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Der Stuttgarter Psalter (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Bibl. Fol.23) ist eine zwischen 820 und 830 in der Abtei Saint-Germain-des-Prés nahe Paris entstandene karolingische Bilderhandschrift. [1]

Beschreibung[]

Die Miniaturen aus dem Stuttgarter Psalter zeigen anschaulich Kleidung und Gerätschaften des 8. und 9. Jhs. Man erkennt gut die damals beliebte und vorherrschende Zusammenstellung der Farben in den Buchmalereien der Karolingerzeit, die allerdings auch einen Rückschluss auf die tatsächliche Farbgebung der Kleidung zuläßt.

Die Trachten und Gerätschaften in den Bildern erinnern noch an die Antike bzw. Spätantike, und sind typisch für einen Codex aus dem 8. bis 9. Jh. Doch ist die Schrift, die Behandlung der Malerei, die Architektur und die Art der Darstellung bereits vergleichbar mit späteren Buchmalereien aus dem 10. Jh. Dieses Pergamentmanuskript gibt sowohl für den Stand der Kunstentwicklung, als für Kleidung, Gebräuche und Gerätschaften jener Zeit einige wichtige Aufschlüsse und bildet eine der reichsten und interessantesten Quellen.

Da sich die Figuren häufig nicht auf besondere einzelne Persönlichkeiten beziehen, sondern allgemeine Darstellungen eines Königs, einer Frau, einer Jungfrau, eines Kriegers u.s.w. sind, bilden sie damit stilisiert die Stände aus dem 9. Jh., der Entstehungszeit dieses Buches, ab.

Beschreibungen Blatt 1 bis 50[]

Bl. 03v: Absalon verfolgt David[]

Absalon verfolgt seinen Vater David. Bei den Helmen nach Römerart ist zu bemerken, dass zwei davon die Form phrygischer Kappen haben.

Bl. 21r: Bogenschütze[]

Abbildung bei Psalm 18, Vers 35: „Er lehret meine Hand streiten, und meinen Arm einen Bogen spannen". Fränkischer Bogenschütze mit römischen Schuppenharnisch. Der Bogen ist hier noch sehr kurz und stark gekrümmt. Außer dem Schuppenpanzerhemd ist der Kopfschutz interessant. - Eine Eisenkappe mit dem schon in den Lex Ripuaria (7. Jh.) erwähnten Eisenkreuz (fränkische Bewaffnung aus der Eisenzeit).

Bl. 21v: Reiter mit Schild[]

Abbildung zu Vers 41: „Du gibst mir meine Feinde in die Flucht, dass ich meine Waffen zerstöre“. Sie zeigt einen berittenen Krieger mit Rundschild und römischen Schuppenharnisch.

Bl. 30v: Bett[]

Auf Blatt 30v zeigt die Abbildung bei Psalm 24, Vers 13 eine Bettlade aus gedrehten Holz. Sie ist von derselben Art, wie andere Möbel in diesem Manuskript. Für Hausgeräte scheint dieses eine beliebte Form um diese Zeit gewesen zu sein.

Beschreibungen Blatt 51 bis 100[]

Bl. 57v: Königspaar[]

Auf Blatt 57v (S. 118) sieht man ein Königspaar als Bild zu Psalm 45, Vers 10: „In Deinem Schmuck gehen der Könige Töchter; die Braut steht zu Deiner Rechten in eitel köstlichem Golde." Bemerkenswert ist hier, dass die Beinkleidung des Königs aus zweierlei Farben zusammengesetzt ist, was in diesem Manuskript sehr häufig vorkommt - ein Zeichen, in welch frühe Zeit bereits die später so beliebte Mi-Parti (farbliche Zweiteilung des Gewandes) zurück reicht.

Eben so häufig um diese Zeit, und besonders in diesem Psalter, erscheinen als Verzierung an verschiedenen Stellen der Kleidung, hier vorn auf dem Mantel, eckige und runde, eingesetzte Stücke aus anderem Stoff, die nach ihrer verschiedenen Art die Abstufungen der Stände bezeichneten, vergleichbar mit der Eigenheit der Byzantinischen Tracht der Spätantike (Bild). Die Kleidung der Königin ist schlicht anliegend, mit Borten und Steinen besetzt, wie man sie auch noch im 11. Jh. antrifft.

Bl. 58r: Königstochter mit Gefolge[]

Auf Blatt 58r (S. 119) erscheint eine Königstochter mit Gefolge, als Bild zu Psalm 45, Vers 15: „Man führet sie in gestickten Kleidern, und ihre Gespielen, die Jungfrauen, die ihr nachgehen, führet man zu Dir." Die Fürstin hat eine Krone auf dem Haupt und eine zweite in der linken Hand, den Mantel mit einer Agraffe auf der Brust zusammengeheftet. Der Mann ist in Römerart gekleidet und trägt Schild und Lanze. Die Begleiterin hat die Haare mit Bändern umwickelt.

An der Architektur der Burg ist der romanische Stil bereits stark ausgebildet; bemerkenswert sind die hufeisenförmigen Bögen, die dem Orientalischen entnommen sind. Die Burg hat verschiedene Farben, wie auch um diese Zeit in der Wirklichkeit die Werke der Architektur bemalt waren.

Bl. 72v2: König David[]

Auf Blatt 72v erscheint auf der unteren Abbildung zu Psalm 60 König David, wie er auf seinem Ruhebett für das Wohl des Volkes Israel betet. Das Ruhebett steht unter einer Rundbogen-Architektur und ist mit einem Teppich behangen, dessen Verzierungen an die antiken Mosaikarbeiten erinnern.

Bl. 83v2: Die Verkündigung Marias[]

Auf Blatt 83v (S. 172), die Verkündigung Marias, sieht man eine Ausschmückung des Psalms 72, Vers 6: „Er (Christus) wird herabfahren wie der Regen auf das Fell, wie die Tropfen, die das Land feuchten". Die hl. Maria erscheint in der Tracht einer vornehmen Frau der damaligen Zeit. Sie ist damit beschäftigt Garn zu spinnen. Die ausgebreiteten Hände zeigen das Staunen an, welches sie über die Ankunft des Engels befällt. Ihr Haar ist mit Bändern umwunden und mit drei darauf gesteckten Steinen verziert.

Beschreibungen Blatt 101 bis 165[]

Bl. 139r[]

Auf Blatt 139r zeigt die Abbildung zu Psalm 119, Vers 103 ein Bettgestell aus Holz. Darauf liegt eine Art von Matraze, welche oben und unten gerundet und verziert ist. Die Lampe auf dem Dreifuß ist von antiker Form.

Bl. 163v[]

Stuttgarter Psalter Cod.bibl.fol.23, Bl.163v - Hefner Taf

Bl. 163v: Gesang, Tanz und Musikinstrumente

Die Abbildung von Bl. 163v gehört zu Psalm 150, in welchem dazu aufgefordert wird, Gott mit Gesang, Musikinstrumenten und Tänzen zu loben. In der Mitte steht der König, der auf einer Zither mit einem Plektrum spielt.

Diese Form der Zither erscheint in dem Manuskript sehr oft. Ein Mann bläst auf einem Horn, wie man noch ähnliche aus dem Altertum aus Elfenbein erhalten findet. Eine Frau hat Cymbeln, welche an Stäben befestigt sind und durch Schütteln zusammenschlagen.

Obwohl die Zeichnung der Orgel vergleichsweise schlicht gehalten ist, so sieht man doch, dass ihre wesentlichen Bestandteile mit denen aus späterer Zeit übereinstimmen. Drei Männer treten den Blasbalg, eine Art Schlauch; einer hält ihn an einer Handhabe um ihn wieder aufzuziehen. In der Hütte erblickt man eine tanzende Figur ohne Kostüm, blos mit einem Schal bekleidet. Oben auf dem Berg sieht man die Bundeslade.

Galerie[]

Blatt 001 bis 050[]

Blatt 051 bis 100[]

Blatt 101 bis 165[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

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