Mittelalter Wiki
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Im Frühmittelalter waren an der Wand befestigte Einzel- oder Doppelbetten im Schlafzimmer der Familie vorbehalten. Die Dienerschaft hatte keine Sonderbetten, sondern schlief auf einer mit Stroh und Bettzeug bedeckten Bodenerhöhung längs den Wänden.

Beschreibung[]

Die Bettstellen waren gewöhnlich nach allen Seiten hin mit einem Vorhang (rekkjurefill) versehen. Das Bettzeug (rekkjúbilnaðr) der ärmeren Leute war gewiß sehr dürftig. Über dem Strohlager war ein grobes leinenes Tuch ausgebreitet; als Decke diente oft der Mantel (felðr), der meist aus Tierhäuten gemacht war. Das Kopfkissen (ahd. órwengi) war mit Heu gestopft.

Weit vielfältiger war das Bettzeug der wohlhabenden Bauern und der Adligen, die manche Neuerungen aus anderen Ländern bezogen, wie z.B. das 'Unterlaken' (mnd. kolte) oder Laken allgemein. Ihre Kissen (bolstr) und Deckbetten (beðr) waren mit Daunen oder Federn gefüllt (vgl. dyna - 'Federbett'; dúnklæði - 'Bettzeug'). Auch Teppiche kamen zur Verwendung, teils statt des Unterlakens, teils statt des Deckbettes oder darüber ausgebreitet.

Etymologie[]

Angelsächsischer Bettschrank Stephani Wohnbau Fig

Angelsächsischer Bettschrank mit Fliegennetz

Für die verschiedenen Bettstellen gelten im allgemeinen dieselben Benennungen. Das typische Bett (ursprünglich wohl 'Lager eines Tieres', wie noch in norwegischen Mundarten) bedeutet im Altnordischen nur 'Deckbett' (beðr), jedoch weist die poetische Bezeichnung beðja - 'Gattin' (= ags. gebedda) auf den älteren Sinn hin. Der häufigste Name ist sæing, sæng (vlt. eigentlich 'Zusammenfügung'), der das Bettzeug mit einbegreift (im Neuisländischen bedeutet das Wort 'Federbett').

Andere Bezeichnungen sind rekkja (wohl mit nd. rack - 'Gestell', engl. rack - 'Lattenwerk' verwandt) und hvíla (eigentlich 'Ruheplatz'). Für "Bett" gelten die Worte bedd, (bedd)rest, bedding; das Bett der ärmeren Leute hieß auch stréowen (eigtl. 'Bettstreu') und saeccing (eigtl. 'Bettsack', d. h. mit Heu und dergl. gestopfter Sack, der als Matratze gebraucht wurde). Das Bettzeug (beddcláþ, beddréaf, bedding) war bei den Angelsachsen dasselbe wie in Skandinavien.

Reisebetten u. -Lager[]

Im altnordischen Haus scheinen bewegliche Betten eher selten gewesen zu sein. Ein sänftenartiges Tragbett zum Gebrauch auf Reisen hieß ferbedd - 'bajanula' (= ahd. varbetti, vartbetti). Auf Reisen, und bisweilen auch im Haus, erwies sich der Hautsack (húðfat, aus mnd. húdevat, eig. 'Hütefaß') als besonders praktisch - eine Art Schlafsack, der sowohl die Funktion als Decke, als auch die der Matte übernahm.

Schlafbank[]

Die Schlafbank (set, s. 'Flett') der Dienerschaft oder für Gäste war durch niedrige Bretterwände (brík) oder durch Teppiche in einzelne, gewöhnlich für zwei Personen bestimmte Schlafstellen eingeteilt.

Entwicklung[]

Aus dem 7. Jh. berichtet das Beowulfepos (V. 1240 ff.), wie das flet (Flett) der Halle abends aufgeräumt und mit Deckbetten (bedd) und Kissen (bolster) überbreitet wird. Über dem Kopf eines jeden Kriegers hingen seine Waffen an der Wand, so wie es auch in den altnordischen Sagas berichtet wird. Auch die Lage des Schlafenden - quer über der Schlafbank mit den Füßen nach innen gerichtet - entspricht der in Skandinavien für die ältere Zeit bezeugten Sitte.

Darstellungen von gebräuchlichen Ruhebetten aus der 1. Hälfte des 9. Jhs. finden sich z.B. im Stuttgarter Psalter. Dort sieht man u.a. eine Bettlade aus gedrehten Holz (Bl. 30v). Sie ist von derselben Art, wie andere Möbel in diesem Manuskript und daher scheint dieses für Hausgeräte eine beliebte Form um diese Zeit gewesen zu sein. Auf einem anderen hölzernen Bettgestellt erscheint eine Art Matraze (Bl. 139r), welche oben und unten gerundet und verziert ist. Auf wieder einem anderen Bild ruht ein König auf einem Bett unter einer Rundbogen-Architektur, wobei das Bett mit einem Teppich behangen ist, dessen Verzierungen an die antiken Mosaikarbeiten erinnern (Bl. 72v). [1]

In dem aus der Wikingerzeit stammenden Gokstadschiff aus der 2. Hälfte des 9. Jhds. fanden sich freistehende Reisebetten aus zusammengefügten Brettern auf vier Pfosten.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Trachten des christlichen Mittelalters : nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen; Band 1 (Digitalisat der BSB). Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck, Jacopo Morelli. Frankfurt a. M. : Keller, 1854. Tafel 030
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