Mittelalter Wiki
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Nasalhelme sind konische Spitzhelme mit feststehendem Naseneisen. Sie wurden vom ausgehenden Frühmittelalter, vor allem aber im Hochmittelalter vom 9. bis 12. Jh. gebraucht und geht auf orientalische Vorbilder zurück.

Beschreibung[]

Der Nasalhelm besteht aus einem in Kegel mit einem unbeweglichen, mehrere Finger breiten Nasenschutz oder Schemenbart (Nasal), einen Bestandteil, der zum Schutz der Nase diente und über diese abwärts reichte.

Bei einigen Exemplaren ist die Helmglocke aus Segmenten zusammengesetzt; häufiger jedoch sind diese Helme aus einem Stück getrieben und schmucklos. Neben dem großen, mandelförmigen Schild (Tropfenschild) und dem knielangen Kettenhemd bildete der Nasalhelm die Schutzbewaffnung der hochmittelalterlichen Krieger.

Der Nasalhelm wurde über der Kapuze des Kettenpanzers (Ringhaube bzw. Helmbrünne) getragen, deren metallenes, meist aus Ketten oder Maschen gefertigtes Gewebe häufig die Verlängerung, eine Art Kapuze, des Hauberts oder Panzerhemdes bildete. Den Kopf schützte außerdem noch eine gepolsterte Haube, über die man dann die Panzerkapuze zog.

Das Naseneisen hielt direkte Hieben gegen das Gesicht ab, bot jedoch wenig Schutz vor seitlichen Hieben. Am Ende des Nasals befindet sich ein Häkchen, mit dem man die Panzerkapuze in das Naseneisen einhängen konnte. Im Nacken wurden die Nasalhelme mittels Bändern an die Brünne genestelt, wie man noch an einigen Siegeldarstellungen ersehen kann.

10. Jahrhundert[]

Von dieser Helmgruppe haben sich nur sehr wenige Exemplare erhalten. Eines der ältesten Beispiele eines Nasalhelmes mit festem Nasenschutz ersehen wir im Helm des heiligen Wenzel von Böhmen (dem sog. Wenzelshelm) im Schatz des St. Veitsdomes zu Prag. Er ist noch aus mehreren Stücken zusammengenietet, aus Eisen und mit Silber eingelegt. An seinem Rand vom ist eine Spange, Naseneisen (nasal) angenietet. Auf der Rückseite befindet sich ein ähnlicher breiter Fortsatz. Dieser Helm kann anhand der Lebensdaten des hl. Wenzel († 935) in die Mitte des 10. Jhs. datiert werden. Die beiden Daten - der Tod des hl. Wenzel im Jahre 935 und die Schlacht von Hastings 1066 - geben zugleich die ungefähre Zeitspanne an, in der die meisten Nasalhelme entstanden sein dürften.

11. Jahrhundert[]

Im 11. Jh. treffen wir den Nasalhelm nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch auf den Britischen Inseln und in den nördlichen Ländern bis hinunter nach Italien. Im Norden erblicken wir diesen Typus häufig aus 2 Kupferhälften gefertigt und mit Bronze verziert (Bild).

Mit dem Ende des 11. Jhs. erscheinen die ersten solcher Helme aus nur einem Stücke getrieben (Bild). Diese Tatsache zeigt eine enorme Entwickelung der Waffenschmiedekunst in jener Zeit, wenn man die hierbei erforderliche Fertigkeit in Betracht zieht. Ein scheibenförmiges, entsprechend dickes Stück reinen Eisens musste im glühenden Zustand mittels schwerer Fallhämmer zuerst in eine konkave Form gebracht und dann am Amboss mittels des Handhammers ausgefertigt werden. - Eine Kunst, die im Orient schon weit vor dem 10. Jh. geübt wurde.

Wegen seiner Darstellung auf dem Teppich von Bayeux (Schlacht von Hastings 1066) wird diese sphärisch spitz zulaufende Helmform auch fälschlich "Normannischer" oder "Franko-normannischer Helm" genannt, eine Bezeichnung, die allerdings nicht ganz zutreffend ist. [1] Neben dem spitz-zulaufenden Nasalhelm erscheint im 11. Jh. ein neuer Typus des Glockenhelms, der ebenfalls mit einer festen Nasenberge versehen war und daher als Variante des Nasalhelmes gesehen werden kann. Er herrschte bei den nordgermanischen Stämme vor und besaß eine gewölbte Glocke und etwas später Sturmbänder und beweglichen Nackenschutz.

12. Jahrhundert[]

Der Nasalhelm war im beginnenden Hochmittelalter ein erheblicher Fortschritt in der Helmform, wenn auch gegen Schlagwaffen noch nicht ausreichend deckend. Trotzdem erhielt er sich in dieser konischen Form bis ins 12. und 13. Jh. hinein. Unter den Arabern und den persischen und turanischen Völkern erhielt sich diese Form bis ins 17. Jh.

So sind auch zu Beginn des 12. Jhds. noch König Heinrich I. von England (1100-1135) und Alexander I. von Schottland (1107-1124) auf ihren Siegeln beide mit denselben konischen Nasalhelmen dargestellt, die in Frankreich „Normannenhelm“ hießen. Erst gegen Ende des 12. Jhds. erscheint in England der Glockenhelm, wie ihn das Siegel des Königs Richard Löwenherz (1189-1199) zeigt während dieser Helm in Deutschland schon im 9. Jhd. in Gebrauch war. [2]

Galerie[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

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