Mittelalter Wiki
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Die Knorr (anord. knǫrr) war der Lastesel unter den Wikingerschiffen. Auf ihm beförderten die Wikinger ihre Handelsware über die Meere, insbesondere auf der Englandfahrt. [1] [2]

Beschreibung[]

Die Knorren stellten den Normaltypus der skandinavischen Handels- u. Frachtschiffe (kaupskip) der Wikingerzeit (ca. 800-1100) dar. Gegenüber den niederbordigen Langschiffen waren sie als hochbordigere Ozeanschiffe (hafskip) ausgelegt.

Die Knorren wurden bereits in Versen auf die Schlacht im Hafrsfjord im Jahre 872 von dem norwegischen Skalden Thorbjorn Hornklofi genannt, der am Hof von König Harald Schönhaar wirkte. Wir erfahren daraus, dass sie gelegentlich auch als Kriegsschiffe dienten und, wie Langschiffe, geschnitzte Tierköpfe als Steven tragen konnten.

Auch die Auswanderung nach Island scheint hauptsächlich auf Knorren bewerkstelligt worden zu sein, wie sich u. a. aus der Benennung isländischer Örtlichkeiten nach diesem Schiffstyp ergibt (Knarrarnes, Knarrarsund). Überhaupt stellten die Knorren wohl ein großes Kontingent zu den Wikingerflotten des 9. Jhs.

Aufbau[]

Flotte normande, Bayeux Tapestry

Teppich von Bayeux: die Schiffe Harald Godwinsons

Im ganzen waren die Knorren dem allgemeinen Typus der skandinavischen Schiffe nicht unähnlich, vorn und hinten spitz, aber kürzer, breiter und fülliger als die Langschiffe. Sie besaßen größeren Tiefgang und höheren Freibord als diese, wurden meist gesegelt und nur ausnahmsweise mit Remen fortbewegt.

Die Ruderer saßen dann im vordersten und hintersten Teil des Schiffes, wo die Bordwände wahrscheinlich um einige Plankengänge höher als im Mittelschiff (wo die Ladung lag) waren (vgl. die Schiffe Harald Godwinsons auf dem Teppich von Bayeux).

Als Bemannungszahl werden 30 (ohne Frauen und Kinder), ja 50 oder gar 60 genannt; gewöhnlich wird sie aber 15-30 Mann nicht überstiegen haben. Nach einer Rekonstruktion bemaß ein mittlerer Typus dieser Art bei ca. 40 Registertonnen Raumgehalt (also etwa einem heutigen größeren Ewer oder einer Galeasse entsprechend) etwa 50 Fuß Länge und 16-17 Fuß Breite. Fast genau diese Dimensionen hatte der Schiffsfund von Brösen.

Äußerlich fiel auch das rundlichere, bauchige Aussehen der Knorren mit zurückgebogenen Steven auf, wie sich aus dem Beinamen Knarrarbringa - 'knorrbusig' ergibt. Eine kleinere Abart des Knorrtyps stellten die Ost- oder Rußlandfahrer (anord. austrfararknǫrr) dar.

Etymologie[]

Die Bezeichnung anord. knǫrr, pl. knerrir, danach aengl. cnéar, mlat. canardus stamm wohl von der Wurzel *kna, urg. *knusjan - 'zusammendrücken, stoßen, schlagen', also ein aus einem Holzstamm ausgehauenes Schiff. Der norwegische Linguist und Philologist Hjalmar Falk (1859-1928) vermutete dagegen eine Ableitung des Schiffsnamens von dem als Stevenkopf verwendeten knotigen Ast, mengl. knarre).

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Knorr (Schiffstyp)
  2. Ordericus Vitalis: Historia Ecclesiastica VIII, 23 (zum Jahr 1095): „quatuor naves magnae, quas Canardos vocant, de Northwegia in Angliam appulsæ sunt.“ (Vier große Schiffe, die Knorr genannt werden, landeten von Norwegen kommend in England.)
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