Mittelalter Wiki
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Die Ochsenzunge (engl. anelace, franz. langue de boeuf, auch pistos) bzw. Cinquedea (dt. 'fünf Finger'), auch „Veronesischer Dolch“ genannt, ist eine zweischneidige Seitenwaffe mit überbreiter Klinge (ähnlich dem griech.-röm. Parazonium), der im 15. und 16. Jh. als Hauswehr getragen wurde.

Beschreibung[]

In dem von Parteien zerrissenen Italien tritt im 14. Jh. eine spezielle Form der Hauswehre auf, die man Ochsenzunge (lat. ligula, ahd. gabilot, span. punal) benennt. Ihr englischer Name anelace rührt wohl daher, weil diese Waffe ehemals an einem Ringe hängend getragen wurde.

Diese Wehre, eine Nachbildung des spätantiken Parazoniums, erscheint zuerst in Venedig und Florenz und verbreitet sich in ihrer charakteristischen Form ungemein rasch über Italien, Frankreich und Burgund. Auf der Scheide dieser Waffen befand sich häufig ein kleines Messer, welches franz. batardeau hieß.

Später findet man die Ochsenzunge zahlreich unter den Bürgern der deutschen Reichsstädte. Im 15. Jh. ist Verona eine Hauptfabrikationsstätte der Ochsenzungen; dort und in Venedig erscheinen sie auch unter der Bezeichnung „cinque dea“ (cinque dita), von der Breite der Klinge hergeleitet, die an der Angel genau die Handbreite besaß. Als Waffe war sie vorallem bei der Bürgerschaft bis zu Ende des Mittelalters viel in Gebrauch.

Aufbau[]

Die Ochsenzunge zeichnet sich durch die beträchtliche bis übermäßige Breite ihrer Klinge aus, deren oben sehr ausgedehnte, unten spitze Form einer Zunge gleicht und vom gr. Parazonium abzustammen scheint.

Die Klinge besitzt direkt unterhalb der Angel die Breite einer Hand (ital. cinque dita - 'fünf Finger'), verjüngt sich stark von der Angel zur Spitze hin und besitzt einen charakteristischen Hohlschliff. Die gestutzten Parierstangen überragen die Basis- oder Klingenkopfbreite nur wenig und sind verhältnismäßig kurz und bogenförmig nach unten gebogen. [1] Der Griff ist zumeist gegliedert und geschwellt.

Da die Klingenlänge zwischen 30 und 55 cm varriert, aber vergleichsweise selten über 35 cm lang ist, bildet die Ochsenzunge gewissermaßen einen Übergang vom Dolch zum Kurzschwert. Die Ochsenzunge (im Parzival Gabilot genannt) ist dagegen ca. 45 cm lang und wurde an einem Ring hängend getragen. Ihr Knauf ist scheibenförmig mit dem Griff aus einem Stück gearbeitet. Man findet sie in der einfachsten und plumpsten wie in der zierlichsten und reichsten Form.

Da die Ochsenzunge etwa von der Mitte des 15. bis in die Mitte des 16. Jhds. an eine modische Kavalierwaffe war und vornehmlich in Italien, Spanien, Burgund und Frankreich getragen wurde, finden sich die Klingen und Gefäße unter Verwendung von Edelmetallen und Elfenbein mit Hilfe aufwendiger Techniken (Niello, Email, Filigran und a. mit.) meist prunkvoll gearbeitet.

Coustil à croix[]

Eine Variation der Ochsenzunge ist ein Kurzschwert italienischen Ursprungs mit oben sehr breiter und spitz zulaufender Klinge, welches, wie die Ochsenzunge an sich, der Form des antiken Parazoniums ähnelt und dem 15. Jh. angehört. Allerdings läßt sich die genaue Benennung nicht mit Sicherheit bestimmung, da viele der Benennungen vorrangig mit anderen Klingenwaffentypen belegt sind. Einige Namen sind:

Name Kurzbeschreibung
Braquemart (frz.) Ebenso der Name eines Säbelschwertes und Synonym für den Dusack.
Coutil à croix (frz.) Kommt in Texten des 15. Jhs. als Seitengewehr vor, jedoch ist die genaue Form nicht festzustellen. Mglw. identisch mit Braquemart und Malchus.
Epée de passot (frz.) vgl. Passot, eine mittelfranzösische Bezeichnung für einen Langschwerttypus im 15. Jh.
Malchus Bezeichnung im Deutschen. Ebenso der Name für ein Falchion). [2]
Stocco (ital.) Bezeichnung eines solchen Exemplares im Zeughaus zu Venedig, wo es als „Befehlshaberswaffe” (?) gilt. [3]

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Cinquedea
  2. Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 717.
  3. Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 726.
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