmzier auf Topfhelmen gehört zu den merkwürdigsten Erscheinungen mittelalterlicher Bewaffnung und so unpraktisch sie auch vorkommen mag, so war sie doch in allen christlichen Ländern vom Ende des 13. bis gegen das 15. Jhd. in allgemeinem Gebrauch. [3]

13. Jahrhundert[]

Vor der Verbreitung der Helmzierden und Helmdecken im Laufe des 13. Jhs. gehörten heraldisch bunt bemalte Topfhelme und Schilde (vgl. Schildmalerei) zu jenen Dingen, welche den Anfang der Heraldik bildeten. [4] Mehrere Ritter im deutschen Eneasroman des Heinrich von Veldeke aus der Überlieferung vom Anfang des 13. Jh. [5] sind dagegen schon mit Helmzierde (nicht Kleinoden) [6] von abenteuerlicher Form dargestellt.

Die hier schon weit vorgeschrittene Ausbildung der Heraldik ist bemerkenswert, denn die Helmzierde erscheint bereits verschiedene Attribute, wie z.B. Fahnen, Löwen, Utensilien und sogar durch eine Truhe, gebildet. Bei einem Ritter (B) bildet die Helmzierde drei viereckige Tafeln. [7]

Regeläßiger treten dann am Ende des 13. bzw. am Anfang des 14. Jhs. Topfhelme mit Helmzier auf. Solche Zierden bestanden aber nun aus beweglichen Stücken aus Holz, Leder oder Pappe, die allein beim Turnier angesteckt wurden. Dieser Topfhelm war der dicke, gewöhnlich mit flacher Glocke dargestellte Helm, welcher am Sattel hing und nur in den Turnieren und während der Schlacht getragen wurde. Reiherbüsche oder sonstige Befiederung kommen aber erst im 15. und 16. Jh., besonders bei Turnieren vor.

14. Jahrhundert[]

In der ersten Hälfte des 14. Jhs. war die Ausstattung der Helme mit Zimieren für das Feld nicht allgemein üblich, wohl aber für das Turnier. Im Codex Balduini (um 1340) sehen wir nirgends in den Schlachtenbildern zimierte Helme, wohl aber solche auf Blatt 34, wo ein Gestech dargestellt ist. Auch im Codex Manesse sieht man das Wesen der Heraldik in Bezug auf Helmzierde, Helmdecke und Schildbemalung schon sehr in der Ausbildung fortgeschritten. [8]

Um die Mitte des 14. Jhs. trat bei den Topfhelmen eine Sitte entschiedener hervor, die bereits bei den germanischen Eberhelmen zu sehen war - die Helme wurden nun wieder am Scheitel mit figürlichen Zeichen geschmückt. Diese Zeichen wurden nun höher, auffälliger und hatten zunächst den Zweck, den Träger, der durch das Visier oder die Helmwand häufig vermummt war, kenntlich zu machen. Das Selbstgefühl führte dahin, dieses Erkennungszeichen geachtet zu erhalten; es bestand aus figürlichen Zeichen in den verschiedensten Gestalten, anfänglich aus freier Wahl; später wurden sie ein bleibendes Zeichen des Ritters und seiner Sippe und wurden zur "Wappenfigur", als welche sie auch auf den Schilden erscheinen.

Aus der 2. Hälfte des 14. Jhds. fanden sich zwei besondere Beispiele für Stechhelme mit Helmzier auf den Grabmälern der Herren von Speth im ehemaligen Kloster Denkendorf bei Esslingen am Neckar (Baden-Württemberg). Man sah, dass sie nach wirklichen Helmen gearbeitet waren, deren vordere Hälfte aus Eisen, die hintere aus Leder bestand, wie das Eisenband verriet, welches den Vorderteil mit dem Hinterteil verband. Man sah auch genau, wie die Helmzierden befestigt waren. [9]

15. Jahrhundert[]

Zu Beginn des 5. Jhds. erscheinen Helmzierden nicht nur auf dem Stechhelm, sondern auch auf der Kesselhaube; auf letzterer konnte sie vor dem Überziehen des Stechhelms abgenommen werden. [10]

Bis ans Ende des 15. Jhs. begegnet man besonders an Turnierzeugen den plastischen Zimieren bzw. Helmen, die besonders zum Turniergebrauch mit Federn oder federartig gestalteten Aufsätzen geziert waren. Neben diesen kamen auch häufig kleinere und größere Federbüsche (pennacchio, penacho) in Verbindung. Im Krieg, als sich die Söldnerheere mehr entwickelten, wurden nur kleine Federbüsche oder auch nur Laubwerk auf den Helmen und Hauben getragen.

Die Befestigung erfolgte bei Sturmhauben, Morions und Schützenhauben, hinten, bei Eisenhüten und Kappen dagegen gewöhnlich an der Seite, wozu eigene Federhülsen angebracht waren. Letztere bestanden bei deutschen Helmen und Hauben aus verzierten Hülsen aus Messing, bei italienischen zuweilen auch aus schildförmigen, ornamentierten, stark ausgebauchten Plättchen, die den italienischen Kartouchen ähnlich geformt waren.

16. Jahrhundert[]

In der zweiten Hälfte des 16. Jhs. wurde es in Italien Mode, bei festlichen Aufzügen, Turnieren und dergl. auf den Helmen riesige Federbüsche von Meterhöhe, ja ganze Ziersysteme auf den Helmen zu tragen, die in seltensten Fällen aus wirklichen Federn, sondern aus Imitationen von Seide oder Schafswolle bestanden. Diese barocke Sitte verbreitete sich auch an den deutschen Höfen. Zur Befestigung dieser monströsen und schweren Verzierungen mussten die Helme eigene Vorrichtungen auf den Kämmen besitzen. Von diesen mechanischen Vorrichtungen haben sich noch einige in den Sammlungen erhalten, bei vielen Helmen finden sich aber nur noch die Spuren ihrer einstigen Existenz. Mit dem Beginn des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) verschwindet auch diese Mode (Bild).

Galerie[]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hinweis: Das Helmkleinod bestand aus der Frauengabe.
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 17, S. 334-337 (Rüstung).
  3. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 11, Tafel 163
  4. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. II, S. 22. Tafel 116
  5. Berliner Pergament-Handschrift B, Staatsbibliothek Pr. Kb. Ms. Germ. Fol. 282 in der ehemaligen Königlichen Bibliothek zu Berlin (Alte Bibliothek Berlin); Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
  6. Hinweis: Mit Kleinod wird im ahd. nicht die eigentliche Helmzier, sondern die an Helm, Schild oder Speer befestigte Frauengabe bezeichnet.
  7. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 3, Tafel 146 A
  8. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 6, Tafel 151
  9. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 29, Tafel 197
  10. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. IV, S. 9 f., Tafel 229, 231
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