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Faustschilde oder auch Fausttartschen (franz. boce, bocéte, rondelle de poing auch pavoisienne, ital. brochiero, engl. fist shield) bzw. Buckler sind kleine, zuweilen mit Nabel versehene Rundschilde (Nabeltartschen), die nicht mehr als 0,5 m im Durchmesser betragen und lediglich die Hand bzw. Faust schützen. Sie waren vom 14.-16. Jh. besonders bei Fußkämpfern üblich. [1]

Beschreibung[]

Die Faustschilde bilden eine besondere Schildform, die sich in der Tragart wie im Gebrauch wesentlich von allen anderen unterscheidet. Sie trat schon im 8. Jah. bei den Byzantinern auf, was auf ihren orientalischen Ursprung schließen lässt.

Der Faustschild ist hauptsächlich auf den Einzelkampf ausgelegt und soll nicht nur passive Deckung vor der feindlichen Waffe bieten, sondern auch bei geschickter Handhabung den Schwerthieb ablenken oder parieren. Er war an der Außenseite bisweilen mit Haken versehen, um das Schwert des Gegners festzuhalten, und hieß dann Degenbrecher.

Während am Ende des 15. Jhs. die größeren Schilde aufhörten, im Gefecht zu dienen, waren im 16. und 17. Jh. die kleineren Faust- oder Handtartschen sowie die kleinen runden Faustschilde, als Abwehren für die linke Hand, ebenso wie die Linkehanddolche, für die Fechtkunst dagegen wieder allgemein im Gebrauch gekommen.

13. bis 14. Jahrhundert[]

Mit Faustschilden bewaffnete Krieger finden wir schon um 1200. In französischen Handschriften des Mittelalters sind sie häufig abgebildet, wie z.B. im Bréviaire d'amour der 2. Hälfte des 13. Jhs., in der Nationalbibliothek zu Paris und im Tristan um 1260. Der Faustschild war anfänglich nur in Italien und der Provence üblich und fand erst im 14. Jh. auch in Deutschland Eingang, wo er aber ausschliesslich nur bei Zweikämpfen, dem alten Fußkampf, auftritt.

Der englische Schild aus der Mitte des 14. Jhs. glich noch dem kleinen Dreispitz und maß nur zwei Fuß. Auf ihn folgte der erste Faustschild, dessen Größe 1 ¼ Fuß nicht überschritt und der sich bis ins 16. Jh. erhielt, wo er im Triumphzug Maximilians auch Pugkler (Buckler) genannt wurde.

15. bis 16. Jahrhundert[]

In Italien und Frankreich wurde der Faustschild an einem Haken am Gürtel, oder noch häufiger am Schwertgriff geführt, wo er mit dem Handbügel über den Griff gehängt wurde. In letzterer Art getragen finden wir ihn in der Chronik des Froissart in der Nationalbibliothek um 1440 und in einem Kreuzigungsbild des Gerard David in der Berliner Galerie (Anfang 16. Jh.).

Im 16. Jh. als die italienischen Fechtschulen überall mächtigen Einfluss gewannen, kam der Faustschild so sehr in Mode, dass junge Männer jener Zeit diesen an ihren Degengehängen stets mit sich führten. So sehen wir einen jungen Engländer in solcher Ausrüstung im Werk des Caspar Rutz von 1557. [3]

Gegen das Ende des 16. Jhs. verwarfen die venetianischen Fechtschulen den Faustschild gänzlich und bewehrten die linke Hand mit dem Fechtdolch (sog. „Linkehanddolch"), der um den Beginn des 18. Jhs. und in dem Augenblick ebenfalls verschwand, als das Tempofechten aufkam, bei dem die Degen- oder Parierklinge ebensowohl den Ausfall als die Parade durchführte.

17. Jahrhundert[]

Im englischen Heer wurden noch Anfang des 17. Jhs. runde Faustschilde geführt, die in ihrem Mittelpunkt eine Schießvorrichtung besaßen. In diesem Fall war das Schloss im Inneren des Schildes angebracht und ein kleiner, kurzer Lauf ragte aus dem Schildnabel hervor. Solche Exemplare werden noch im Tower von London bewahrt.

Orient[]

Im Spätmittelalter (15. Jh.) bedienten sich die Sarazenen kleiner, handlicher Rundschilde aus Fisch- oder Nashornhaut, die in der Art der Faustschilde getragen wurden. Ihr Durchmesser überragte nie 40 cm. Man fand sie noch im 17. Jh. und später in Verwendung.

Galerie[]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 360. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006593526
  2. Englischer Faustschild (span. broquel) aus der Mitte des 14. Jhs., sog. Pavoisienne, nur 1 ¼ Fuß im Durchmesser.
  3. Rutz, Caspar. Omne pene gentium imagines, 1557.
  4. Objekt 1. 5 im Artillerie-Museum Paris: Dieser stählerne Faustschild wird dem Grafen von Richmond (König Heinrich VII. von England im Jahre 1485) zugeschrieben.
  5. Englischer Faustschild vom Anfang des 16. Jhs. Durchmesser = 45 cm. Er besteht aus Eisen und wurde mit einem kleinen Handluntenfeuerrohr versehen, einer Art Veuglaire, das mittels beweglicher Büchse geladen wurde. Der Tower zu London besitzt 25 Stück solcher Schilde, die schon unter Eduard VI. (1547) Verwendung fanden.
  6. Diese Fausttartschen so wie die kleinen runden Faustschilde waren im 16. u. 17. Jh. wieder als Linkehand in der Fechtkunst im Gebrauch.
  7. Faustschild, Degenbrecher mit Armzeug aus Eisen, aus einem Stück gemacht. Der gewöhnliche Faustschild war allerdings viel kleiner als dieser hier. - Aus Artillerie-Museum Paris und kaiserliches Arsenal in Wien.
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