Mittelalter Wiki
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Unter den Gestirnen trat der Mond im Volksglauben vor allem hervor. Die Erhöhungen und Vertiefungen auf ihm ließen überall die Sage entstehen, daß Menschen zur Strafe für irdische Vergehen auf ihn versetzt worden seien. Der Wechsel seiner Gestalt, sein Zu- und Abnehmen wurde in engste Verbindung mit menschlicher Tätigkeit und der menschlichen Intuition gebracht.

Geschichtliches[]

Schon Burchhard von Worms verurteilte das lunam observare, auf den Wechsel des Mondes zu achten. Im ganzen Mittelalter, auch in der Neuzeit geschah alles, was zunehmen, was glücken sollte, bei zunehmendem Mond, alles, was abnehmen sollte, bei abnehmendem. Ehen durften nur bei zunehmendem Mond eingegangen werden. Deshalb sollen viele Unternehmen vor Neumond nicht begonnen werden, ein Volksglaube, der schon Ariovist im Kampf gegen die Römer die Niederlage gebracht hatte. [1]

Kalenderfunktion[]

Bevor die römischen Monatsnamen bei uns in Gebrauch kamen, haben die Menschen auf dem Lande den Ablauf der Zeit mit Hilfe von Nächten und Monden gemessen. Schon auf Knochenschnitzereien der Steinzeit ist das sich wandelnde Antlitz des Mondes auf seiner 29tägigen Reise von einem Neumond zum nächsten dargestellt. Auf dem Lande sind noch heute Fragmente dieser alten Uberlieferung zu finden, zum Beispiel die Bezeichnung »Erntemond« für den September-Vollmond, »Jägermond« für den Oktober-Vollmond und so weiter.

Im Englischen wird heute noch die Bezeichnung »fortnight« verwendet, die eigentlich vierzehn Nächte und nicht vierzehn Tage bedeutet. Jeder Mond wurde einer bestimmten landwirtschaftlichen Tätigkeit gewidmet, sofern die Witterung es zuließ, sie auszuüben. Es gab Zeiten des Säens, des Heumachens, des Getreideschneidens, des Unkrautjätens, des Sammelns von Früchten im Obstgarten im Wald; Zeiten, um sich wegen schlechter Ernten zu sorgen und sich über gute Ernten zu freuen.

Mondfeste[]

Wie von Tacitus (Germania. c. 11) überliefert wird, fielen die Feste und Festzeiten der Germanen auf Neu- oder Vollmondstage. Auch im Jahreskreis der Kelten orientieren sich die Zeitpunkte der Mondfeste am nächst gelegenen Vollmond. Diese sind:

  • Samhain - 31. Oktober. 11. Neumond im Kalenderjahr. Beginn des Winterhalbjahres und Neujahr der Hexen
  • Imbolc - 2. Februar. 2. Vollmond nach Yule.
  • Beltane - Walpurgisnacht. 30. April / 1. Mai. 5. Vollmond nach Yule. Beginn des Sommerhalbjahres.
  • Lugnasad - Schnitterfest / Lammas. 2. August. 8. Vollmond nach Yule.

Volksglauben[]

Im Volksglauben wird der Mond mit der weiblichen, passiven Seite assoziiert, während die Sonne das aktive, männliche Prinzip verkörpert. Im klassischen Altertum stellte man sich den Mond als Wagen der sich senkenden Selene vor, der sich auf der Himmelsbahn bewegte und von vier Rössern gezogen. Wo der Wagen fehlt wurde die Mondsgöttin an der Sichel über dem Haupt und an dem kreisförmig ausgespannten Gewand kenntlich gemacht. Verkürzt findet man sie auch nur als Brustbild, oder als Kopf, oder nach der mathematischen Figur als Sichel. Seit dem 13. Jh. hörte die personifizierte Darstellung von Sonne und Mond auf und die beiden Gestirne erscheinen statt dessen in der Hand von Engeln oder Genien, als Gesicht, oder als mathematische Figur als Sichel. Seit Anfang des 16. Jhs. wurde die Vorstellung von Sonne und Mond neben dem Gekreuzigten fast allgemein aufgegeben. [2]

Die Große Göttin[]

In vielen heidnischen Pantheons tritt die Große Göttin auch als die dreiphasige Mondgöttin mit dreifachem Gesicht auf (s. Dreifaltigkeit). Das junge Mondmädchen, das süße Kind oder die verehrte Geliebte, das ist sie in ihrer zunehmenden Form als heranwachsende Tochter der Nacht. Als Mondmutter mit gerundetem Bauch, als voll erblühte Rose des Lichts, als Führerin, Begleiterin und Freude des Reisenden auf den magischen Pfaden führt sie die monatlichen Feiern an. In ihrer abnehmenden Phase ist sie die schrullige alte Hexe mit scharfen Zügen und dunklem Antlitz, die tief von Weisheit durchdrungen ist und denjenigen ihr Wissen preisgibt, die ihr in der Dunkelheit begegnen und sie als artiges Enkelkind um Hilfe bitten. Die Mondgöttin hat auch ein verborgenes Antlitz, wenn der Mond dunkel und der Nachthimmel leer ist und nur das Licht der Sterne die wilden Plätze erleuchtet.

Quellen[]

  • Johannes Hoops. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 1. 1918—1919. S. 4.
  • A. Lehmann. Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart. 1908.
  • Das Geheime Wissen der Hexen. Marian Green. Orginalverlag: Harper Collins, London, 1991. Übers. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München, 1998. ISBN 3-426-77343-0. S. 14 f.

Einzelnachweise[]

  1. Cäsar. De Belle Gallico. Kapitel I, 50
  2. Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 925.
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