Mittelalter Wiki
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Der Morion oder auch Morian (span. morrion) war ein offener Helmtypus ohne Visier, der in der ersten Hälfte des 16. Jhs. aus der spanischen Version des Eisenhuts („Cabasets“) entstand. [1]

Beschreibung[]

Der Morion oder Morian [2] wurde teilweise mit der Sturmhaube gleichgesetzt. Er war ein Helm spanischen Ursprungs, dessen Name von morro ('runder Körper') abzuleiten ist.

Er besitzt weder Visier, Nasenberge, Halsberge noch Nackenschutz, dagegen aber einen hohen Kamm, der mitunter die halbe Höhe des Helms hat, so wie Ränder die über dem Gesicht und dem Nackenschutz in Spitzen auslaufen, so dass sie im Profil gesehen einen Halbmond bilden. Der Morion wurde bis zum Anfang des 17. Jhs. verwendet und fand zunächst bei Pikenieren, später vor allem bei Stadtwachen und Leibgarden Verbreitung. Die Helmglocke verfügte über einen hohen Helmkamm unterschiedlicher Höhe und Formgebung. [1]

Etymologie[]

Woher die Bezeichnung span. morrion stammt, ist nicht gänzlich geklärt. Möglich, dass er sich von einer unter den Mauren üblichen Helmform oder vom spanischen morro herleitet, welches soviel wie cranium - 'Schädeldach' bedeutet. Der Name erscheint - allerdings vermutlich für eine andere Helmform - bereits im 14. Jh. in der Chroniques [3] des französischen Historikers Jean Froissart, und auch Leonhard Fronsperger nennt in seinem "Kriegsbuch" [4] die maurischen Fußsoldaten „Morianische Fußknechte".

Entwicklung[]

Neben der Sturmhaube kam um 1520 der Morion als Helmform auf, deren Heimat wahrscheinlich Spanien ist, die später aber im Fußvolk aller westlichen Nationen zu finden ist und selbst in der Ritterschaft für den täglichen Gebrauch nicht unbeliebt war. Der Morion des 16. Jhs. war eine hohe, etwas spitz getriebene Haube mit über die Mitte laufendem Grat oder auch eine halbkugelförmige Haube mit verschieden hohem Kamm, deren Krempen nach vorn und hinten so aufgebogen sind, dass sie beiderseits in gleich gestalteten Spitzen enden (Bild).

Der Morion ist ersichtlich weniger aus der Kriegserfahrung erwachsen, als ein Ergebnis einer soldatischen Phantasie. Er wurde in den Heeren Karls V. (1500-1558) anfänglich im Fußvolk allgemein getragen, später legten ihn die Schützen ab, da er sich für sie als nicht praktisch erwies. In manchen Ländern, wie in Italien, wurden ihm kurze, geschobene Backenstücke hinzugefügt. Der Morion, dessen Kamm allmählich höher bis zur Übertreibung gefertigt wurde, erhielt sich bis in die ersten Jahrzehnte des 17. Jhs. Das Passauer Kriegsvolk des Erzherzogs Leopold V. von Österreich-Tirol war noch 1603 damit ausgerüstet (Bild).

Besonders häufig treffen wir ihn als Kopfbedeckung der Helmbardiere und Trabanten an den Höfen, aber auch vieler deutscher Bürgermilizen. Der Schutz des Kopfes mittels eines eisernen Helmes erschien als eine allgemeine Notwendigkeit, dem Schützen aber, der sein Feuerrohr an der Wange anlegen musste, wurde der Morion, noch mehr aber die Sturmhaube, unbequem. Das war die Ursache, dass dieselben um 1550 eine eigene leichte Art Helme erhielten, die man auch Schützenhauben oder Häubel nannte.

Lilienverzierung[]

In vielen mitteleuropäischen Zeughäusern, besonders in Österreich und Bayern, wo der Morion von der Gemeindebewaffnung aus dem Ende des Mittelalters herrührt, finden sich solche Helme mit einer großen Lilie von getriebener Arbeit verziert. Diese Lilie steht jedoch in keiner Beziehung zu dem Wappen der französischen Könige, sondern ist vielmehr das Symbol der heiligen Jungfrau Maria, deren Bild viele Büchsenschützen und Hellebardierkorps für ihre Bürgerfahnen angenommen hatten.

Galerie[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. 1,0 1,1 Wikipedia: Morion
  2. Hinweis: Diesen Namen trug auch eine frühere Kriegsstrafe (Kolbenstöße auf den Hintern).
  3. Jean Froissart: Chroniques de France, d'Angleterre, d'Ecosse, de Bretagne, de Gascogne, de Flandre et lieux circonvoisins (Chroniken Frankreichs, Englands, Schottlands, der Bretagne, der Gascogne, Flanderns und der benachbarten Örtlichkeiten)
  4. Kriegsbuch - Von kaiserlichen Kriegsrechten (Internet Archive). Leonhard Fronsberger, Holzschnitte v. Jost Amman. 3 Bände. Frankfurt am Main, 1573. 3. Bd. "Von Schanzen u. Befestungen". Fol. CXXXIX.
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