Mittelalter Wiki
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Als Karlspfund (lat. pondus Caroli) oder Karlslot bezeichnete man eine aus der Zeit Karls des Großen stammende Gewichtseinheit. Es diente sowohl als Handels- als auch als Münzgewicht. [1]

Allgemeines[]

In mittelalterlichen Quellen ist zuweilen von einem Gewicht die Rede, das mit Karl dem Großen in Verbindung gebracht wird. Der mittelalterliche Chronist Arnold von Lübeck (*1150; † 1214) erzählt, daß die Mitgift jener dänischen Prinzessin, die mit einem Sohne von Kaiser Friedrich I. verlobt war, 4000 Mark Silber betrug, librata pondere publico, quod Carolus Magnus instituerat. Bußandrohungen von Kaiser Friedrich II. lauteten auf Pfunde Gold, zahlbar in pondere Caroli. Und für den Dichter des Wigalois war (um 1212) Karles lot das vollkommenste richtige Gewicht, das es gab.

Definitionen[]

Sehr bestritten ist die Schwere des Karlspfundes. Sie wird zwischen 367,13 g bis 491,179 g geschätzt, denn es gibt mehrere alte Gewichtstücke, die sich selbst als Pondus Caroli bezeichnen. Ihrem Gewichte nach kann man sie wohl als 4, 6, 7, 10 und selbst 12 römische Unzen-Stücke, also als Teilstücke oder Einheiten des römischen Pfundes, ansprechen. Man kann jedoch daraus nicht ersehen, welchen Bruchteil des Karolinger Pfundes sie ausmachten, oder mit anderen Worten, aus wieviel römischen Unzen dieses bestand. Man hat daher zur Ermittelung des Karolinger Pfundes andere Wege eingeschlagen.

Frankreich[]

Im Frankenreich stand das römische Pfund (nach Böckh = 327,45 g) zu 12 Unzen (= 27,288 g) als eine von den Römern übernommene Einrichtung fortdauernd in Anwendung. Zur Zeit der Karolinger gab es aber außerdem noch andere Gewichtpfunde, die gleichfalls Vielfache von römischen Unzen waren, doch ist nicht sichergestellt, ob sie gleichzeitig oder nacheinander in Gebrauch kamen. Neben der römischen Einteilung des Pfundes nach Unzen hatte sich aber — im Anschluß an die Ausprägungen — auch der germanische Brauch eingebürgert, das Pfund in eine Anzahl Pfenniggewichte zu zerlegen, die zu je zwölf als Schilling zusammengefaßt wurden. Nach Guilhiermoz gab es so Pfunde von 300 und 360 Pfenniggewicht, die nach der Unzenschwere Gewichte zu 15 und 18 römischen Unzen waren und daher 407,9215 g beziehungsweise 489,506 g wogen. Beide lebten in altfranzösischen Gewichten fort, das 15 Unzenpfund beherrschte als livre poids de table bis ins 18. Jahrhundert ganz Südfrankreich, das 18 Unzenpfund als livre poids de marc war eine Verdoppelung der Mark von Troyes (244,753 g) und sein Muttergewicht hieß im 18. Jahrhundert Pile de Charle magne.

Capobianchi[]

Das Pfund, das man Karl dem Großen zuschreibt, betrachtet man als Silbergewicht, das bei den Ausprägungen dieses Herrschers zur Anwendung kam. Darum waren auch alle Versuche zur Ermittelung seines Gewichtes, angefangen von Le Blanc (1690) mit Erörterungen über das Münzwesen Karls des Großen verbunden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen gehen weit auseinander, schon darum, weil über die Schwere des römischen Pfundes und seiner Unze, welche die Grundlage bilden, keine Einigkeit herrschte. Je nachdem man sich mit Böckh an die Größe von 327,45g oder wie die Mehrzahl der Franzosen an 326,337 g hält, oder mit Capobianchi für die Karolingerzeit ein Gewicht von 321,238 g annimmt, wechselt auch das Gewicht der römischen Unze zwischen 27,288 g, 27,195 g bis 26,769 g. Dieser Unterschied, an sich gering, beeinflußt das Schlußergebnis selbst dann um mehrere Gramm, wenn die Forscher in der Unzenzahl des karolingischen Pfundes übereinstimmen.

Tenor[]

Bisher sind von Forschern folgende Größen als Gewicht des Karolingerpfundes angegeben worden:

  • a) durch Le Blanc das sog. Troypfund von 367,13 g, das später nachweislich im englischen und niederländischen Münzwesen zur Anwendung kam. Für diesen Ansatz trat A d. Soetbeer mit neuer Begründung und selbständiger Berechnung des Pfenniggewichts ein, dem sich die Mehrzahl der deutschen Forscher anschloss.
  • b) 407,9215 g oder das Gewicht des sog. livre poids de table durch Guerard, dem sich mit teilweise abweichender Begründung die Mehrzahl der französischen Gelehrten und von den deutschen Inama-Sternegg und Hilliger zugesellt haben.
  • c) Fossati und Capobianchi meinen, daß das Gewicht Karls des Großen die Schwere des römischen Pfundes um ein Drittel übertroffen habe, es sei ein 16 Unzenpfund von 433,416 g (Capobianchi 428,317 g) gewesen.
  • d) Carli-Rubbi suchte das Pfund Karls des Großen im kölnischen Gewicht. Desimoni, der auf diesen Gedanken zurückgriff, erklärte die Kölner Mark von 233.855 g als karolingisches Halbpfund und gelangte so zu 467,7 g fürs ganze Pfund.
  • e) Guilhiermoz erblickte in dem 18 Unzenpfund von 489,506 g das vielgesuchte Karolingerpfund. Auf einem anderen Wege gelangte auch Prou zum gleichen Ergebnis, das er jedoch um etwa 2 g auf 491,179 g Gewicht aufrundete.

Es läßt sich insgesant der Nachweis erbringen, daß karolingische Münzstätten das Troypfund kannten und besaßen. Nahe dem heutigen Wijk bij Duurstede (Niederlande) wurden in den Trümmern der durch Normanneneinfälle im 9. Jahrhundert zerstörten Münzstätte Dorestat drei Bleigewichte mit Abdrücken karolingischer Münzstempel gefunden, die jetzt im Rijksmuseum van Oudheden zu Leiden verwahrt werden. Zwei davon mit 183,5 g und 184 g Gewicht sind genaue Hälften des Troypfundes, das dritte wiegt 126 g und ist ein um nicht ganz 4 g zu schwer ausgefallenes Drittelpfund.

Mit diesen Ausführungen ist allerdings keineswegs gesagt, daß auch die Ausmünzungen der späteren Karolinger nach dem Troypfund erfolgten. Blanchet deutet in seinem Manuel de Numismatique frangaise (Paris 1912, S. 361) die Möglichkeit an, daß schon unter Karl dem Großen noch weiter Änderungen im Münzfuß eingetreten seien, und Hilliger hat in einer zweiten Abhandlung (1903, S. 458) die Befürchtung ausgesprochen, daß der Streit um das Karolingerpfund ein Streit um des Kaisers Bart war. Er halte es für ausgeschlossen, daß Karl der Große ein neues Gewichtpfund eingeführt habe. Er habe nur in der zweiten Hälfte seiner Regierung schwerere Pfennige schlagen lassen und dadurch in der Währung "an die Stelle des Gewichtpfundes ein schwereres Zählpfund gesetzt".

Herrschendes Pfund im Karolingerreich sei das Römerpfund gewesen und sei es auch geblieben, wie die Beschlüsse des Aachener Konzils vom Jahre 817 dartun.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

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