Mittelalter Wiki
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Die Schwedisch-Norwegischen Runen gehören zur 16-typigen Runenreihe des Jüngeren Futhark.

Beschreibung[]

Aus dem 16-typigen Alphabet, welches um 800 n. Chr. und etwas später auf norwegischen und dänischen Runensteinen angetroffen wird, entwickelt sich eine Runenreihe, deren Formen sich durch eine weitgehende Vereinfachung besonders der Nebenstäbe auszeichnen.

Nach den Gegenden, in denen sie zuerst auftreten, wird sie die „schwedisch-norwegische Runenreihe“ genannt. Die Urkunden, die mit dieser 16-typigen Runenreihe geritzt sind, sind allerdings weniger zahlreich im Vergleich zu denjenigen, die dänische Runen tragen.

Das kommt daher, dass die Sitte, Runensteine zu errichten, noch während des 9. und 10. Jhs., d.h. in der Blütezeit der schwedisch-norwegischen Runen, weder in Norwegen noch in Schweden richtig in Schwung kam. Währenddessen weist Schweden im 11. Jhd. einen Reichtum von Runensteinen auf, der in Nordeuropa ohnegleichen ist.

Archäologische Zeugnisse[]

Osebergschiff Rundholz RdgA Bd4. Taf.4. Abb

Rundholz vom Osebergschiff (Norwegen, um 820-834)

Der früheste Fund in Norwegen ist die Inschrift auf einem Rundholz auf dem Osebergschiff bei Tönsberg: litiluism, das vielleicht den Namen des Schiffes angibt (s. Bild). Zeitlich zunächst (ca. 900) kommt der Runenstein von Björneby in Smaalenene und die ältere Inschrift auf dem Runenstein von Oddernes von Agder (Amt Nedenes, 950-1000).

Wie auf den gleichzeitigen schwedischen Steinen wird eine andere Stilisierung als die auf den späteren Gedenksteinen gebräuchliche angewandt, eine Stilisierung, die von den ältesten Steinen mit dem 16-typigen Alphabet in Dänemark und Norwegen übernommen worden ist:

  • „stain sa statR aft - oder runaR þaR stata aft“
  • D.h. „Dieser Stein steht, diese Runen stehen zum Gedächtnis des..“ usw.

Um 900 wird in Dänemark die formelle Schablone ausgebildet, die später so gut wie die einzig gebräuchliche für diese Art von Gedenkschriften im Norden werden sollte: "N. N. errichtete oder stellte diesen Stein auf nach (= zur Erinnerung an) seinem Vater oder Sohn oder Bruder."

Norwegen[]

Runenstein von Tu RdgA Bd4. Taf.4. Abb

Runenstein von Tu auf Jæren (Rogaland)

Der erste norwegische Stein mit dieser Formulierung der Inschrift ist der Runenstein von Tu auf Jaederen (Jæren, Rogaland) von ca. 975. Besonders auf Jaederen trifft man Steine mit sehr langen Inschriften, die, trotz dem seit Anfang des 11. Jhs. immer kräftiger werdenden dänischen Einfluss, ihre eigenartigen Formen in größerer Ausdehnung bewahrten, als dies anderswo im Lande geschah.

Nur die M-Rune zeigt, wo sie vorkommt, dänische Form; so z.B. auf dem Runenstein von Klepp von ca. 1020, der dem Runenstein von Tu nach Lage und Inhalt nahekommt. Hierher gehört auch der Runenstein von Vang (1000-1025) aus Oppland.

Auf dem Runenstein von Galteland in Agder macht sich der dänische Einfluss im 11. Jhd geltend. Er erwähnt den Zug Knuts des Großen von Agder nach England im Jahre 1029 und wurde errichtet über einem Mann, der im Gefolge von Knuts Unterbefehlshaber Godwin umkam.

Eine bemerkenswerte Inschrift dieser Gruppe ist die des Silberhalsringes von Senja im nördlichen Norwegen aus dem Anfang des 11. Jhs. Anord.: „furu(m) trikia. frislats • a uit. auk. uiks. fotum. uir. skiftum“. D.h. im klassischem Isländisch: „Forum drengia Frislands a vit ok vigs fötum viþr skiptum.“ - D.h.: „Männer Frieslands fuhren wir um zu prüfen; im Handgemenge begegneten wir ihnen“.

Auf dem mit Ornamenten geschmückten Runenstein von Dynna von Hadaland (ca. 1030) haben sämtliche oben genannten Runen dänische Formen. In der jüngeren Inschrift auf dem Runenstein von Oddernes (ca. 1050) berichtet Eyvind, dass er das Patenkind Olafs des Heiligen war und die Kirche von Oddernes auf seinem eigenen Erbgut erbauen ließ.

Gelegentlich zeigen sich auch einzelne punktierte der Runen, die am frühesten in Dänemark auftreten (während der letzten Dezennien des 10. Jhds.). Hierher gehören unter anderen der Runenstein von Veum aus dem oberen Telemarken und der Runenstein von Tose aus Smaalenene (aus der 2. Hälfte des 11. Jhs). Der Runenstein von Stavanger (wahrscheinlich vor 1100) war einer der ersten, der den Unterschied des vollständig punktierten Alphabets zwischen der a- und ae-Rune anwendete.

Isle of Man[]

Zur selben Gruppe gehören auch die Steine der norwegischen Kolonien auf den britischen Inseln, besonders auf der Isle of Man in der Irischen See, die mehr als 250 Runeninschriften auf Denkmälern des 10. und der ersten Hälfte des 11. Jhs. und einige sogar aus dem 12. Jhd. aufweist. Die Runensteine von Jaederen und der Isle of Man repräsentieren eine direkte Fortsetzung der Runenformen des 9. und 10. Jhs. in Norwegen. Ein schwedischer Einfluss auf die Runenschrift der norwegischen Ansiedlungen auf den britischen Inseln und der Isle Man auf die Runen von Jaeren, wie er von Sophus Bugge angenommen wurde, ist unwahrscheinlich, seitdem sich durch den Osebergfund herausstellte, dass die schwedisch-norwegischen Runen in Norwegen mindestens 100 Jahre älter sind als auf der Isle of Man.

Schweden[]

In Schweden treten die schwedisch-norwegischen Runen während des 9. und 10. Jhs. auf Gotland und Öland, in Smaland, Ostgotland, Södermanland und Uppland auf. Später kommen sie auch in Hälsingland vor, wo sie sich weiterbilden und die sog. Hälsinge-Runen aus ihnen hervorgehen. Die ältesten Urkunden besitzt Ostgotland, das auch die meisten (5) besitzt, unter ihnen den berühmten, mehr als zwei Meter hohen Runenstein von Rök (von 850-900), der auf fünf Seiten von der Spitze bis zum Boden mit Runen bedeckt ist - die längste Runeninschrift, die wir überhaupt kennen.

Die Sitte, Runensteine zu Ehren toter Anverwandter zu errichten, ist während dieser Periode noch ziemlich selten. Die archäologischen Funde dazu sind außerhalb Ostgotlands eher selten. Gotland selbst hat zwei solcher Steine: Den Bildstein von Tjängvide und den Runenstein von Pilgårds. Smaland hat zwei Inschriften mit diesen Runen, Uppland eine usw.

Der Brauch, Steine zu errichten und zu ritzen, drang erst im Anfang des 11. Jhds. unter dänischem Einfluss und gleichzeitig mit der Einwanderung dänischer Runen ein. In diesem Zuge wurden auch die schwedisch-norwegischen Runen verdrängt, tauchten aber ab und an, besonders auf Gotland und in Uppland, unter den nun in Mode gekommenen Typen auf. Besonders galt das von der a- und n-Rune. Nur selten traf man auf die schwedisch-norwegischen Typen der s- und f-Runen und ganz selten die b-Rune.

Ein interessantes Zeugnis aus der Übergangszeit zwischen den schwedisch-norwegischen und den dänischen Runen ist der Runenstein von Kolunda in Södermanland (um ca. 1000), auf dem die eingeritzten Zeilen aufeinander stehen. Im abseits gelegenen Hälsingland behaupten die schwedisch-norwegischen Runen ihren Platz bis ins 12. Jhd. Bemerkenswert ist hier die Inschrift auf einem Eisenring, der an der Kirchtür von Forsa angenagelt war und eine Strafbestimmung über unbezahlten Zehnten enthält.

Kurzzweigrunen[]

Das Charakteristische der schwedisch-norwegischen Runen ist ihre weitgetriebene Vereinfachung der Formen (zu sog. „Kurzzweigrunen“), besonders der Beistriche der Runen in der zweiten und dritten Gruppe (Ættir). Am deutlichsten geht das aus einem Vergleich zwischen diesen und den dänischen Runen hervor.

Nr. Rune Wert Name Als Kurzzweigrune
1. F Fehu
2. 𐊓 U Uruz Hier entspringt der Beistrich, besonders in Schweden, häufig ein wenig unterhalb der Spitze.
3. TH Thurisaz
4. A Ansuz Die einseitigen Beistriche neigen dazu, den Hauptstab zu überschreiten, so dass dieser die Beistriche in der Mitte oder in der Nähe eines der beiden Enden durchschneidet.
5. R Raido Hier entspringt der Beistrich, besonders in Schweden, häufig ein wenig unterhalb der Spitze.
6. K Kenaz
7. H Hagalaz (Hagall) Begnügt sich mit einem kurzen Horizontalstrich über der Mitte des Hauptstabes.
8. N Naudiz (Naud) Trägt in ihrer Grundform einen einseitigen Beistrich, welcher immer nach rechts vom Hauptstab schräg abwärts führt.
9. I Isa
10. A Ansuz (Ar) Führt in ihrer Grundform nur noch einen einseitigen Beistrich.
11. S Sowilo (Sol) Wird auf einen kurzen vertikalen Strich an der oberen Kante des Runenbandes reduziert.
12. T Tiwaz (Tyr) Führt in ihrer Grundform einen einseitigen Beistrich.
13. B Berkano (Bjarkan) Geht von einer kantigen Grundform aus und behält die unteren miteinander parallelen Teile der Beistriche bei.
14. ߙ M Mannaz (madr) Zeigt als Beistrich lediglich einen gleichen Strich an oder gleich unterhalb der Spitze des Hauptstabes.
15. L Laguz
16. R, Y Algiz (Yr) Wird auf einen kurzen vertikalen Strich an der unteren Kante des Runenbandes reduziert.

Die einseitigen Beistriche bei den Runen der zweiten und dritten Gruppe neigten dahin, den Hauptstab mehr oder minder zu überschreiten, so dass dieser die Beistriche in der Mitte oder in der Nähe eines der beiden Enden durchschnitt. Gelegentlich gingen so die Beistriche vollständig auf die Seite über, die derjenigen, auf der sie auf dem Runenstein von Rök auftreten, entgegengesetzt ist; (s. Übersicht, Reihe I).

Auf dem Runenstein von Tu schneidet der Hauptstab die Beistriche ungefähr in der Mitte. Ebenso auf dem Runenstein von Pilgårds (außer bei der t- und l-Rune). Der Runenstein von Birka hat die Beistriche bei t- und l auf der rechten, bzw. linken Seite des Hauptstabes. Die Runen des Forsaer Ringes waren im Wesentlichen identisch mit den Runen auf dem Röker Stein. Der wichtigste Unterschied ist veranlasst durch das Material und die Art, in der die Runen hervorgebracht werden. Die Runen des Forsaer Ringes sind mit einem Meißel in weiches Eisen eingehauen; (s. Übersicht, III. Reihe).

Die Beistriche bei ą, h, n, a, t, b, m und l haben die Formen von kleinen gleichschenkligen Dreiecken, die dadurch hervorgebracht wurden, dass die eine Ecke des von der Schneide gegen den Schaft hin rasch sich verdickenden Meißels in das Eisen eingehämmert wurde. Die a-, t- und b-Rune haben die Beistriche auf der rechten Seite. Aus den Runen des Forsaer Ringes gingen die Hälsinge-Runen hervor, hauptsächlich dadurch, dass die Hauptstäbe weggelassen wurden; (s. Übersicht, Reihe IV).

Gelegentlich wurde auch ein Beistrich weggelassen oder reduziert. Unverändert aber blieb die i-Rune, die ja keinen Beistrich hat. Die m- und R-Rune wurden zu einem Kolon an der oberen, bzw. unteren Partie des Runenbandes vereinfacht.

Worttrennungszeichen[]

Die Worttrennungszeichen werden in älteren Inschriften mit schwedisch-norwegischen Runen sparsamer angewendet und trennen öfter nur Sätze und größere Abschnitte von Sätzen als Wörter. Zu den Trennzeichen gehören:

Schwedisch-norwegische Runen Übersicht RdgA Bd4. Taf.5. Abb

Übersichtstabelle Schwedisch-norwegische Runen und Hälsinge-Runen der 16-typigen Runenreihe.

Runennamen[]

Die Namen der Runen sind im Wesentlichen dieselben wie diejenigen der dänischen Runen; innerhalb der schwedisch-norwegischen Kultursphäre sind sie u. a. bekannt aus einem altnorwegischen Runengedicht (ca. 14. Jh.) auf einer 1728 verbrannten Gesetzeshandschrift in Kopenhagen, von der sich zwei Abschriften finden. Hier sind die Namen allerdings nicht angegeben, aber der Reim, der an jede Rune angeschlossen ist, führt auf die appellativische Bedeutung des Runennamens... → zum Hauptartikel.

Geheimrunen[]

Geheimrunen kommen in verschiedenen Arten besonders auf dem Runenstein von Rök und den Inschriften von Maeshowe (Mainland, Orkney) vor. Eine Art von Geheimrunen entsteht z. B., wenn man das Zeichen anwendet, welches in der Runenreihe unmittelbar vor oder nach der Rune steht, die man im Auge hat.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

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