Mittelalter Wiki
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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 16.03.2018 als Spotlight vorgestellt.

Das Wappenschild Konrads von Thüringen befand sich ursprünglich als Totenschild in der Elisabethkirche zu Marburg in Hessen und wurde dann als Exponat des Universitätsmuseums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg im Marburger Schloss ausgestellt (Inventar-Nr. 3177). [1]

Beschreibung[]

Dieser Wappenschild stammt aus dem Besitz des Landgrafen Konrad von Thüringen und wurde von diesem zu seinen Lebzeiten als Ritter getragen. Nach Konrads Tod im Jahr 1241 hängte man den Schild nach damaliger Sitte als Totenschild über seinem Grab auf.

Der Wappenschild selbst datiert etwa in das Jahr 1230-1240 und besitzt die typische Dreieckschildform des 13. Jhs. Er misst 90 cm in der Höhe, 73 cm in der Breite und ist zu beiden Seiten hin ein wenig gewölbt, von oben nach unten hingegen läuft er in gerader Linie. Der Schild besteht aus Holz und ist auf der Vorderseite mit bemalten Pergament überzogen. Er befindet sich außerdem in sehr ähnlicher Weise abgebildet auf Konrads Grabstein in der Elisabethkirche.

Bunter Löwe[]

Konrads Schild zeigt die älteste Darstellung des Bunten Löwen in einem Wappen. Dieser wurde aus erhaben gepresstem Leder auf dem blau bemalten Grund aufgesetzt, ist siebenmal rot-weiß geteilt und birgt zwischen seinen Hinterpranken das Wappen des Deutschen Ordens. [1] Früher trug er eine Krone aus vergoldetem Blech auf dem Kopf, von der noch einige Stücke vorhanden sind. Die grobschlächtige Aufnagelung der Figur des Löwen auf das Schild ist späteren Datums. Zuvor waren allein die Konturen des ausgeschnittenen Leders mit dem Grunde des Schildes so vereinigt, dass sie in letzterem ganz verschwanden. Die Ausläufer des Löwen in Locken u. dgl. wurden durch die Be- und Übermalung hergestellt.

Deutschordensschild[]

Konrad war der einzige hessische Landgraf, der in den Deutschen Orden eintrat, und so erkennt man auch auf seinem Wappenschild das Zeichen dieses Ordens, ein kleines weißes Schildchen mit schwarzem Kreuz. Da dieses kleine Schildchen des Deutschherrenordens unten rund ist, kann man annehmen, dass es wohl erst gegen Ende des 14. Jhs. darauf gemalt wurde, zu welcher Zeit man Konrad noch als ehemaligen Besitzer dieses Schildes, der über seinem Grabe hing, nennen konnte.

Rückseite[]

Das Interessanteste dieses an und für sich schon sehr merkwürdigen Schildes ist die Rückseite. Diese war ursprünglich mit Pergament überzogen und gänzlich vergoldet. Auf diesem Goldgrund befand sich in starken Umrissen in Lasurfarben ausgemalt ein Zyklus mehrerer Figuren: Die Geschichte eines Ritters - wohl jene Konrad's, des Besitzers des Schildes. Da aber der Löwe auf der Vorderseite losgegangen war und ungeschickter Weise an seinen Konturen mit Nägeln aufgeheftet wurde, welche man durch den ganzen Schild schlug, ging die Bemalung der Rückseite fast ganz zu Grunde, indem die Vergoldung und Bemalung von der Kreidegrundierung abfiel.

An den noch wenigen erhaltenen Stellen der Schildbemalung auf der Rückseite sieht man die Figur eines Ritters. Er erscheint in der Kriegertracht des 13. Jhs.: Er trägt das vollständige, auch den Kopf umgebende Kettenhemd, welches in dieser Malerei nur durch einen grauen Ton angegeben ist, darüber den bis an das Knie reichenden unten ausgezackten Waffenrock; er ist rot und mit feinen Goldlinien verziert, an den Säumen weiß gefaßt. Auf demselben befindet sich dreimal der blaue hessische Schild mit rot und weißen Löwen.

Der Schwertriemen ist wie damals fast immer weiß; unter den Knien sind rote Streifen. Aus wenigen Spuren sieht man, dass eine Dame mit rotem Kleid vor diesem Ritter stand und der ganze Goldgrund mit grünen Ranken durchzogen war, an denen sich rote Blumen befanden. Die restlichen noch vorhandenen kleinen Stückchen dieser Malerei lassen vermuten, dass noch mehrere Ritter zu Pferde und andere Figuren vorhanden waren.

Insgesamt zeigt dieser Wappenschild nicht nur, wie sehr im 13. Jh. das hessische Wappen bereits ausgebildet war und überhaupt die ganze Schildbemalung den Ursprung der Heraldik bildete, sondern wie schon gegen die Mitte des 13. Jhs. diese technische Behandlung der Malerei an Gerätschaften und Waffen vorkommt, welche man gewöhnlich nur an Kunstwerken späterer Zeit, besonders in Gemäldesammlungen zu suchen pflegt.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

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