Mittelalter Wiki
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Der Fischotter (Lutra lutra L., Syn. Lutra vulgaris E.), auch Flussotter oder häufig nur Otter genannt, ist ein an das Wasserleben angepasster Marder aus der Ordnung der Raubtiere, der zu den besten Schwimmern unter den Landraubtieren zählt. [1] Nach dem Dachs ist er der zweitgrößte heimische Vertreter der Marder in Mitteleuropa. [2]

Beschreibung[]

Der Fischotter, früher auch Sing. die Fischotter (f.), wurde wegen seines Fells geschätzt und genau wie der Seeotter (Enhydra lutris) stark bejagt. In der Weidmannssprache heißt der männliche Fischotter 'Rüde', der weibliche 'Feh' oder 'Fehe'; Kürschner bezeichnen den eurasischen Fischotter als 'Landotter', den amerikanischen als 'Spiegelotter'. Sein Balg gehörte in Mittel- und Nordeuropa mit zum kostbarsten Pelzwerk und man sagte von diesem, dass es zur Nachtzeit, wenn der Otter schwamm, leuchtete (phosphoreszierte). [3] Man verwendet das Fell allgemein zu Verbrämungen von Pelzen und Winterkleider.

Fischotter ernähren sich größtenteils von Fischen und lieben besonders Forellen, aber auch Krebse und mitunter Frösche oder Wasserratten stehen auf seinem Speiseplan. Selbst Vögel, wie z.B. Gänse und Schwäne greift er an. Da Fischotter äußerst gefräßig sind, galten sie für die Fischerei und die Fischzucht als Fischdieb und damit schädlich. Besonders in fischreichen Gewässern wurden sie als gefährlich angesehen, da sie dort nur die besten Rückenstücke ihrer Beute verzehrten und das übrige liegen ließen.

Der Fischotter war selbst auch Fleischlieferant und wurde von der katholischen Kirche, da er nur von Fischen und Amphibien und fast stets im Wasser lebte, zu den Fischen und damit auch zu den Fastenspeisen gerechnet. [4] Sein Fleisch stand in Bayern und Schwaben in hohem Wert und wurde als beliebte Fastenspeise an Klöster verkauft. Allerdings besaß dieses Wildpret wenig Geschmack und war schwer verdaulich; erst durch allerlei Kochkünste wurde es einigermaßen schmackhaft. Später galt Fischotterfleisch an vielen Orten als wertlos und wurde an arme Leute verschenkt, welche sonst keinen Sonntagsbraten erwerben konnten.

Als Haustiere[]

Diese schlauen, gelehrigen und scharfsinnigen Tiere wurden teilweise auch gezähmt und zum Fischfang abgerichtet, wozu man sie schon in den ältesten Zeiten in Europa, besonders in Skandinavien und in mehreren Teilen Frankreichs nutzte. Dazu nahm man entweder Jungtiere aus dem Nest und zog sie mit Milch und Brot auf oder fing bisweilen auch Alttiere ein. Gezähmte oder von Hand aufgezogen Fischotter gewöhnten sich fast lieber an Milch- und Pflanzenkost als an Fleischspeise und konnten dahin gebracht werden, Fische gar nicht anzurühren. Auch Apportieren und andere Befehle konnten Otter spielerisch erlernen und bewachten nachts die Schlafstätte ihres Besitzers.

Zahme Otter galten als niedliche, gemütliche und reinliche Tiere, die ihrem Besitzer wie ein treuer Hund auf Schritt und Tritt nachfolgten und auch bei Damen und selbst Königen als Haustier beliebt waren, wie z.B. der polnische König Johann III. Sobieski (1674-1696) im Jahre 1686 einen gezähmten Fischotter als Geschenk von Marschall Jan Chryzostom Pasek erbat und diesen mit zwei schönen türkischen Pferden mit prächtigem Reitzeug als Gegengeschenk entlohnte. Nachdem er diesen an sich gewöhnt hatte, sagte er seiner Frau Maria, dass er „keine anderen Fische mehr essen werde als die, welche der Otter fängt.“

Geschichtliches[]

Fischotter Raubtiere II, MgKL Wm16624b

Überreste von fossilen Fischottern fanden sich im Zusammenhang mit dem Menschen schon in prähistorischen Wohnplätzen von Neanderthalernden, wie z.B. in den Grotten von Lunel-Viel (Frankreich) oder in den Bohnerzlagern Württembergs. In alten Orts- und Flurnamen findet er sich bis heute verankert; so z.B. in Otterbach, Otterloh oder Otterburne. [5]

Römische Eisenzeit[]

Der Fischotter war schon die antiken Griechen und Römer bekannt, obwohl sie über sein Leben viel fabelten. So glaubte man, dass dieses Tier selbst den Menschen anfalle und, wenn es ihn mit seinem fürchterlichen Gebisse erfasst habe, nicht eher loslasse, als bis es das Krachen der zermalmten Knochen vernehme, und dergleichen mehr. Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) nennt den Fischotter Physeter, welches aus 'Fischeter, Fischesser', entstanden sein könnte. [6]

Mittelalter[]

Im Mittelalter fanden Teile des Fischotters auch in der Heilkunde als Arzneimittel Verwendung. So verwendete man z.B. die getrocknete und gepulverte Leber gegen Ruhr und Bauchfluss. Die Geilen (vergleichbar dem Castoreum) verschrieb man, da sie etwas bibergeilartiges haben, bei Fallsucht, und das immer flüssige Fischotterfett fand als schmerzstillendes und zerteilendes Mittel Verwendung. [7] Auch Blut, Fett und manche Eigenweide des Tieres wurden als Arzneimittel gebraucht.

Renaissance[]

In der Renaissance fertigte man aus den Wollhaaren der Fischotter Hüte (Fischotterhüte), welche den Kastorhüten glichen. Aus den Schwanzhaaren feine Malerpinsel (Fischpinsel) und aus den feinen Wollhaaren schöne und dauerhafte Hüte. In Hessen, Bayern und Schwaben wurden Ottermützen von Männern und Frauen getragen, in Norddeutschland wurde das Fell zu Pelzkragen und dergleichen verarbeitet.

Die Otterjagd bildete in England einen besonderen Sport, zu dem sich größere Jagdgesellschaften vereinigten, die ohne Schußwaffen, nur mit einer Meute hierauf abgerichteter Hunde (Otterhunde) die Flussgebiete absuchten. Der Fischotterfang zählte mitunter gar zur Fischerei, weil die Jagd auf das Tier denjenigen zu Nutze kommen sollte, welche von ihm den Schaden hatten ertragen müssen. Otterjäger standen unter den Fischmeistern und waren minder angesehen als andere Weidmänner. Allerdings hatten sie das Recht, Balg und Kern des Tieres zu eigenem Nutzen zu verwenden.

Quellen[]

Literatur[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Fischotter (DE). Version vom 07.09.2021.
  2. Deutscher Jagdverband: Fischotter (Lutra lutra). Abgerufen am 07.09.2021.
  3. Herders Conversations-Lexikon (Zeno.Org). 1. Auflage. Freiburg im Breisgau 1854–1857. Bd. II, S. 713.
  4. Damen Conversations Lexikon (Zeno.org). [o.O.] 1837. Bd. 4, S. 136-137.
  5. Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 56
  6. Adelung, Johann Christoph. Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (auf Zeno.Org). Leipzig, 1793-1801. Bd. II, S. 172.
  7. Hahnemann, Samuel: Apothekerlexikon (Zeno). 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 303.
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