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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 23. Oktober 2013 als Spotlight vorgestellt.

Der auf gelehrtem Weg eingebürgerte Name Skandinavien geht auf einige Handschriften von Plinius dem Älteren (NH. 4, 96) zurück. In anderen Handschriften wird stattdessen Scadinavia benutzt. Eine andere konkurrierende Schreibung war Scatinavia (NH. 8, 39).

Benennung[]

Mit dem Namen "Scadinavia" stimmt das ags. Scedeníz (Beowulf, 1686) überein. Daneben ist auch ein synonymes Scedeland (für Scedelland, Scedenland) belegt (Beowulf, 19). Auch das anord. Skáney, aschwed. Skáne, Skáni, schwed. dän. Sákne geht auf dieselbe Grundform zurück, das got. *Skadinawi. Zudem kommen bei Plinius (NH. 4, 104) mehrere Scandiae (Scandiae) vor.

Der griechische Geograph Claudius Ptolemäus (ca. 100-160 n.Chr.) beschreibt in seiner Geographike Hyphegesis (II 11, 16) vier Inseln namens Σκανδίαι (Scandiae), drei kleine und eine große. [1] Er schreibt:

„Östlich der cimbrischen Halbinsel gibt es vier Inseln, genannt skandische Inseln, von ihnen drei kleinere, von denen die eine in der Mitte die folgende Position hat [41°30; 58°00]... Es selbst wird passend Scandia genannt, und seine westlichen Region wird durch die Chaedini bewohnt, seine östlichen Region von der Favonae und Firaesi, seine nördlichen Region von den Finni, seine südlichen Region von der Gutae (Gautae) und den Dauciones und seine zentralen Region durch die Levoni...“

Claudius Ptolemäus: Geographike Hyphegesis [2]

Auch das Scandza des Jordanes geht auf diese Vorlagen zurück, die aus der Geographie des Isidoros von Charax schöpfen. Hier taucht eine andere Namensform auf, die von ursprünglich adjektivischem Charakter vom germ. Skaðni (= got. Skadni, pl. Skadnjos) stammt. Vielleicht liegt im Scadanau der Origo gentis Langobardorum [3] und anderen jüngeren Belegen eine weitere Ablautstufe der ursprünglichen Form vor.

Etymologie[]

Was die Etymologie des Namens "Scadinavia" betrifft, ist der zweite Teil, der auch in Auster- und Actavia vorliegt, germ. *awi = 'Insel' und zeigt, dass der Name von Süden her gegeben wurde, von wo aus man Skandinavien für eine Insel halten konnte.

  • Der österreichische Mediävist und Altphilologe Dr. Rudolf Much (1862-1936) glaubte [4] an den Namen der altnordischen winterlichen Göttin Skadi eine Ableitung von got. skadus mit dem Sinn von 'nordseitig' anknüpfen zu dürfen. [5]
  • Der norwegische Philologe Sophus Bugge (1833-1907) deutete Scadinavia als 'Hirtenau' unter Voraussetzung eines germ. *skada- 'Vieh' (= aslav. skotú) und *skadana- 'Hirt'. [6]
  • Dagegen erinnert der Sprachwissenschaftler Otto Schrader (1855-1919) an anklingende Fischnamen: air. scatán - 'Hering', cymr. ysgadan - 'Heringe', ags. *sceadd, engl, shad, nhd. Schade - 'Alse oder Maifisch, ein dem Hering sehr ähnlicher Fisch', norw. skadd - 'salmo lavaretus' (Lavaret / Coregonus lavaretus). Scadinavia ist ihm danach die Heringsinsel, eine Deutung, die er noch durch einen Hinweis auf eine Notiz aus dem Germania-Kommentar von Althamer Brentius (1580) zu stützen sucht, der zufolge die Ostsee von manchen der Heringsee genannt wurde. [7]

Zugunsten von Schraders Erklärung kann noch auf den schwedischen Ort Skanør auf der Südspitze von Schonen hingewiesen werden, den alten Mittelpunkt des Heringfangs und Heringhandels in Norden. Man könnte dagegen einwenden, dass ein Name des Sinns "Heringsinsel" für ein Land, von dessen großer Ausdehnung man eine Vorstellung hatte, wenig passend scheint und auch das Vorkommen mehrerer Scandiae auffallen müsse. Vielleicht läßt aber Schraders Deutung insofern eine Abänderung zu, als sich Scadinavia und Scandiae zunächst als Bezeichnung der Inseln im *Scadinus, *Scad(a)nus und dieser selbst als 'Heringsee' auffassen ließe.

Codannovia[]

Der antike Geograph Pomponius Mela nannte Skandinavien Codannovia und das angrenzende Meer lat. Codanus Sinus - Ostsee. Wenn Codanus aus Scadanus umgeformt wäre, was aber angesichts des Beleges bei Plinius (NH. 4, 96) keine greifbare Wahrscheinlichkeit für sich hat, läge die Auffassung von der 'Heringsee' besonders nahe. Trotzdem kann auf die Bildung von Codanus und von as. geban, ags. geofon hingewiesen werden. Dann wäre auch Skanør als sandiger Strandplatz am Scadinus statt als 'Heringsand, Heringstrand' zu verstehen. Doch könnte Skanør auch aus Skánøiar ør entstanden sein wie anord. sonarblót, sonardreyri aus sonargaltar blót, dreyri gekürzt ist.

Karten[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Geographike Hyphegesis. Claudius Ptolemäus. Um 150.
  2. The Geography of Claudius Ptolemy. Published in English translation by Dover Publications, 1991. S. 10.
  3. Wikisource: Origo Gentis Langobardorum (lat. Volltext).
  4. Dr. Rudolf Much in Zeitschrift für deutsches Altertum. Berlin 1892 ff. Band 36 (1904); S. 125 ff. Digitalisat in Internet Archive
  5. Göttingische Gelehrte Anzeigen (GGA). Band 163 (1901), S. 467. Digitalisat in Internet Archive
  6. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (PBB). hrsg. v. W. Braune. Halle 1874 ff. Ausgabe 21 (1896), S. 424 (Digitalisat bei DigiZeitschriften)
  7. Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde. Otto Schrader. K. J. Trübner Verlag. Straßburg, 1901. S. 233 f.
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