Mittelalter Wiki
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Eine Ornamentik kann man nicht für sich allein betrachten, sondern immer im Zusammenhang mit dem gesamten Stück, auf dem es sich befindet. Sehr häufig hängt es mit der Struktur des ganzen Teiles zusammen, ist z.B. ein Überrest von dessen ursprünglicher Herstellung, oder soll einen gewissen Aufbau andeuten.

Allgemeines[]

Als Ornament betrachtet man eine dekorative oder symbolische Verzierung auf oder an Sachen. Man unterscheidet dabei nach Form grob geometrische Ornamente (z.B. Flechtband, Mäander, Wellenband, Maßwerk u. a.) und organische Ornamente (Pflanzen, Tiere, Mensch). Die technische Ausführung richtet sich nach der Art des zu ornamentierenden Materials.

  • Dekor = Verzierung oder Zierrat an oder auf einem Teil einer Sache; kann bestehen oder sich wechselweise zusammensetzen aus Ornamenten, Symbolen, allegorischen Figuren, Emblemen, Trophäen, Panoplies, Wappen, etc.
  • Dekoration = die gesamte künstlerische bzw. kunsthandwerkliche Ausstattung oder Gestaltung einer Sache.
  • Ornierung = zeitweise verb. ornieren, Schmuck, Verzierung; veraltet, fast verdrängt durch „Dekor“. [1]

Begriffliche Schwierigkeiten[]

Noch heute stellt sich die Terminologie der einzelnen Verzierungen oftmals als problematisch heraus, denn obwohl sich insgesamt mittlerweile feststehende Begrifflichkeiten dafür herausgebildet haben, werden sie nicht immer einheitlich für verwendet. Häufig ist bei der Typisierung subjektives Empfinden vorranging und die Definition einzelner Verzierungen oftmals nicht eindeutig definiert und abgegrenzt.

Ein gutes Beispiel für solche begrifflichen Schwierigkeiten sind z.B. Riefen-, Rippen- und Kannelur-Verzierungen. So beschreibt der eine Autor mit dem Begriff „Kannelur“ eine Verzierung, die ein anderer als „Riefe“ oder „Rippe“ charakterisieren würde. Dies stiftet besonders dann Verwirrung, wenn es sich um Verzierungen handelt, die für die chronologische Einordnung relevant sind. [2]

Formen und Muster[]

In Mittel- und Nordeuropa ist die älteste Ornamentik meist technischer Natur und ahmt die Techniken von Flechten, Weben, Nähen und das Belegen mit Schnüren (z.B. Schnurkeramik) nach. So findet sich z.B. auf Geweihstücken aus den Kjökkenmöddingern (Museum Kopenhagen) ein Ornament, welches vom Netze-Knüpfen stammt; dasselbe Muster findet sich noch später auf dem Haarnetz einer bronzezeitlichen Frau aus einem jütischen Baumsarg und ebenso, und zwar in Ätz-Technik, auf einer eisernen Speerspitze der römischen Kaiserzeit (0 bis 200 n. Chr.) aus dem Gräberfeld zu Rondsen (Graudenz, Polen).

Die organischen Elemente: Pflanzenwerk, Tier- und Menschenfiguren werden erst wenige Jahrhunderte vor der Zeitenwende durch Vermittlung der Hallstatt- und Latènekultur aus dem Süden eingeführt.

Allgemein können Verzierungen in eingetiefte und plastische bzw. erhabene Verzierungen unterteilt werden. Hinzu kommen weiterhin die Oberflächenbehandlungen (wie z.B. Rauhung oder Schlickung) und die Handhaben, die nicht nur als schmückendes Ornament dienen, sondern auch eine praktische Funktion erfüllten [2].

Figürliches[]

Abgesehen von vereinzelten steinzeitlichen Tongefäßen mit Augendarzustellung oder einem Kamm, bei dem die Ecken als Köpfe ausgestaltet sind, kommen figürliche Darstellungen erst unter dem Einfluss der Hallstatt- und Latènekultur vor, wo sie dann z.B. auf Gesichtsurnen erscheinen.

Pflanzenornamentik[]

Bei der Pflanzenornamentik unterscheidet man z.B.:

  • Akanthus - distelartige Staude der Mittelmeergebiete mit gefiederten Blättern, diese sind das Vorbild für Akanthus-Ornamente (z.B. an korinthischen Kapitelln). [3]
  • Arabeske - aus der hellenistischen Kunst stammendes, pflanzlichen Vorbildern nahestehendes Ornament, bestehend aus verschlungenen Pflanzenranken. Die Arabeske gelangte im 16. Jhd. nach Europa, oft im Verbund mit Köpfen, Masken, Figuren, etc. [4]
  • Maureske - aus der hellenistischen Pflanzenornamentik im Bereich der islamischen Kunst entwickeltes, im 16. Jh. nach Europa übernommenes und viel verwendeten Flächenornament mit stilisierten Blättern und Blüten. [5]

Tierornamentik[]

Die Tierornamentik, die in der Völkerwanderungszeit bei den germanischen Völkern aufkam, entstammt derselben Wurzel, wie der Beginn der Ausgestaltung von bronzezeitlichen Spiralmustern zu Vögeln. Wo die Germanen figürliche Ornamentik aufnahmen, verschmolzen sie es gern mit anderen Motiven, wie es noch bis in die deutsche und holländische Renaissance hinein (15./16. Jh.) geschah. So wurden Band-Enden zu Armen und Beinen, Knoten zu Köpfen mit Augen usw.

Stilentwicklung[]

Steinzeit[]

Knochenkamm, Gotland, kulturgeschichte00mont Abb

Knochenkamm mit figürlicher Darstellung (Gotland, 5500-2200 v. Chr.)

In der Steinzeit bilden Tongefäßornamentiken eines der Hauptmerkmale zur Definition und Unterscheidung europäischer Kulturgruppen. So bildet z.B. die Linienbandkeramik (5700-4100 v. Chr.) mit Gefäßen u.a. im Kürbisstil ein Charakteristikum des Frühneolithikums, die Stichbandkeramik findet sich in Mitteleuropa zwischen 4.900-4.500 v. Chr., der Korbstil der Rössener Kultur (4300-3500 v. Chr.) ist z.B. typisch für die mittlere Jungsteinzeit, und die Schnurkeramik (2800-2200 v. Chr.) für das Endneolithikum.

Bronzezeit[]

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Völkerwanderungszeit[]

Auf den britischen Inseln erlebte die Tierornamentik des nordgermanischen Typs eine hohe Blüte. Im südlicheren Mitteleuropa aber kam sie nicht zu voller Entwicklung, da hier in der Völkerwanderungszeit die antiken Traditionen, die Kunst von Byzanz und der alten Griechenstädte am Schwarzen Meer fortgesetzt einen mächtigen Einfluss übte.

Bei der oft weitgehenden Stilisierung und auch Veränderung, in der die vielfältigen Ornamente z.B. in der Goldschmiedekunst häufig begegnen, ist es im einzelnen Fall jedoch nicht immer leicht, ihren Prototyp zu erkennen. Ein Hauptbeispiel für solche umstrittenen Motive ist z.B. das sog. → Zangenornament.

Frühmittelalter[]

Das Festhalten an der klassischen Stilrichtung führte auf dem Festland schon im 8. Jhd. geradezu zu einer Erneuerung der Antike („karolingische Renaissance“) und wirkte dann sogar wiederum bis nach Skandinavien hinauf, wo sie das Neuauftreten der Pflanzenornamentik beeinflusste, die dort seit dem späteren 5. Jhd. ganz verschwunden war. Doch ließ das Festhalten an der antiken Ornamentik in Mittel- und Südeuropa die Volkskunst und ihre phantastische Tierornamentik jahrhundertelang nicht zur freien Entfaltung kommen.

Erst als der Kunststil der irischen Mönche in der Buchmalerei nach Deutschland übergriff, lebten die volkstümlicheren Elemente neu auf und ließen schließlich durch ihre Vereinigung mit den Errungenschaften der Hofkunst eine neuartige Formensprache, den romanischen Stil, erstehen. [6] [7]

Hochmittelalter[]

Das Hochmittelalters (10./11. Jhd. - ca. 1250) war die Hauptzeit der kulturellen Epoche der Romanik (950 bis 1250). Im spätromanischen Stil treffen wir nicht selten auf phantastische Ornamentik von Ungeheuern und Tierfiguren, die weder ein christliches, ja nicht einmal ein biblisches Element verraten. Besonders haben sich eine Menge plastischer Darstellungen dieser Art an vorgotischen Kirchen und Kapellen erhalten. [8]

Spätmittelalter[]

Die Kunst und Ornamentik des Spätmittelalters (1250-1500) war geprägt von der kulturellen Epoche der Gotik (1130-1500), die seit dem 12. Jh. die Romanik (ca. 950-1250) abgelöst hatte. Der gotische Stil dauerte bis zum Ende des Spätmittelalters um 1500 an. Ab dem 14. Jh. bildeten Jagd- und Minnedarstellungen den Lieblingsgegenstand zur Verzierung verschiedenster Gerätschaften. [9]

Arten[]

Tongefäßornamentik[]

Das System der Tongefäßornamentik blieb in Europa von der Jungsteinzeit (5500-2200 v. Chr.) an dieselbe: Es ist die Nachahmung des Flechtens und Schnürens. Nur die Technik, in der die Ornamente hergestellt wurden, wechselte, und zwar in der Weise, dass man sich ihre Herstellung immer bequemer machte. So zieht sich die Entwicklung von Linienbandkeramik (LBK) und Korbstil über Schnurkeramik bis hin zur „Kannelierung" in der Lausitzer Kultur. Zwischendurch bediente man sich auch eines Rädchens als maschinelle Hilfe, und vereinzelt verwendete man ab der Latènezeit (450 v.Chr. bis 15 n.Chr.) nach südlichem Vorbild den Farbenpinsel zur Tonmalerei... → zum Hauptartikel.

Metallornamentik[]

Wie auch den Tongefäßen schon Gefäße aus vergänglicherem Material vorausgegangen waren, die die neue keramische Kunst dann zunächst nachahmte, so gab es auch vor den Bronzegeräten und Schmucksachen dieselben Dinge schon in vergänglicherem Material, und bei der Übersetzung in Metall wurden die alten Formen und Verzierungen zunächst beibehalten. Den Tongefäßen dienten Kürbisse und Körbe als Vorbild, den Metallsachen, wie Halskragen, Manschetten, Gürteln und Gürtelplatten, Schilden, Schwertgriffen gingen gewebte Stoffe oder Leder (ev. mit Holzunterlage) voraus, die nun durch ihre Struktur, durch die Benähung mit Schnüren, durch die Umwicklung mit Bändern oder Riemen der Metalltechnik ihre ersten Ziermotive lieferten.

Dadurch hat die Bronzeornamentik von Haus aus einen etwas anderen Charakter als die der Tongefäßornamentik, und weitere Besonderheiten entwickelten sie im Laufe der Zeit dadurch, dass die Herstellung der Ornamente sich mehr und mehr auf die Beschaffenheit des Metalls einstellte. Die Nachahmung der organischen Natur, des Pflanzenwerks, sowie der Tier- und Menschenwelt, folgte auch hier in Mittel- und Nordeuropa erst spät, unter dem Einfluss des südlichen Kulturkreises.

Waffenverzierungen[]

Bei Dolch- und Schwertgriffen war eine Umwicklung von jeher üblich; selbst die aus einem Stück hergestellten nordischen Feuersteindolche der Steinzeit hatten sie bereits. Später wurde bei bronzenen Schwertgriffen, oft in reicher Weise, die untere Umspinnung mit feinen, kreuz- und quergehenden Fäden und die darüber liegenden derberen Lederriemen angegeben. Bei Nadeln war meist der obere Teil umflochten: solange das Stück aus Holz (Dorn) oder Knochen war, mußte der Kopf oder die Öse besonders gesichert werden. Bei Fibeln ist dann der Bügel vielfach umsponnen. Eine besondere Verzierung kam in römischer Zeit auf eisernen Speerspitzen im ostdeutschen Gebiet vor, wie sie hauptsächlich ein Urnenfriedhof bei Rondsen (Graudenz) geliefert hat... zum → Hauptartikel.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Seifert, Blankwaffenkunde. aaO. S. 43.
  2. 2,0 2,1 Rücker, Julia. Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. aaO. S. 75.
  3. Seifert, Blankwaffenkunde. aaO. S. 3.
  4. Seifert, Blankwaffenkunde. aaO. S. 4.
  5. Seifert, Blankwaffenkunde. aaO. S. 38.
  6. vgl. Otto v. Falke in Lehnert, Georg: Illustrierte Geschichte des Kunstgewerbes (Internet Archive). Berlin : M. Oldenbourg (1907-09). Bd. I, S. 217
  7. Hoops. RdgA. aaO. Bd. II, S. 267 f. (Goldschmiedekunst, § 17 f.)
  8. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. II, S. 27, Tafel 128
  9. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 12, Tafel 165
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