Mittelalter Wiki
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Als Weise Frauen sind im Volksglauben der germanischen Stämme jene Frauen bekannt, denen besondere prophetische Gaben der Weissagung und Zauberkräfte zugesprochen wurden. In den nordgermanischen Quellen heißen sie spákonur.

Beschreibung[]

Wie die weissagenden Frauen des Nordens, die vǫlur oder spákonur, hatten auch bei den Südgermanen die zukunft-kündenden Frauen große Bedeutung. Schon die Cimbern begleiteten solche und erhoben im Heere des Ariovist ihre warnende Stimme.

Weissagung[]

Von prophetischen Frauen mit der Gabe der Weissagung berichtet z.B. das Nibelungenlied, wo die wísiu wíp den Burgunden ihren Untergang verkündeten. Laut dem De Bello Gallico [1] warnten die Hausmütter den Ariovist, vor Neumond den Kampf mit Cäsar aufzunehmen und gemäß Walahfrid Strabo prophezeiten kimbrische Frauen den Ihrigen auf ihren Zügen den Sieg.

Welcher Mittel sie sich bei ihrer Prophetie bedienten, verschweigen die Quellen allerdings. Nur von den Wahrsagerinnen der Cimbern berichtet Walahfrid Strabo, dass sie aus dem Blute der Gefangenen beim Opfer geweissagt hätten. Diese Prophetie aus und bei dem Opfer ist bei den Nordgermanen nicht selten. Aus dem zuckenden Herzen ihres Opfers weissagten sie vor Beginn ihrer Wikingerfahrten den Ausgang ihres Unternehmens [2], in der Heimskringla erfuhr König Dagr durch das Opfer, wo sein Sperling getötet worden war und Granmarr, dass er nicht mehr lange leben würde.

Bei den Norwegern und Isländern zogen Frauen mit prophetischer Gabe in der Winterszeit von Gehöft zu Gehöft und kündeten den Leuten das Schicksal (vgl. Völven). Wegen dieser prophetischen Gabe glaubte auch man, dass den Frauen etwas Göttliches inne wohne, und man erbat sie deshalb um ihren Rat. [3] Ja, es entstand der Glaube, dass Frauen das Schicksal der Menschen bestimmten, dem niemand entrinnen könne (vgl. Nornen).

Zauberkräfte[]

Neben der prophetischen Gabe wurde den germanischen Frauen die Kraft des Zauberns zugesprochen. In dieser Tätigkeit begegnen sie im ersten Merseburger Zauberspruche, wo sie als idisí (vgl. Disen) durch Fernzauber die Ketten der gefangenen Freunde entfesseln. Andrerseits können sie auch die Heerfessel über die Gegner werfen, die diese dann in ihrer Tätigkeit hemmt, so dass sie bald - wie in der Sturlungasaga - das Opfer ihrer Feinde werden. [4]

Hier berühren sich die weisen Frauen mit den Walküren, die in den altnordischen Quellen häufig dísir genannt werden. Dísir ist daher der umfassendere Begriff, worunter Frauen mit prophetischer Gabe, Schicksalsmächte, helfende Wesen (vgl. Fylgjur) verstanden werden. Ihre Tätigkeit endete nicht mit dem Leben, sondern setzte sich nach dem Tode fort. Darin weilten sie schirmend oder schädigend über dem Land und wurden zu landdisir, denen auf Island verschiedene Steine gesetzt worden sind.

Ihnen wurden dann auch Opfer gebracht, das dísablót, das, wie das álfablót, zur Zeit des Mittwinters stattfand. Auch eine Art Tempel scheint zu ihrem Dienst errichtet worden zu sein; wenigstens erwähnen die mythischen Sagas wiederholt einen dísarsalr. Als Zauberinnen besaßen die Weisen Frauen auch Proteusnatur. So begegnen sie in der Dichtung vor allem als Schwanenjungfrauen und lebten im Volksglauben in ihrer schädigenden, verderbenbringenden Tätigkeit als Hexen jahrhundertelang fort.

Persönlichkeiten[]

Zu den Weisen Frauen gehörte u.a. auch jene Frau, welche laut Dio Cassius dem Drusus im Lande der Cherusker sein nahes Ende prophezeite, dann:

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. De Bello Gallico (Wikibooks): Liber I - Kapitel V. Gaius Iulius Caesar. Paralleltext Lateinisch–Deutsch auf Gottwein.de. Bell. gall. I, 50
  2. Dudo in den Mém. de la Soc. des Antiq. de Normandie XXIII, 129
  3. Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania). Übersetzung "Die Germania des Tacitus". Anton Baumstark: Freiburg 1876. Digitalisat auf Wikisource. Germ. 8
  4. Sturlungasaga. I 385; II 47
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